Kleine Stabkirche in Stiege vor großem Umzug

Stiege (aw). Die kleine Stabkirche in Stiege (Oberharz am Brocken, Landkreis Harz), bereitet sich auf einen großen Umzug vor (wir berichteten mehrfach). Was lange geplant, und bisher nur auf dem Papier als Vision existierte, wird in dieser Woche großartige Realität. Am Donnerstag (11.03.) soll nach Angaben von Regina Bierwisch, Sprecherin des Vereins Stabkirche Stiege, der Abbau erfolgen. "Da soll die Drachenzier am Turm abgenommen werden. Das ist der Startschuss. Wir liegen genau im Zeitplan", sagt Bierwisch. Beim "Startschuss" werden auch der Planer, der Bauleiter, der Vorstand und Mitglieder sowie Fördermittelgeber vor Ort sein, um sich als Höhepunkt die Abnahme der Turmzier anzusehen. Die Kirche wurde zuvor wie bei einem Puzzle nummerisch aufgeteilt und dokumentiert. Das gesamte Gebäude wurde zuvor komplett eingerüstet.

Die Stabkirche wurde 1905 neben der 1897 erbauten Lungenheilstätte Albrechtshaus auf einer Anhöhe im Wald errichtet. Vorbild war die Stabkirche zu Wang im Riesengebirge. Entworfen hat sie der Zimmermeister Witte aus Osterwieck, nachdem ein dankbarer skandinavischer Patient in der Heilanstalt von Tuberkulose geheilt worden war und daraufhin die Kirche gestiftet haben soll.

Die Stabkirche gilt als Unikat in Sachsen-Anhalt. Durch die Zerstörung der nahegelegenen leerstehenden Lungenheilstätte Albrechtshaus durch einen Großbrand war die unbeschädigt gebliebene, jedoch ungenutzte Kirche in der Vergangenheit bereits extrem gefährdet. Nach mehreren Einbrüchen und mutwilligen Zerstörungen erfolgten bereits 2010 Sicherungsmaßnahmen und die Türen und Fenster wurden mit Blechen verschlossen. Dennoch kam es zu weiteren Einbrüchen und Einbruchsversuchen sowie massiven Vandalismus an dem einsam gelegenen Kirchengebäude.

Eingerüstete Stabkirche. Foto: Stabkirche Stiege e.V.

2011 versiegelte man aufgrund zahlreicher Einbruchsversuche und Vandalismus das Gebäude. Im selben Jahr versuchten Unbekannte, mit einer Kettensäge die Außenwand aufzusägen, um ins Innere der Kirche zu gelangen. Ein Fußgänger entdeckte unterhalb eines Fensters entsprechende Sägespuren. Dachrinnen, Blitzableiter und selbst die Gullydeckel rund um das Gebäude wurden gestohlen. 2013 wurde mit einer Kettensäge die Eingangstür zerstört, das Harmonium beschädigt und Sitzbänke kaputt getreten. Weiter hingen die Vandalen Türen aus und schmissen diese von der Empore herunter. Auch das Geländer zur Kanzel wurde herausgerissen. Im Mai 2015 brachen Unbekannte ein größeres Loch in die Außenwand auf der Rückseite des Gebäudes und entwendeten aus dem dortigen Lagerraum das Fahrrad des dort tätigen Hausmeisters des Grundstückeigentümers.

Ein Jahr zuvor gegründete sich der Verein "Stabkirche Stiege" und machte es sich zur ehrenvollen Aufgabe, die schutzlose Kirche vor weiterem Vandalismus zu schützen und an einen neuen Standort zu verlegen. Gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege wurde dafür ein Platz im Zentrum von Stiege auserwählt. 2017 erfolgte die Eintragung ins Vereinsregister. Der Verein trägt seitdem den Namen “Stabkirche Stiege e.V.”. Für die Restaurierung der Bleiglasfenster sowie die Herstellung von Messbildern zur Fassaden- und Innenraumsanierung der Stabkirche hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank zweckgebundener Spenden sowie der Erträge der Lotterie GlücksSpirale 30.000 Euro zur Verfügung gestellt.

Welchen Zuspruch das Projekt über die Jahre erfahren hat, zeigen die Zahlen der Unterstützer. Aktuell hat der Verein mehr als hundert Mitglieder. Der Verein ist auch Eigentümer des Gebäudes, dieser hatte das Grundstück in Stiege für einen Euro gekauft. Als ehrgeiziges, aber realistisches Ziel möchte der Verein zumindest die Hülle der Kirche bis zum Tag des offenen Denkmals am 12. September wieder stehen haben. In Zukunft soll alles dafür getan werden, die Stabkirche als "festen Bestandteil des touristischen Portfolios im Gesamtharz" zu etablieren und zu vermarkten.