Gößnitz (aw). Vor einigen Jahren hatte ein Investor aus München die ehemalige Malzfabrik in Gößnitz – 1889 von Viktor Grimm gegründet, gekauft und wollte diese zu einem Studentenwohnheim umbauen. 2001 folgten Gespräche zwischen Stadt und Eigentümer, die fruchtlos verliefen. Nach jahrelangem Leerstand verkaufte letzterer die alte Malzfabrik, brachte diese in Berlin zur Auktion. Seit 2015 ist die Stadt erneut bemüht, das Gelände zu erwerben. Da die Gebäude nicht unter Denkmalschutz stehen, könnte die gesamte Gebäudesubstanz abgerissen werden. Für den Sud- und Siloturm – die beide zur Landmarke in Gößnitz geworden sind, besteht aufgrund des enormen Verfallsstadiums keine Chance auf Rettung. Noch bis vor wenigen Jahren hätte die Stadt eine hundertprozentige Förderung für den Abriss erhalten.
Jetzt gibt es Neuigkeiten in der Causa Malzfabrik. Für Bürgermeister Wolfgang Scholz (Initiative Städtebund) scheint abermals eine Gelegenheit gekommen, die Industrieruine zu beseitigen. Nach Angaben der Stadt hat der Eigentümer eine Steuerschuld angehäuft, welche die Summe von 700 Euro übersteigt. Aus diesem Grund möchte der Bürgermeister eine Zwangsversteigerung anschieben. Ein Abbruch hätte die Stadt mit zehn Prozent mitzufinanzieren. Nach der Beräumung des Areals könnten hier erst einmal Grünflächen entstehen und die Flächen später zum Verkauf angeboten werden. Da das Gelände als Mischgebiet im Flächennutzungsplan ausgeschrieben ist, könnte man hier Kleinunternehmen ansiedeln. Eine Wohnbebauung ist aufgrund der Nähe zur Bahnlinie nicht angedacht.
Läuft alles nach Plan, könnte ein Abbruch schon 2022 erfolgen. Zuvor müssten die Kosten dafür in den Haushalt eingeplant werden. Vor einigen Jahren hatte man den gesamten Rückbau mit einer halben Million Euro beziffert. Wie der Bürgermeister mitteilt, sei die ehemalige Malzfabrik bereits in der langfristigen Finanzplanung enthalten. Scholz rechnet bei einem Erbwerb bei einer Zwangsversteigerung mit einem symbolischen Euro. Mehr würde er für die Industrieruine auch nicht bezahlen, sagte er gegenüber der "Ostthüringer Zeitung". Vor einigen Jahren hatte die Stadt dem Eigentümer angeboten, die Immobilie für den gleichen Preis abzukaufen, zu dem dieser sie ersteigert hatte. Letzterer lehnte ab und verschwand in der Versenkung.
Die Malzfabrik wurde 1889 von Viktor Grimms als Malzfabrik V. Grimms Nachf., Rühl & Keller gegründet und firmierte unter diesem Namen bis 1942. Nach einer Umfirmierung wandelte man die Brauerei 1949 in VVB Brauereien, VEB Malz- und Nährmittelfabrik Gößnitz um, 1953 ging die Fabrik in Staatseigentum über und wurde zum VEB Malz- und Nährmittelfabrik Gößnitz umbenannt. 1955 bis 1957 titelte man das Unternehmen VEB Malzwerke Gößnitz, 1963 kam die Bezeichnung Werk I dazu. 1965 benannte man den Volkseigenen Betrieb Malzwerke Gößnitz Malzwerk I. Bis zum Ende der DDR firmierte das Unternehmen als VEB Altenburger Brauerei, BT Malzwerke Gößnitz im VEB Getränkekombinat Leipzig. Seit der politischen Wende 1989/90 hatte die Malzfabrik ausgedient.
Immer wieder fanden sich Interessenten und Investoren, die aus der ehemaligen Fabrik ihren Profit machen wollten – getan hat sich bis heute nichts. Der Verfall schreitet immer weiter voran. Mehrfach hatte die Stadt versucht, Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen.