Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde

Foto: Wikimedia Commons/Harald Rossa

Auf Initiative von ehemaligen Flüchtlingen, Mitarbeitern des Notaufnahmelagers sowie interessierten Wissenschaftlern gründete sich 1993 der Verein Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde e.V. mit dem Ziel, die Geschichte des Notaufnahmelagers und der deutsch-deutschen Fluchtbewegung zu erforschen, zu dokumentieren und einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Im selben Jahr eröffnete der Verein auf dem Lagergelände eine kleine Ausstellung, die über den historischen Ort, das Aufnahmeverfahren sowie Ursachen und Verlauf von Flucht und Ausreise informierte. 1998 stufte die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde als Gedenkstätte von gesamtstaatlicher Bedeutung ein.

Im April 2005 wurde die seit 1993 bestehende Ausstellung durch die inhaltlich und gestalterisch komplett überarbeitete und erweiterte Dauerausstellung „Flucht im geteilten Deutschland“ abgelöst. Ermöglicht wurde das Projekt durch die finanzielle Förderung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Stiftung Deutsche Klassenlotterie.

Die neue Ausstellung bietet auf rund 450 m² mit über 900 Exponaten und zahlreichen Zeitzeugenberichten ein umfassendes und differenziertes Bild der deutsch-deutschen Fluchtbewegung und beleuchtet damit einen zentralen Aspekt der deutschen Teilung und ihrer Auswirkungen. Beide Seiten der Grenze werden dabei in den Blick genommen und in ihrer Beziehung zueinander dargestellt: Die Motive, die die Menschen dazu bewogen, die DDR zu verlassen, verdeutlichen den Zugriff des diktatorischen Staates bis ins alltägliche Leben des Einzelnen; der weitere Lebensverlauf nach der Flucht – vom Notaufnahmeverfahren bis zur gelungenen (oder gescheiterten) Integration – veranschaulicht die Chancen und Probleme im Westen und die Bedeutung, die die Flüchtlinge aus der DDR für die bundesrepublikanische Politik und Gesellschaft hatten.

Neben der Dauerausstellung zeigt die Erinnerungsstätte regelmäßig Sonderausstellungen und arbeitet an der kontinuierlichen Erweiterung ihrer Sammlung. Sammlungsschwerpunkte bilden die materielle Überlieferung des Ortes und lebensgeschichtliche Zeugnisse von Zeitzeugen, die Aufschluss über die Verfolgungserfahrungen in der DDR sowie über die Aufnahme und die Integrationserfahrungen in der Bundesrepublik geben. Darüber hinaus baut die Erinnerungsstätte seit 1996 ein Zeitzeugenarchiv auf, das bereits einen Bestand von über hundert Ton- und Videointerviews mit ehemaligen DDR-Flüchtlingen und Übersiedlern umfasst.

Im Oktober 2005 wurde mit dem damaligen Abgeordnetenhauspräsidenten Walter Momper ein Denkmal mit einem Koffer als Gedenken an die Flüchtlinge des Ostens enthüllt. Am 11. September 2008 beschloss das Abgeordnetenhaus von Berlin, zum Jahrestag des Falls der Berliner Mauer am 9. November 2008 die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde und die Gedenkstätte Berliner Mauer in der landeseigenen Stiftung Berliner Mauer zusammenzufassen.

Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde
Marienfelder Allee 66, 12277 Berlin
www.notaufnahmelager-berlin.de