VEB Spinnerei und Weberei Ebersbach

Der Industrielle Hermann Wünsche gründete 1868 seine eigene Handweberei, mit dem Ziel, präparierte Stoffe in die Welt zu tragen. Seine größten Konkurrenten zu damaliger Zeit: die Spinnereien, Färbereien und Textilfabriken in den Niederlanden und nahe der deutschen Grenze - in Nordrhein Westfalen. 1873 nimmt der Fabrikant die ersten 34 Webstühle in Betrieb. Zu damaliger Zeit keine besondere Sensation, doch Wünsche galt als der erste Textilfabrikant in der Oberlausitzer Region, der bunt gewebte Textilien in Massenproduktion auf den Mark bringen konnte. Später kommt die Ebersbacher Textilfabrik (Landkreis Görlitz) ins Spiel, da Wünsche im Jahr 1885 zwei weitere Textilfabriken erwirbt.

Neben dem Betrieb in Ebersbach ist es der textilproduzierende Gewerbebetrieb in Schirgiswalde, der die Produktion ankurbelt. Der Eigner kann die Arbeiterzahl auf 1.700 steigern - zu dieser Zeit betreiben die Betriebe insgesamt 1.487 Webstühle. Zu dieser Zeit wird das Unternehmen als größter Textilbetrieb in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) gelistet.

Nach dem Tod des Gründers übernimmt 1889 Wünsches Sohn Edwin das Unternehmen und wandelt selbiges in eine Aktiengesellschaft um. Ab sofort firmiert das Unternehmen unter dem Namen "Hermann Wünsches Erben AG". Weil die Produktion des Unternehmens zur Jahrhundertwende das Kapazitätslimit erreichte, baute man 1904/05 in Ebersbach eine neue Fabrik. Der Neubau ist für seine damalige Zeit so modern und verfügt über eine solch voluminöse Substanz, dass man nur fünf Jahre später in allen Betrieben die Arbeitnehmerzahl auf rund 2.500 steigern konnte und in den vier Unternehmen insgesamt 40.000 Spindeln und 2.200 Webstühle bis ans Limit produzieren ließ.

Die wirtschaftliche Rezession zwang den Textilverbund 1924 zum Kollektiv mit der "Vereinigten Deutschen Textilwerke Zittau AG". Doch auch dieser Plan ging nicht auf. Denn auch die spätere Fusion der Betriebsteile zur "Vereinigten Textilwerke Wagner & Moral AG" war nicht von Erfolg gekrönt. 1932 werden die Betriebstätigkeiten eingestellt. Zwei Jahre später, und nach der Übernahme durch das Bundesland Sachsen, bekommt das Textilunternehmen unter dem Namen "Weberei & Spinnerei AG Ebersbach" eine neue Chance.

Während der Maschinenpark 1939 noch modernisiert werden konnte, schlägt das Schicksal nur kurze Zeit später gnadenlos zu. Als sich die Dessauer Junkerswerke in die bestehenden Gebäude einmieten, ändert sich auch die Produktion. Aus den handelsüblichen Erzeugnissen der Textilwerke formten die Junkerswerke Dessau, die sich in die verbliebenden Räumlichkeiten einmieteten, kriegstechnische Rüstungsprodukte. Und während die nicht benötigten Maschinen der Spinnerei ausgelagert wurden, mussten bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs (1945) bis zu 1.200 Zwangsarbeiter hier Flugzeugteile herstellen.

Nach dem Krieg und infolge der Enteignung erhält der Betrieb eine neue Chance. Nachdem sich der Betrieb als "VEB Spinnerei und Weberei Ebersbach" neu gegründet hatte, folgte 1969 der Zusammenschluss mit weiteren Textilbetrieben zum "VEB Buntspecht Ebersbach", der später in den Großbetrieb "VEB Lautex" eingegliedert wurde und somit viele Jahre ständige Investitionen tätigte. Bis 1990 gehen die Planungen auch auf, doch dann schlägt die brutale Wahrheit zu. Nur ein Jahr später (1991) wird die Produktion in Ebersbach und an anderen Standorten eingestellt.

Obwohl sich der Betrieb unter einem neuen Investor in puncto Jeansproduktion neu aufstellte, kam 1994 das Ende der Textilfabrik in Ebersbach. Und während die zurückgelassenen Maschinen von asiatischen Unternehmen abgebaut und in heimischen Gefilden neu aufgebaut wurden, riss man das Hauptwerk 1996/97 ab. Der einstige Ebersbacher Betrieb wartet seitdem auf einen Prinzen, der die bestehende Substanz "wachküsst" und die Geschichte zumindest objektiv erhält.

Dokument-Information
Objekt ID: rp-036206
Kategorie: Handel & Gewerbe
Bundesland: Sachsen
Standort: keine Angabe
Baujahr: 1904/05
Denkmalschutz: ja
Architekt: keine Angabe
Objekt abgerissen: nein
Objekt erfasst: 08.05.2014
Objekt erstellt: 28.03.2019
Letzte Änderung: 28.03.2019
Copyright © rottenplaces.de
Alle Angaben ohne Gewähr.

Auf Grund der Anzahl der Gebäude und deren positive und/oder negative Veränderungen der Bausubstanz im Laufe der Zeit, stellen einzelne Abbildungen (häufig) nicht den derzeitigen Zustand dar. Die Reihenfolge der Bilder ist keine Zeitreihenfolge.