Leipzig/Kopenhagen (aw). Die besten Ideen hatte Egon Olsen, Chef der Olsenbande, bekanntlicherweise im Knast. Mit "Ich habe einen Plan" konnte er seine Kumpanen Benny, Kjeld aber auch dessen Frau Yvonne samt Sohn Børge überzeugen, den nächsten „genialen“ und „todsicheren“ Plan in die Tat umzusetzen. Doch bei diesem Plan wäre sogar Egon der Zigarrenstumpen aus dem Mundwinkel gefallen. Alles fing damit an, dass den Olsenbandenfanclub Deutschland vor zwei Jahren eine Mail erreichte, in der ein Fan über den anstehenden Abbruch des originalen und berühmtesten dänischen Stellwerks „Det gule palæ“ (Das gelbe Palais) aus dem Film "Die Olsenbande stellt die Weichen (1975)" - dem siebten Film der Reihe - informierte. Das Bauwerk wurde 1909 erbaut und war bis 2010 im Einsatz.
Unverzüglich kontaktierte der Fanclub die dänische Staatsbahn und das Denkmalamt, bekam aber keine Reaktion. Nachdem der dänische Olsenbandenfanclub seine Unterstützung zusagte, eine Unterschriftenaktion gestartet und die dänische Presse informiert wurde, übertrug die Dänische Staatsbahn den Fanclubs das Stellwerk, mit der Auflage, den Umzug zu organisieren. Und diese Aufgabe gestaltete war "mächtig gewaltig". Denn um das Bauwerk versetzen und eine anschließende Sanierung bezahlen zu können, mussten 2,3 Millionen Kronen (308.000 Euro) eingesammelt werden. Mit unbändigem Willen und der nötigen Portion Ehrgeiz sammelten beide Clubs stolze 1,3 Millionen Kronen bei Stiftungen, Sponsoren und Fans ein, um den Umzug durchführen zu können.
Im August wurde das Fundament am Eisenbahnmuseum gesetzt, der erste Spatenstich bei einem feierlichen Akt vom Bürgermeister ausgeführt. Anfang September zog das 30-Tonnen-Bauwerk in einer 29-stündigen Aktion von Kopenhagen ins 130 Kilometer entfernte Gedser in das dortige Eisenbahnmuseum um. Auf dem Gelände des "Gedser Remise" nahe des Hafens Gedser hat das kultige Bauwerk eine rosige Zukunft und kann saniert werden. Das originale Seitengebäude konnte wegen Holzfäule nicht gerettet werden. Am neuen Ort des Stellwerks soll ein Neubau entstehen. Alleine für den Neubau des Seitengebäudes werden 2,5 Millionen Kronen (335.000 Euro) benötigt.
In den frühen Morgenstunden des ersten Umzugstages hob ein Schwerlastkran den Stellwerksturm nach vorherigen Sicherungsarbeiten im Ganzen an und versetzte selbigen auf einen Tieflader. Von dort wurde das Bauwerk im Schritttempo zum Hafen und später auf ein Fährschiff verbracht. Aufgrund der Höhe des Transportes wurden sämtliche auf der Route befindlichen Brücken geöffnet. Höhepunkt der "Wasserreise" war die Öffnung der Knippelsbro-Brücke, die 42 Jahre nach den Dreharbeiten zum 6. Film der Olsenbande (Der - voraussichtlich - letzte Streich der Olsenbande, 1974) für den Stellwerksturm erneut geöffnet wurde. In den Mittagsstunden des Folgetages erreichte der Verbund die Südspitze Dänemarks, das Eisenbahnmuseum "Gedser Remise".
Der bereitstehende Schwerlastkran versetzte das Bauwerk ein letztes Mal und platzierte selbiges millimetergenau auf das dortige Fundament. Hier wartet der Stellwerksturm der Olsenbande nun auf den Sommer 2017, dann sollen die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sein. Mit einem dänisch-deutschen Fanclubtreffen samt Olsenbanden-Schauspieler, -Filmstab und geladenen Gästen soll ein "mächtig gewaltiges" Fest gefeiert werden. Dieses soll gleichzeitig auch die Geldbeutel für den Neubau des Seitengebäudes lockermachen. Bis dahin suchen beide Fanclubs noch Unternehmen sowie technikaffine Privatpersonen, die an der Sanierung mitwirken und ihre Leistungen unentgeltlich zur Verfügung stellen.
Interessante Links
www.olsenbandenfanclub.de
www.olsenbanden.dk
www.nordiskfilm.dk