Das Sanatorium Dr. Barner wurde im Jahr 1900 von Sanitätsrat Dr. Friedrich Barner in landschaftlich reizvoller Umgebung gegründet. Die architektonisch aufwendigen Gebäude mit der großen Parkanlage befinden sich heute im Besitz der vierten Generation. Der Gebäudekomplex wurde zwischen 1912 und 1914 von dem Jugendstilarchitekten Albin Müller - dem Erbauer der Mathildenhöhe in Darmstadt - maßgeblich erweitert und umgebaut. Dabei integrierte Müller die Erweiterungen funktionell und gestalterisch in die vorhandenen Bauten. Die Ausstattung folgt dem Stil zeitgenössischer Grandhotels. Zunächst wurde Albin Müller mit der Innenraumausstattung der sogenannten Villa am Walde und des Empfangsbereiches im Vorderhaus beauftragt.
In den noch heute erhaltenen Räumen mit ihren handwerklich hochwertigen Wandverkleidungen, Einbaumöbeln und Ausstattungsdetails zeigt sich deutlich ein Einfluss des Architekten Henry van de Velde. Müller gestaltete alles selbst, von der Türklinke über das Mobiliar und die Wandbeläge bis hin zur Fassadengestaltung. Das dabei entstandene Gesamtkunstwerk ist erstaunlich unversehrt überkommen und kann glücklicherweise weiter als Sanatorium genutzt werden.
Im Verlauf der Arbeiten an den Gebäuden konnte die vom Architekten gewollte "heitere Ferienarchitektur" neu entdeckt und in der nachgewiesenen Farbigkeit auf Leinölbasis wieder hergestellt werden. Neben den allerorts zu Tage tretenden Gebäudemängeln und abgenutzten Oberflächen drohte insbesondere wegen des mangelhaften Brandschutzes die Schließung der Klinik. Ein Masterplan des Architekturbüros Chipperfield koordinierte die Hochbau- und Denkmalschutzanforderungen sowie den notwendigen Brandschutz als Grundlage für den Maßnahmenablauf und sinnvolle Jahresplanungen, die den laufenden Betrieb und die zur Verfügung stehenden Finanzmittel ausreichend berücksichtigten. Erfreulicherweise veranstaltet der Fachbereich Restaurierung der Fachhochschule Hildesheim regelmäßig Projektwochen, in denen einzelne Ausstattungstücke restauriert und sorgfältig dokumentiert werden.
Um das einmalige Gebäudeensemble bei laufendem medizinischen Betrieb dauerhaft erhalten zu können, wurden Gebäude und Ausstattung in eine rechtsfähige Stiftung eingebracht, die die Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) verwaltet. Die Gebäude werden an den Betrieb verpachtet, die Erträge in die Gebäudeinstandhaltung investiert. Die DSD stellt 100.000 Euro für die weitere Restaurierung des Sanatoriums zur Verfügung. Konkret stehen Arbeiten am Mittelhaus und an der Villa am Walde an.
Foto: Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Annette Liebeskind