Offener Brief an Pressesprecher der Stadt Meschede

Seit dem 30. Juli 2014 ist in der Onlineausgabe der WAZ (Kurz-URL: http://tinyurl.com/or46vxe) ein Artikel zu finden, in dem es um den Zwischenfall im Ramsbecker Besucherbergwerk geht. Hier war am 12. Juli diesen Jahres spätabends ein unbekannter Mann von einem Mitarbeiter überrascht worden, der sich im Gebäude einschließen lassen hatte. Ursprünglich war man von einem Einbruch ausgegangen. Aktuell spricht die Kriminalpolizei nicht mehr von einem Einbruch, sondern vermutet hinter der Aktion einen, Zitat: „Urban Explorer“, der die Absicht hatte, dort zu fotografieren. Die Kriminalpolizei kommt zu ihrer Vermutung des „Einschließens“, da sich weder Spuren von Sachbeschädigungen noch eines Diebstahls feststellen ließen.

Der Pressesprecher der Gemeinde Bestwig und der Kreisstadt Meschede sprach in besagtem Artikel von, Zitat: „Urban Explorer - das klingt so verniedlichend. Das sind Kriminelle!" Eine Äußerung, die man so nicht stehen lassen kann. Bei so einer getätigten Aussage lässt sich nur vermuten, dass dies blanke Stimmungsmache oder gar Unwissenheit ist. rottenplaces hat aus diesem Grund einen offenen Brief verfasst, um einige Dinge klarzustellen.

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Lesen Sie hier den offenen Brief im Wortlaut

„Urban Explorer“ alle auf eine Ebene zu heben und als „kriminell“ zu beschimpfen, ist genauso haltlos und unsachlich, als würde man jeden Politiker als „kriminell“ bezeichnen, nur weil einige das Amt missbrauchen, oder jeden Menschen, der soziale Hilfen vom Staat erhält, als „Betrüger“ zu betiteln. Schwarze Schafe gibt es überall und in jedem Bereich. Hierbei aber zu pauschalisieren ist niveaulos und Aussagen wie im Artikel der WAZ haltlos. Vielleicht sollten sich Redakteure und jene, die die Interessen von Gemeinden und Städten vertreten, einmal Gedanken darüber machen, ob es evtl. auch Fotografen oder Heimatforscher gibt, die durch Aussagen wie im Artikel oder der Berichterstattung der Medien zur Szene der „Urban Explorer“ unweigerlich mit zugezählt werden, sich von dieser aber distanzieren.

„Urban Exploration“ ist in der letzten Zeit klar zu einem regelrechten Hype geworden. In den Medien wird das Thema gepusht und wirksam verbreitet. In den sozialen Netzwerken und im Internet allgemein boomt die auch von der WAZ als solche genannte "Szene". Jeder, der eine Kamera halten kann und eine Ruine entdeckt hat, springt auf den Zug mit auf und viele bringen diesen oft fast zur Entgleisung. Leider ist es oftmals nicht mehr der grundlegende Gedanke - wie ihn viele leben - der Dokumentation, Erfassung und geschichtlicher Recherche stillgelegter und verlassener Objekte vor dem Verschwinden selbiger, sondern der Konkurrenzkampf untereinander. Um das bestmögliche Motiv zu bekommen, schrecken manche vor nichts zurück - wie der aktuelle Fall im Besucherbergwerk zeigt. Wobei bei Letzterem noch keine Beweggründe bekannt sind.

Heute werden aber auch - aufgrund zahlreicher Presseartikel und -berichte zum Thema - gerne einmal Fakten auflagenwirksam so gedreht, die einen „Urban Explorer“ als einen „hausfriedensbrechenden“ oder der „Illegalität hingezogen fühlenden“ Zeitgenossen präsentieren. Dass dies nur blanke Spekulation ist, sollte jedem klar sein. Deshalb fordern wir von rottenplaces mehr Aufklärung in den Medien und einen ernsthafteren Umgang der Öffentlichkeit mit dem Thema der seriösen Dokumentation, Erfassung und geschichtlicher Recherche stillgelegter und verlassener Objekte. Auch gilt: Nicht jeder, der verlassene Objekte fotografiert, ist ein "Urban Explorer"!