Dresden (aw). Im Zuge des Wiederaufbaus des Dresdner Residenzschlosses wurde jetzt die Öffentlichkeit über den aktuellen Stand der Arbeiten informiert. Auch die weiteren gegenwärtigen und geplanten Baumaßnahmen beim Wiederaufbau des Dresdner Schlosses sind jetzt bekannt. „Das Dresdner Residenzschloss ist ein identitätsstiftendes Bauwerk für die Sachsen. Der Wiederaufbau ist daher auch eine Herzensangelegenheit für die Staatsregierung“, betonte Staatsminister Prof. Dr. Georg Unland. „Die Fresken des Altans mit der Darstellung biblischer Szenen gehören zu den größten farbigen Renaissancefresken nördlich der Alpen. Der Altan wird einmal den gestalterischen Glanzpunkt im neu in Szene gesetzten Renaissancehof des Dresdner Schlosses bilden“, so Unland weiter.
Beim Altan handelt es sich um eine viergeschossige Loggia im großen Schlosshof an der Rückseite des Hausmannsturms. Er geht zurück auf den Umbau des Schlosses in den Jahren 1547-1556 auf Veranlassung von Kurfürst Moritz von Sachsen. Er bildete mit seinen reichen Bildhauerarbeiten eine der bedeutendsten Renaissanceplastiken nördlich der Alpen. Die hinter dem Altan liegende Fassade (sog. Rücklage) war mit farbenprächtigen Freskomalereien geschmückt. Auch der Altan fiel der Zerstörung des Schlosses im zweiten Weltkrieg zum Opfer. Der Rohbau des Altans wurde bis zum Jahr 2010 wiederhergestellt.
Nun soll nach jahrelangen Recherchen und Studien die farbige Gestaltung der Natursteinelemente der Konstruktion und der Rücklage in der Fassung des 16. Jahrhunderts in Angriff genommen werden. Die Rücklage des Altans erhält wieder farbige Freskomalereien mit biblischen Motiven (Geburt Christi, Bekehrung des Paulus, Königin von Saba vor Salomon). Diese Fresken stehen dann in Kontrast zu den einfarbigen Sgraffitomalereien an den Fassaden und verstärken sich in der Wirkung gegenseitig.
Bei den neu fertiggestellten Räumen handelt es sich um den Gardesaal und den Kurfürstensaal im Ostflügel sowie um drei weitere Räume im Nordostflügel. Im Bereich des Gardesaals umfassten die Bauarbeiten die Restauration der Rokokobefunde und den Wiedereinbau bereits vor Jahrzehnten geborgener Stuckteile. An der Nordseite des Kurfürstensaals wurde das Original Moritzmonument angebracht. Dieses Monument wurde als wertvolles Denkmal nach der Flut 2013 aus der Festung Dresden (Brühlsche Terrasse) geborgen und durch die Experten der Zwingerbauhütte konserviert. Die Längswände wurden auf Wunsch der sächsischen Kunstsammlungen Dresden in rohem Zustand belassen.
Der Boden wurde mit Theumaer Fruchtschiefer belegt. Im Nordostflügel wurden die Wände als Bild- bzw. Objekthintergrund dunkel gestaltet. Die Decken setzen sich dagegen hell von Wandflächen ab. Die Baukosten für diese Räume betragen ca. 8,9 Mio. Euro. Der Ostflügel soll für die Ausstellung der Rüstkammer „Auf dem Weg zur Kurfürstenmacht“ genutzt werden. Der Nordostflügel ist für die Präsentation der „Kurfürstlichen Kleiderkammer“ vorgesehen. Die Räume wurden mit modernsten „maßgeschneiderten“ Vitrinen ausgestattet, um höchsten musealen und konservatorischen Anforderungen zu genügen.
Aktuelle Schwerpunkte der Wiederaufbauarbeiten sind die Fassaden im Großen Schlosshof einschl. Altan (Fertigstellung für Ende 2019 geplant), der historische Ausbau „Kleiner Ballsaal“ im Georgenbau (Fertigstellung für Ende 2017 geplant), der Lange Gang (Fertigstellung für 2018 geplant), der Nordflügel, 2. OG Turmzimmer (Fertigstellung für Ende 2019 geplant) sowie der Westflügel, 2. OG Paraderäume (Fertigstellung für 2019 geplant).
Langwierige Sanierung
Bereits unmittelbar nach der Zerstörung im zweiten Weltkrieg begannen die Sicherung der Ruine des Residenzschlosses und die Bergung wichtiger Teile. Seit Mitte der 1980er Jahre erfolgt der planmäßige abschnittsweise Wiederaufbau des Dresdner Schlosses. In einem Beschluss der Staatsregierung vom 13. Dezember 1994 wurde die überwiegend museale Nutzung des Schlosses festgelegt. Die Leistungen der ersten 15 Jahre konzentrierten sich auf die Sicherung der Substanz, auf den Rohbau und die äußere Wiederherstellung des Bestandes.
In den Wiederaufbau des Schlosses wurden bisher ca. 316 Mio. Euro (einschl. Liegenschaftsübergreifender Maßnahmen/Werterhalt/Bauunterhalt) investiert. Die Gesamtbaukosten werden auf Grundlage des Baukostenindex 2015 auf ca. 380 Mio. Euro geschätzt.