Rückbau von Kernkraftwerk verzögert sich weiter

Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich. Foto: Schaengel/CC BY-SA 3.0

Mülheim-Kärlich (aw). Der Rückbau des Kernkraftwerks Mülheim-Kärlich, am linken Rheinufer nordwestlich von Koblenz verzögert sich weiter. Bis 2013 sollte der Rückbau soweit fortgeschritten sein, dass nur noch die Dampferzeuger und der eigentliche Reaktordruckbehälter in der Anlage zurückgeblieben wäre. Auch der 162 Meter hohe und seit vielen Jahren ungenutzte Kühlturm sollte bis Ende letzten Jahres weichen. Nach Angaben der RWE Power AG werden diese Arbeiten wohl in das nächste Jahr verschoben werden und dann bis 2018 abgeschlossen sein. Zuerst müsse man dafür noch weitere kleine Gebäude im Umkreis entfernen und Unterlagen für den Abbruch des Kühlturms zusammenstellen.

Bisher hatte der Konzern versucht, Teile des Kraftwerkgeländes zu verkaufen. Eine Recyclingfirma, die die Fläche bereits erworben hatte und hier 100 neue Arbeitsplätze schaffen wollte, trat zum 1. Janaur 2016 vom Kaufvertrag zurück - machte von ihrem Rücktrttsrecht gebrauch. Die 25.000 Tonnen Material des Kühlturm wollte das Unternehmen wiederverwerten. Für die Flächen gäbe es bereits neue Interessenten, konkret ist hier aber noch nichts. Laut des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministeriums rechnet man mit dem Ende des Rückbaus in den Jahren 2023 bis 2025 - auch wenn dies utopisch klingt.

Das einzige Kernkraftwerk in Rheinland-Pfalz wurde nach dem Baubeginn 1975 am 1. März 1986 in Betrieb genommen. Nach der Erstkritikalität nahm man das Kraftwerk mit Druckwasserreaktor der vierten Generation und einer elektrischen Bruttoleistung von 1.302 Megawatt schon 30 Monate später wegen eines fehlerhaften Baugenehmigungsverfahrens vom Netz. Die rheinland-pfälzische Landesregierung erteilte 1990 zwar eine veränderte Baugenehmigung, die vom Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz in Koblenz 1995 jedoch aufgehoben wurde. Diese Entscheidung bestätigte das Bundesverwaltungsgericht in Berlin 1998 in letzter Instanz. Nach Meinung des Gerichts hätten die Erkenntnisse über die Erdbebengefährdung ein vollständig neues Genehmigungsverfahren erfordert.

In den folgenden Jahren wurde das Kernkraftwerk betriebsbereit gehalten, bis es 2001 von der RWE Power AG endgültig stillgelegt wurde. Die Entfernung des Kernbrennstoffs folgte ein Jahr später.