Mellrichstadt (dbu). Der ehemalige Standortübungsplatz Mellrichstadt gehört nicht mehr dem Bund: Mit der notariellen Beurkundung des Übertragungsvertrages ist jetzt der letzte Schritt getan, um die DBU Naturerbe GmbH als Eigentümerin der Fläche ins Grundbuch einzutragen. Gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern vor Ort kümmert sich die gemeinnützige Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) um den Naturschutz auf der rund 205 Hektar großen Fläche südlich von Mellrichstadt im Landkreis Rhön-Grabfeld. Bisherige Eigentümerin war die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). „Wir freuen uns, dass wir die wichtige Aufgabe übernehmen können, die Natur auf der ehemals militärisch genutzten Liegenschaft dauerhaft zu erhalten und zu pflegen“, betont Dr. Heinrich Bottermann, DBU-Generalsekretär und Geschäftsführer der DBU-Tochter.
Die DBU-Naturerbefläche Mellrichstadt reicht etwa von Mittelstreu im Südosten bis Frickenhausen im Nordwesten. Im Norden verläuft die Liegenschaftsgrenze an der Frickenhäuser Straße (Landstraße NES39) sowie im Süden in der Nähe des Stehbachgrabens. Die Fläche ist geprägt von lichten Kiefern-, orchideenreichen Buchenwäldern sowie Wacholderheiden und nährstoffarmen Magerrasen. In dem militärischen Sperrgebiet entwickelten sich wertvolle Lebensräume unter anderem für Uhu und Schwarzspecht. „Wir wollen die großflächigen offenen Komplexe, die Streuobstwiesen und die strukturreichen Waldränder erhalten und verbessern. Die Laubwälder sollen sich selbst überlassen werden“, sagt Bottermann.
Bereits seit der Unterzeichnung eines Rahmenvertrages mit der BImA 2013 verantwortet die DBU-Tochter alle Maßnahmen auf der Fläche. „Obwohl wir mit dem notariellen Übertragungsakt und der folgenden Grundbucheintragung erst jetzt Eigentümerin der Fläche sind, haben wir schon vorher notwendige Schritte im Sinne der Natur eingeleitet“, erläutert der Generalsekretär. Eine aktuelle Maßnahme: In Absprache mit den zuständigen Behörden will die DBU-Tochter nicht standortheimische Kiefernbestände in der Kernzone des Biosphärenreservates Rhön in den kommenden zehn Jahren in naturnahen Laubmischwald umbauen. „Früher bestand die Region Main-Rhön fast ausschließlich aus Buchenwäldern. Die Kiefern wurden einst aus forstwirtschaftlichen Gründen gepflanzt“, erläutert Revierleiter Frank Haßlinger vom Bundesforstbetrieb Reußenberg das Vorhaben. Auch in diesem Winter arbeiten Waldarbeiter an der Renaturierung: Bis Februar schaffen sie in den dichten Kiefernwäldern unter anderem Licht, damit sich Laubbäume besser entwickeln können. „Im Anschluss wollen wir sie aus der forstlichen Nutzung nehmen und der Natur zurückgeben“, so Haßlinger.
Auch sechs versiegelte Gebäudeflächen aus dem militärischen Übungsbetrieb haben Abrissunternehmer im Auftrag der DBU-Tochter in diesem Jahr der Natur zurückgegeben: Drei Übungshäuser, eine stillgelegte Panzerwaschanlage, das dazugehörige Pumpenhaus sowie ein unterirdischer Tank mussten den Baggern weichen – nicht zuletzt, um das Gefahrenpotenzial der alten Gebäude zu entschärfen und der Verkehrssicherungspflicht genüge zutun. Bei dem 120.000 Euro teuren Abriss hatte die DBU-Tochter den Artenschutz im Blick: So profitieren zukünftig Fledermäuse von dem umgebauten Keller der ehemaligen Manöver-Kulisse. „Wir haben ihn zu einem Fledermaushotel umgestaltet“, betont Haßlinger.
Weitere Maßnahmen für die kommenden zehn Jahre sowie das Besucherlenkungskonzept werden Mitarbeiter der DBU-Tochter in einem Managementplan, dem Naturerbe-Entwicklungsplan, erarbeiten und vor Ort abstimmen. Ansprechpartner bleiben die Mitarbeiter des Bundesforstbetriebes, insbesondere Revierleiter Haßlinger.
Die DBU-Naturerbefläche Mellrichstadt ist eine von insgesamt 47 bedeutsamen Flächen in Deutschland, die die Stiftungstochter seit 2008 schrittweise vom Bund übernimmt. Die DBU-Tochter versteht sich als Treuhänderin dieses Nationalen Naturerbes und will es für nachfolgende Generationen erhalten und fördern. Auf den insgesamt rund 60.000 Hektar in neun Bundesländern sollen offene Lebensräume mit ihren oft seltenen Arten durch zielgerichtete Pflege bewahrt, naturnahe Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff zu Wildnis entwickelt, artenarme Forste in naturnahe Wälder überführt und Feuchtgebiete sowie Fließ- und Stillgewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden.