Halle/Saale (pm/aw). Im Rahmen ihrer turnusmäßigen Junisitzung lud die Geschäftsstelle für die Braunkohlesanierung die Länderbeauftragten aus Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zur jährlichen Revierbefahrung des Steuerungs- und Budgetausschusses für die Braunkohlesanierung (StuBA) ein. Der 32 Personen starken Gruppe gehörten die aus Senftenberg angereisten LMBV-Geschäftsführer Bernd Sablotny und Gunnar John sowie Planungschef Dirk Sonnen und Controlling-Leiter Christian Sander an.
Unter der Führung von Grit Uhlig, LMBV-Sanierungsbereichsleiterin Mitteldeutschland, startete die Exkursion in Halle an der Saale und führte entlang des Süßen Sees in Richtung Röblingen am See. Nach einem Spaziergang zum Altstandort Kupferhammer besichtigten die Exkursionsmitglieder eine von der LMBV 2019 in Betrieb gegangene Grundwasserreinigungsanlage westlich des Braunkohletagebaus Amsdorf.
Grit Uhlig berichtete von der Historie des 1869 in Betrieb gegangenen Schwelereistandortes und den ökologischen Altlasten in Boden und Grundwasser, die dazu führten, dass ab 1999 eine hydraulische Sicherung des Geländes durch die LMBV begann. Im Anschluss erhielten die Teilnehmer durch Eyk Hasselwander, Geschäftsführer der Gesellschaft für Umweltsanierungstechnologien mbH (G.U.T.), und seine Kollegen vielfältige Informationen zur genauen Funktionsweise der innovativen wetlandbasierten Anlage. Sie besteht aus einem ausgefeilten Vertikalfiltersystem. Ihm wird von einer Brunnengalerie aus 12 Förderbrunnen verunreinigtes Grundwasser zugeführt, welches nach Durchströmung mehrerer Filterschichten mit unterschiedlichen Tonfüllungen so gereinigt worden ist, dass es vor Ort reinfiltriert werden kann.
Es folgte die Begehung des Betriebsgeländes der ROMONTA GmbH im nahen Ortsteil Amsdorf des Seegebietes Mansfelder Land. In zwei Gruppen wurden sowohl der Tagebau Amsdorf vom Aussichtspunkt besichtigt, als auch die Funktionsweise der Montanwachsproduktion erklärt. Auch der zentrale Leitstand im Kraftwerksbereich wurde vorgestellt. Hierbei erfolgte ein reger Erfahrungsaustausch zwischen den Betriebsleitern Gerhard Schuster (Montanwachsfabrik/Veredlungsanlage) und Olaf Böhmer (Tagebau) und den StuBA-Mitgliedern.
Interesse erregte vor allem die Tatsache, dass das Tagebaurestloch mit einem Defizit von 200 Millionen Tonnen im Anschluss an die Auskohlung ab 2030 sukzessive verfüllt – also nicht geflutet – werden soll. Dabei werden bergbaufremde Massen für die Böschungsstabilisierung und -gestaltung im Endböschungssystem bergmännisch verbaut. Etwa 400 Arbeitnehmer und 30 Auszubildende arbeiten beim weltweit führenden und florierenden Unternehmen für die Herstellung von Rohmontanwachs, das am 2. Juli 2022 seinen 100. Geburtstag mit einem Tag der offenen Tür feiern wird.
Das aus der gewonnenen Braunkohle aufwändig extrahierte Montanwachs wird traditionell in Schuhcremes, Polituren, Schmierstoffen, Emulsionen zur Baustoffhydrophobierung, der Asphaltindustrie, im Gießereiwesen und in der Druckgussindustrie eingesetzt, wie ROMONTA-Geschäftsführerin Rena Eichhardt während einer abschließenden Präsentation erklärte. Für 2024 ist aktuell der Ausstieg aus der Kohleverstromung geplant, dafür wurden und werden bereits die Weichen für erneuerbare Energien und nicht fossile Energieträger, zum Beispiel einen 28 Hektar großen Solarpark am Tagebaurand, gestellt. Die Weiterentwicklung des Industriestandortes ist geplant, u. a. an der Südböschung, wo eine Recyclinganlage errichtet werden soll.
Weitere informative Redebeiträge während der Busexkursion lieferten der stellvertretende Leiter der Geschäftsstelle, Steffen Reußner, zur Stadt Halle und der Bergbau-Referatsleiter Frank Ranneberg vom Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt zur GTS Grube Teutschenthal Sicherungs GmbH & Co. KG in der gleichnamigen Ortslage.
Hintergrund: Der Steuerungs- und Budgetausschuss für die Braunkohlesanierung (StuBA) ist das Entscheidungsgremium zur Umsetzung der Verwaltungsabkommen und zur Sicherung einer effizienten Durchführung der Braunkohlesanierung. Unter dem Vorsitz von Dr. Martin Hillebrecht von Liebenstein entscheiden und kontrollieren Bund und Länder die Sanierungsmaßnahmen. Die Arbeit dieses Ausschusses wird organisiert durch die in Berlin ansässige Bund-Länder-Geschäftsstelle für die Braunkohlesanierung (GS StuBA). Die Geschäftsstelle wird geführt von Dr. Gero von Daniels. Sie unterstützt den StuBA bei der Wahrnehmung seiner Aufgaben vor allem durch die Vorbereitung und Durchführung der Sitzungen.