Erste Erkundungen der topografischen Gegebenheiten fanden 1934 statt. Mitte des Jahres wurde das Bauvorhaben öffentlich bekanntgegeben. In der Bevölkerung fand sich einerseits wegen des zu erwartenden wirtschaftlichen Aufschwunges Zustimmung, andererseits Ablehnung bei den betroffenen Landwirten, die ihr Land am Melsterberg abgeben sollten. Sie sollten durch Entschädigung oder Landtausch abgefunden werden. Radio Luxemburg berichtete, dass die Nationalsozialisten einen Fliegerhorst sowohl in Werl als auch in Dortmund anlegen wollen. Diese Meldung wurde vorerst von Berlin dementiert. Im November 1934 wurde in der Villa Wulf unter der unverfänglichen Bezeichnung Deutsche Verkehrsfliegerschule Werl ein erstes Büro für den Baumeister Espenschied und seinen Stellvertreter Hörmann eingerichtet. Die Bauleitung wurde in einer neu errichteten Baracke in der Nähe der Scheidinger Straße untergebracht. Die Bauleitung bestand aus den Fachbereichen Hoch- und Tiefbau, Elektrik sowie technische Bereiche.
Baubeginn war im Januar 1935. Den Hoch- und Tiefbau übernahmen die Firmen Berger und Hitzbeck; Siemens lieferte die technische Ausstattung des Flugplatzes. Jeden Tag wurden vom Omnibusunternehmen Rosenkranz 1.000 Arbeiter aus Herne und Umgebung zur Baustelle gefahren. Auch in Werl gab es so gut wie keine Arbeitslosen mehr. Jeder Geeignete fand hier eine Beschäftigung. Gearbeitet wurde ohne Rücksicht auf die Witterungsverhältnisse bei Tag und Nacht in Schichten. Die Arbeiter konnten sich für wenig Geld aus einer Kantine versorgen, die von der Firma Wellhausen aus Wuppertal eingerichtet wurde.
Nach dem Planieren des Geländes wurde festgestellt, dass sich auf diesem ehemaligen Wiesengelände mit lehm- und tonhaltigem Untergrund das Regenwasser sammelte und nicht versickerte. In diesem Zustand war das Gelände nicht als Flugplatz zu verwenden. Es wurde beschlossen, das gesamte schon planierte Gelände um ca. 65 cm abzutragen. Bei diesen Arbeiten stieß man auf die Reste einer römischen Siedlung und es wurden Münzen aus dieser Zeit gefunden. Weiterhin wurden Scherben aus der Zeit der Bandkeramik geborgen.
Am 1. März 1935 wurde die Gründung der Luftwaffe offiziell bekanntgegeben und die Deutsche Verkehrsfliegerschule Werl am 1. April 1935 in Bauleitung Flugplatz Werl umbenannt. Mittlerweile waren etwa 1.500 Menschen hier beschäftigt. Um die weitläufige Fläche des Flugfeldes entstanden Flugzeughallen, eine Werft, Kasernenanlagen mit Truppenunterkünften, ein Exerzierplatz und Sportanlagen, die Waffenmeisterei sowie ein Kasino und etliche Nebengebäude. Diese Gebäude wurden durch ein zentrales Heizkraftwerk beheizt. Zum Schluss wurden betonierte Landebahnen angelegt. Es wurde nach dem damals neuesten Stand der Technik geplant und gebaut. Das kreisförmige Rollfeld war von einer betonierten Rollstraße umgeben, an der sieben Flugzeughallen und ein Schießstand zum Einschießen der Flugzeug-Bordwaffen lagen. Die beiden kegelförmigen Lande- und Startbahnen waren aus strategischen Gründen in Ost-Westausrichtung angelegt. Unter den Grasflächen des Rollfeldes waren vier Tanklager versteckt. Die Gesamtbaukosten lagen bei etwa vier Millionen Reichsmark.
Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde der Fliegerhorst am 7. April 1936 eingeweiht. Somit war Werl Garnisonsstadt. Die blau-grauen Uniformen der jungen Luftwaffensoldaten prägten für etliche Jahre das Stadtbild. Mit einer großen Parade marschierte die Fliegergruppe Werl des Jagdgeschwaders 134 „Horst Wessel“ in die aufwändig mit Blumen und Tannengrün geschmückte Stadt ein. Die Soldaten wurden am Stadteingang von BDM-Mädchen begrüßt und mit Blumen geschmückt. Erster Flugplatzkommandant war Major Theo Osterkamp, ein hochdekorierter Luftwaffenoffizier. Gegen 17:00 Uhr traf der Fliegergeneral Hans Halm ein und schritt zu den Klängen des Präsentiermarsches die Front der angetretenen Formationen ab. Bürgermeister Richard Klewer hielt eine Rede mit den üblichen Parolen der Zeit. Damit war der Fliegerhorst eingeweiht.
Vier Wochen vor der offiziellen Eröffnung des Flughafens mussten die Flieger ihren ersten Auftrag ausführen. Der Einsatz führte in die Eifel, es sollten einmarschierende Landetruppen vor feindlichen Angriffen schützen. Zu Beginn war das Horst-Wessel-Geschwader mit Maschinen der Typen Arado Ar 65 und Ar 68 ausgerüstet. Die Flugzeuge einer Staffel waren von eins bis zwölf nummeriert, die Traditionsfarbe des Geschwaders war braun. Die einsitzigen Arado-Flugzeuge waren jeweils mit zwei synchronisierten Maschinengewehren MG 17 bewaffnet.
Für die Schießausbildung war ein Schießplatz an der etwa vier Kilometer entfernten Neheimer Straße gebaut worden. Hier wurde mit Pistole, Karabiner und Maschinengewehr auf Figuren oder Scheiben geschossen. In den späteren Kriegsjahren wurden in der Flugzeugwerft mehr und mehr Maschinen auch nicht hier stationierter Verbände repariert und die Bordwaffen auf dem Schießstand eingeschossen. Etliche Nachtjäger wurden in Werl mit dem „Lichtenstein“-Radargerät ausgerüstet. Der Fliegerhorstkommandantur war eine Musikkapelle mit etwa 25 Musikern unterstellt. Diese spielte auf Militär- und Parteiveranstaltungen. Auch viele Unterhaltungskonzerte für die Bevölkerung wurden gegeben. Der Fliegerhorst hatte die Feldpostnummer 02446.
Von den Soldaten des Fliegerhorstes war zwischen Einecke und Klotingen hölzerne Flugzeugattrappen aufgestellt worden, um feindlichen Bomberverbänden einen Flugplatz vorzugaukeln. Als Bediener dieser Anlage waren sechs Soldaten erforderlich, die sich bei Luftangriffen in einem eigens gebauten Bunker schützen konnten. Auf der Haarhöhe, westlich von Ruhne, waren zehn Holzhallen von 10 m × 20 m Größe aufgebaut. Bei Fliegeralarm wurden hier Schweißarbeiten und ein Hochofenabstich simuliert, um angreifende Verbände zu täuschen. Eine ähnliche Scheinanlage stand vor Schlückingen westlich vom Werler Forsthaus.
Das Flughafen-Bereichskommando Werl wurde am 1. Juli 1939 in Werl aufgestellt und am 30. März 1941 in Flughafen-Bereichskommando 2/VI umbenannt. Es unterstand dem Luftgau-Kommando VI, ab 1943 dem Feld-Luftgau-Kommando XXVIII Treviso. Es führte die Einheiten Fliegerhorst-Kommandantur Detmold, Dortmund, Gütersloh, Lippstadt, Paderborn, Störmede und Werl. Auf dem Fliegerhorst wurden regelmäßig Großflugtage veranstaltet, die in der Bevölkerung zur Werbung für die Luftwaffe dienten.
Mitte April 1945 wurde der Flugplatz von der deutschen Luftwaffe aufgegeben und verlassen, letzter Kommandeur war Major Bode. Kurz nachdem dies in der Bevölkerung bekannt worden war, strömten die Bewohner in Scharen mit Pferdewagen, Karren und Handwagen dorthin und plünderten die Anlage. Die Lager waren teilweise voll mit Wolldecken, Töpfen, Porzellan und Fallschirmseide. In den Vorratskellern waren Lebensmittel aller Art gelagert, in kurzer Zeit wurde alles gestohlen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernahmen die belgische und amerikanische Armee das Gelände von Airfield B.157, so die alliierte Codebezeichnung des Flugplatzes. Die Belgier stationierten das 18. Logistikbataillon (Batailjon Logistiek) und die 4. Instandsetzungskompanie (Compagnie Materieel). Auf dem Gelände wurde als Notkirche die Fatima-Kapelle gebaut. Die Amerikaner mit der 4th. USAFAD USA nutzen ein Kasernengebäude und richteten ein Nuklearwaffenlager, eine Raketenstation sowie einen Sendeturm auf dem Gelände ein. Das Gelände wurde 1994 von den Amerikanern und Belgiern aufgegeben. Heute befindet sich dort das Gewerbegebiet und Kompetenzzentrum KonWerl 2010.
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Dokument erstellt am 12.12.2014
Letzte Änderung am 12.12.2014