Vandalen randalieren am Wüsten Schloss

Oschatz (aw). Vandalen haben am Wüsten Schloss vor den Toren von Oschatz ihr Unwesen getrieben. Die Informationstafeln in dem dortigen Pavillon nahe der Ruine - die jährlich zahlreiche Besucher anzieht - wurden mit verfassungswidrigen Symbolen und merkwürdigen Kürzeln verschandelt, eine Tafel sogar ganz abgerissen. Der Oschatzer Geschichts- und Heimatverein hatte sich von Jahren für die Infomationstafeln eingesetzt, um die Geschichte der Ruine auch unkundigen Besuchern erlebbar zu machen. Die Finanzierung der Tafeln übernahm damals die Stiftung der Sparkasse Torgau-Oschatz. Schon 2012 wurden die Tafeln von Randalieren beschädigt.

Der Geschichts- und Heimatverein sowie die Stiftung sind erschüttert von den Sachbeschädigungen. Die rechtsradikalen Schmierereien sollen nun so gut es geht entfernt werden, ob es Geld für neue Infotafeln gibt, ist unklar. Die Geschichte des Schlosses geht bis in das 13. Jahrhundert zurück. Exakte historische Daten gibt es aber nicht, dafür sind die, die es gibt umso spannender. Schon 1300 soll die Anlage teilweise wieder verfallen sein. Die dreigeschossige Vierflügelanlage wurde über einem Bach errichtet und hatte die Form einer römischen Porticusvilla mit Eckrisaliten. Das bei Ausgrabungen 1901-1908 und 1991/1992 zeitweise freigelegte Quell- bzw. Wasserhaus im Innenhof gehört zu den schönsten Beispielen der europäischen Romanik.

Der Name „Osterland“ im Zusammenhang mit den Ruinen vor den Toren der Stadt Oschatz geht auf schriftliche Erwähnungen aus dem frühen 18. Jahrhundert zurück. Bei der Erstellung eines geographischen Atlasses im Auftrag von August dem Starken nannte der Pfarrer und Geograph Adam Friedrich Zürner die Ruine wüstes Schloss Osterland. Man vermutet, dass zur damaligen Zeit diese Bezeichnung in der Bevölkerung vorherrschte. Eine Schenkungsurkunde aus dem Jahr 1379 bezeichnet das Schloss als wüstes steynhuse. Hierbei ist zu beachten, dass das Wort „wüstes“ hier auch für verlassen stehen kann. In allen folgenden Urkunden aus den Jahren 1388 bis 1511 ist nicht mehr von „wüst“, sondern vom alten Steynhuze oder alden schlosse die Rede.