Halle/Saale (aw). Noch in diesem Jahr möchte die Stadt Halle (Saale) die Verhandlungen mit dem Bundeseisenbahnvermögen (BEV) zum Kauf des Grundstücks des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks (RAW) nordöstlich des Hauptbahnhofs abschließen und hier ein innovatives neues Viertel entwickeln. Dafür möchte die Stadt auch Fördermittel aus dem Strukturwandel durch den Kohleausstieg nutzen. Bereits Ende Januar verkündeten Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) eine erste Hürde, die genommen sei: Die städtische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft EVG bekommt bis 2024 einen staatlichen Zuschuss von 2,6 Millionen Euro. Zudem sollten drei neue Mitarbeiter eingestellt werden, die die Entwicklung des Geländes vorantreiben.
Oberbürgermeister Wiegand machte deutlich, bei der Preisfindung müsse man unbedingt die Altlastensanierung des kontaminierten Bodens bedenken und einkalkulieren. Hat die Stadt das Areal gekauft, könnten die Arbeiten beginnen. Die Stadt möchte hier dann einen IT-Campus ansiedeln, in dem Entwickler und Software-Experten forschen und arbeiten. Ebenfalls soll hier eine Bundesbehörde zur IT-Sicherheit ihren Platz bekommen. Zudem gebe es bereits Gespräche mit der Fraunhofer-Gesellschaft und der Martin-Luther-Universität, die sich auf dem RAW-Gelände mit IT-Instituten niederlassen könnten. Später sollen hier rund 1.500 Menschen arbeiten.
Das alte, und unter Denkmalschutz stehende Heizwerk, soll zu einer Erlebniswelt für die Geschichte der mitteldeutschen Industriekultur werden. Insgesamt wird das Investitionsvolumen auf rund 200 Millionen Euro beziffert. Bevor jedoch die ersten Arbeiten an der neuen Substanz beginnen, muss das RAW-Gelände vor seiner Erschließung eine völlig neue Verkehrsanbindung erhalten. Dafür sind möglicherweise eine Brücke von der B6 über die Bahnanlagen hin zum Grundstück sowie die Verlängerung des Fußgängertunnels aus dem Hauptbahnhof in das neue Viertel vorgesehen.
Das ehemalige Reichsbahnausbesserungswerk liegt seit 25 Jahren brach. Weil jahrzehntelang Betriebsstoffe fast ungehindert in das Erdreich eindringen konnten, wird seit 2009 deshalb das kontaminierte Grundwasser unter dem RAW abgepumpt und gereinigt. Wann diese Sanierung abgeschlossen sein wird, ist unklar. Das Bundeseisenbahnvermögen möchte den Plänen der Stadt nach eigenen Angaben nicht im Weg stehen.