Ensemble Herrnhaag erhält Hilfe von Denkmalstiftung

Grafenhaus Herrnhaag in Büdingen. Foto: Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Schroeder

Büdingen (dsd/aw). Für die Restaurierung der tragenden Konstruktion des Grafenhauses im Ensemble Herrnhaag in Büdingen im Wetteraukreis stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) 100.000 Euro zur Verfügung. Zahlreiche Schäden am Südflügel sind zu beheben. Die Förderung wurde möglich dank der treuhänderischen Stiftung Schatzkammer Oberhessen in der DSD sowie der Lotterie GlücksSpirale, deren Destinatär die DSD ist.

Auf dem Haagberg südwestlich von Büdingen entstand zwischen 1738 und 1753 eine Siedlung der pietistischen Glaubensgemeinschaft Herrnhuter Brüdergemeine mit 18 Gebäuden für rund 1.000 Menschen. Die Siedlung gilt weltweit als älteste erhaltene Modellanlage einer Herrnhuter Niederlassung. Politische Differenzen mit dem Landesherrn zwangen die Gemeinde zur Abwanderung. Die Anlage wurde mehrfach verkauft und schließlich vom Büdinger Fürsten um 13 Bauten reduziert. Die fünf übrig gebliebenen Häuser wurden nach wechselhaftem Schicksal schließlich als Steinbruch genutzt.

Die Herrnhuter Siedlungen folgen einem festen Bauschema, das die religiösen Prinzipien der Gemeinschaft widerspiegelt. Die Wohn- und Arbeitsräume der Gemeinschaft, die sogenannten Chöre, liegen um einen quadratischen Platz, der durch zwei kreuzförmig verlaufende Wege in Unterquadrate geteilt wird. Ein Brunnenbauwerk, ein offener Holzpavillon, den ein verschieferter Dachturm mit kleiner Schweifhaube bekrönt, steht im Zentrum des Platzes. An seinen Ecken lagen vier Gemeinschaftshäuser. Kein Mitglied der Brüdergemeine musste alleine leben.

Heute bildet die Lichtburg das Zentrum der fünf erhaltenen Gebäude. Sie liegt an der Nordseite des großen Platzes neben dem Schwesternhaus. Ihre vier Flügel umschließen einen Innenhof. Die Flügel sind zweigeschossig, bestehen in den feldseitigen Fassaden aus Bruchstein und in den Hoffassaden auch aus Fachwerk mit Ziegelausfachung. Symmetrische, zum Teil von Natursteingewänden gerahmte Hochrechteckfenster und hochrechteckige Portale mit Oberlichtern prägen die Fassaden. Hohe Mansarddächer mit je acht hochrechteckigen Gauben schließen die Flügel ab. Im Südflügel befindet sich der zweigeschossige Kirchensaal mit seiner aufwendigen Dachkonstruktion. Auf der Nordseite schließt ein schlichter Fachwerkbau den Hof ab.

1959 gründete sich der Verein der Freunde des Herrnhaag e.V., der 1960 Nordherrnhaag erwarb und mit der Sicherung und Wiederbelebung der Bauten begann. Künftig sollen sie unter anderem als Jugendwerkstatt, internationale Begegnungsstätte, für Gottesdienste, Ausstellungen und Konzerte genutzt werden. Das Grafenhaus in Herrnhaag ist eines von über 180 Projekten, die die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Hessen fördern konnte.

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.