Gera (aw). Auf dem Areal der ehemaligen Großfärberei Louis Hirsch, zuletzt VEB Modedruck, zwischen Geschwister-Scholl- und Reichsstraße, sollen 150 bis 200 Wohneinheiten entstehen - überwiegend frei finanziert mit gehobenen Qualitätsstandards. Damit das Vorhaben für das Projekt "Wohnen im Hirsch-Park" Gestalt annehmen könnte, hatte der Geraer Stadtrat das B-Planverfahren für die Industrie-Brache eingeleitet. Mit dem vorhabenbezogenen Bebauungsplan, der mit dem Einleitungsbeschluss auf den Weg gebracht wurde, soll ein urbanes Quartier mit Wohnungen und Gewerbe durch den Vorhabenträger, die GGV Gerana Grundbesitz und Vermögensverwaltung GmbH mit Sitz in München, entstehen. Das Münchener Unternehmen hatte vor wenigen Jahren das 16.000 Quadratmeter große Areal von der Stadt gekauft und inzwischen weitere angrenzende Flächen erworben.
Nach Angaben der Gesellschaft soll die Bebauung durchlässig sein. So könnte man die Innenräume mit Spielplatz und Wasserspielen auch für Bewohner aus der Nachbarschaft nutzbar machen. Den ruhenden Verkehr und die Bewohner-Stellplätze sollen so gut wie es geht aus dem Quartier heraushalten und in einer begrünten Quartiersgarage an der Geschwister-Scholl-Straße gebündelt werden. Gegen diese Planungen gab es in Teilen Widersprüche aus der Politik. So wehrt sich die SPD beispielsweise gegen die geplante Bebauung des Hanges, der als Grünfläche ausgewiesen ist. Der Investor wird große Teile des Projektes an ein anderes Unternehmen übergeben. Damit möchte man jemanden ins Boot holen, der Erfahrung mit Projekten dieser Größenordnung habe, so die Gesellschaft.
Blickt man in der Geschichte des Areals zurück, so kommt man unmittelbar mit dem Fabrikanten Carl Louis Hirsch (1814 bis 1880) in Berührung, der nach Gründung seiner Färberei hier ab 1875 seine Appreturfabrik aufbaute, die als größte Deutschlands in dieser Zeit galt. In der Nähe seines Unternehmens baute er seine Fabrikantenvilla, die heute saniert ist und die Blicke auf sich zieht. Viele Jahre später und zu DDR-Zeiten, als hier längst der VEB Modedruck firmierte, sprach man noch immer von „bei Hirschens arbeiten gehen“. Die spätere Modedruck Gera GmbH musste 1997 die Gesamtvollstreckung beantragen. Weil der Verkauf des Betriebes scheiterte, wurde 1999 das Inventar versteigert.