Investor plant Gesundheitszentrum für Ex-Napola

Napola in Ballenstedt. Foto: rottenplaces Archivfoto.

Ballenstedt (aw). Nach vielen Jahren der Ungewissheit, großen, aber nicht-realisierbaren Plänen scheint es nun eine Zukunft für die ehemalige Nationalpolitische Bildungsanstalt (Napobi, auch Nationalpolitische Erziehungsanstalt – NPEA, oder Nationalpolitische Lehranstalt – Napola; Anm. d. Red.) auf dem Großen Ziegenberg zu geben. Wie die BILD-Zeitung berichtet, wollen Genyou Fu, Geschäftsführer des Shaolin Dacheng Gesundheitszentrums Berlin und Dong Zhao, Bauprojekte in China und Europa, in der einstigen Kaderschmiede der Nazis ein Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) errichten. Entstehen sollen 170 Schlafplätze sowie Zentren für Kampfsport und Keramik-Kunst. 2019 soll das Projekt starten, allerdings muss der Stadtrat noch zustimmen.

Ein Jahr hatte Jan Lämmerhirt, Chef der Stadtentwicklungsgesellschaft Ballenstedt (BAL), der die Immobilie seit 2010 gehört, mit den Investoren verhandelt. Der Kontakt wurde von einem Klassenkameraden Lämmerhirts und Bürgermeister Dr. Michael Knoppik (CDU) vermittelt. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Seitens der Stadt heißt es, man mache keinen Verlust.

Erbaut wurde das Ensemble als einziger Naubau 1936 von den Nationalsozialisten als Prototyp, die diesen als Eliteinternat betrieben. 1941 gab es im Deutschen Reich 30 Einrichtungen mit insgesamt 6.000 Schülern, zwei für Mädchen lagen auf besetztem Gebiet. Zum Kriegsende gab es 43 NPEAs, davon waren drei speziell für Mädchen. 350 Schüler waren jeweils bis 1945 in Ballenstedt untergebracht. Hier sollten sie mittels einer „totalen Pädagogik“ den neuen erzieherischen Geist der Napola verinnerlichen, um für den Dienst an Volk und Staat zu besonders tüchtigen Nationalsozialisten herangebildet zu werden. Als Vorbild dienten die englischen „Public Schools“ und die preußischen Kadettenanstalten. Reichserziehungsminister Bernhard Rust – dem alle Napolas unterstanden, legte nicht die höchste Priorität auf das Schulen von Wissen, sondern den auf das „Heranzüchten kerngesunder Körper“.

Mit dem Ende des Dritten Reiches löste sich die Napola Ballenstedt auf, die Rote Armee übernahm den Komplex. 1949 – mit Gründung der DDR zog die SED ein und funktionierte das Gelände zu einer Fortbildungsstätte um, genauer zur SED-Bezirksparteischule für den Bezirk Halle. Mit Buchhandlung, Gaststätte und Konsum hatten die Schüler alles, was wünschenswert war, ein Gang hinab in die Stadt nicht notwendig. Auch Ärzte kamen zu Sprechstunden auf das Gelände. Zutritt zum bewachten Komplex (von den Ballenstedtern „Kreml“ genannt) erhielt nur, wer zugehörig war, für alle anderen war unten am Berg Schluss. Während der Woche wohnten die Lehrgangsteilnehmer in den umgestalteten Bettenräumen der ehemaligen Jungmannen.