Leipzig (aw). Nach Jahren des Leerstandes soll das ehemalige "Gästehaus des Ministerrates und Politbüros der DDR" in der Schwägrichenstraße bis 2025 saniert und ausgebaut werden. Über den entsprechenden Bebauungsplan und den Durchführungsvertrag mit dem Investor kann nun der Stadtrat entscheiden. Im seit 2013 unter Denkmalschutz stehenden, zu den Bauten der DDR-Moderne gehörenden und auch als "Gästehaus am Park" bekannten Gebäudeensemble in Zentrum-Süd sollen auf 10.600 Quadratmetern 130 Wohnungen unterschiedlicher Größe entstehen. Die Bestandsgebäude werden dafür denkmalgerecht saniert. Besonderer Wert wird gelegt auf die originalgetreue Fassadengestaltung sowie die Rekonstruktion eines Wandreliefs des Leipziger Malers Bernhard Heisig (1925 - 2011): Das sechs Meter lange Werk ist Teil des Foyers des ehemaligen Gästehauses.
Der zweigeschossige Flachbau sowie das 6-geschossige Bestandsgebäude werden um jeweils eine Etage erweitert, ein 7-geschossiger Neubau im nordwestlichen Teil des Grundstücks ergänzt das Ensemble. Der Flachbau und die beiden Hochbauten erhalten jeweils begrünte Dächer. Neben familiengerechten und barrierefreien Wohnungen ist auch eine große Tiefgarage vorgesehen. Deren Zufahrt erfolgt über die Karl-Tauchnitz-Straße, die Ausfahrt ist in der Schwägrichenstraße geplant.
Der Entwurf zum Bebauungsplan war im April 2019 veröffentlicht worden, die eingehenden Stellungnahmen flossen in den nun vorliegenden Planungsstand ein.
Das ehemalige „Gästehaus des Ministerrates und Politbüros der DDR“ wurde 1968 vom SED-Staatschef Walter Ulbricht eröffnet. Neben Ulbricht gastierte auch Nachfolger Erich Honecker mindestens zwei Mal pro Jahr während der Leipziger-Messe im Gebäude. Quartier bezogen auch weitere DDR-Größen und ausländische Staatsgäste. 1983 wurde in einem abhörsicheren Bunker unter dem Haus ein Milliardenkredit für die fast bankrotte DDR von Honecker und Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß verhandelt.
1995 verkaufte die Treuhand das Grundstück samt Gebäude an die Hamburger Restaurant-Kette Block, die hier ein Luxushotel entstehen lassen wollte. Ein Feuer hatte 1999 im Inneren großen Schaden angerichtet. 2012 übernahm ein Investor das Hotel von der Block-Gruppe. Seit 2013 steht die Immobilie unter Denkmalschutz. 2016 wechselte das Gebäude erneut den Besitzer. Die Unternehmensgruppe hat bereits die ehemaligen Globuswerke in der Stadt saniert.