Das ehemalige Parkkrankenhaus Leipzig-Dösen befindet sich im Stadtteil Dösen auf einem parkähnlichen Areal westlich der Chemnitzer Straße zwischen der im Norden angrenzenden Forensischen Klinik und dem Haftkrankenhaus im Süden und wurde als Klinik zur Behandlung psychisch Kranker und Behinderter genutzt. Die Heilanstalt wurde zwischen 1899 und 1901 vom deutschen Architekten und Baubeamten Otto Wilhelm Scharenberg erbaut, der in dieser Zeit als Stadtbaurat in Leipzig amtierte. Wie bei der Konzeption von Krankenhausbauten Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts üblich, wurde die Anlage im Pavillonstil errichtet, auf der Flur des damals noch selbstständigen Dorfes Dösen. 1901 wurde sie schließlich als „Psychiatrische Klinik Heilanstalt Dösen“ eröffnet.
Vor dem Hintergrund der Eingemeindung Dösens durch Leipzig am 01. Januar 1910 und des Inkrafttretens des sächsischen Irrenfürsorge-Gesetzeswurde die Heilanstalt im Januar 1913 als „Königliche Landesheil- und Pflegeanstalt Leipzig-Dösen“ vom Königreich Sachsen übernommen.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Klinik in der Zeit der Weimarer Republik in „Sächsische Landesanstalt für Psychiatrie“ umbenannt und ab 1918 für zehn Jahre von Hermann Paul Nitsche geleitet, dem Gutachter und medizinischen Leiter der Aktion T4. T4 ist die nach 1945 gebräuchlich gewordene Bezeichnung für die systematische Ermordung von mehr als 70.000 Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen in den Jahren 1940 und 1941. Ab August 1939 mussten Ärzte, Hebammen, Kinderkrankenhäuser und Entbindungsanstalten sofort Meldung über „missgebildete“ Kinder machen, die nach der Rassenideologie der Nazis „lebensunwert“ waren und sterben mussten.
Im Oktober 1940 wurde im Park-Krankenhaus auf Initiative des deutschen Kinderarztes Werner Catel eine Abteilung für Kinderpsychiatrie gegründet. In dieser vom Psychiater Arthur Mittag geleiteten Abteilung wurden zwischen 1940 und 1943 551 Kinder und Jugendliche im Rahmen der Aktion T4 getötet, die meisten davon mit Medikamenten. Im Zuge der Aktion Brandt, die teilweise die Nachfolge der Aktion T4 antrat, wurden zudem 583 Patienten zwangssterilisiert. Für die als Behandlung deklarierte Ermordung der Kinder erhielt ein Teil des Klinikpersonals Sonderzuwendungen vom “Reichsausschuß zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden”.
Die Klinik wurde noch mehrmals nach dem Zweiten Weltkrieg umbenannt. Am 01.07.1946 erhielt sie den Klinikstatus und ging 1952 im Zuge der Bezirksgründung in der DDR wieder in den Besitz der Stadt Leipzig über. Ab diesem Jahr trug das Gelände den Namen „Krankenanstalt Leipzig-Dösen“. Während der DDR-Zeit war die Behandlung in Dösen stark mit dem Staatsapparat verknüpft, so wurden etwa unliebsame Gegner hier interniert. Schon am 01.07.1958 bekam die Anstalt den neuen Namen "Bezirkskrankenhaus für Psychiatrie Leipzig-Dösen" und wurde dem Bezirk Leipzig unterstellt.
Erst nach der deutschen Wiedervereinigung wurde die Klinik wieder der Stadt Leipzig übergeben, unter dem Namen "Park-Krankenhaus Leipzig-Dösen, Städtisches Krankenhaus für Psychiatrie, Chirurgie und Innere Medizin". Die Heilanstalt wurde - in der Funktion als Städtisches Krankenhaus – um die Fachgebiete Psychiatrie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie Chirurgie und Innere Medizin erweitert. Auch gab es weitere Abteilungen wie Anästhesie, Ambulanzen, Rehabilitationen und Ergo- sowie Physiotherapie. Auf dem Gelände befanden sich das Röntgen- sowie das pathologische Institut, ein Ärztehaus, eine Apotheke, ein Pflegebereich und ein Sozialdienst. Das ausgedehnte Areal besaß nicht nur eine Kirche, Schulen, eine Kindertagesstätte, eine Küche, eine Wäscherei und eine Werkstatt für Arbeits- und Werktherapie, sondern auch eine Cafeteria sowie einen Speisesaal, eine Sauna, Fitnessräume und eine Kegelbahn.
1993 fusionierte die Anstalt mit der "Städtischen Klinik für Orthopädie und Rehabilitation Dr. Georg Sacke" zur „Städtischen Klinik Leipzig-Südost“. Am 01.01.1999 wurde die Klinik dann vom Rhön-Klinikum übernommen und 2002 als „Parkklinikum Leipzig“ in einen Neubau im Stadtteil Probstheida verlagert.
Am 30.05.2011 wurde das Areal in Dösen von der „ProWohn Immobilien AG“ aus Arnstadt erworben. Diese beabsichtigte, das unter Denkmalschutz stehende Gelände zu einem Wohn- und Arbeitsquartier zu machen. Der Leipziger Stadtrat beschloss im Jahr 2012 einen Bebauungsplan, der die weitere Entwicklung für eine zusätzliche Bebauung und die Sanierung der Gebäude festschreiben und regeln sollte. Erste Pläne für das Gelände folgten 2013. Es war eine räumliche Trennung vorgesehen, bei der im Süden Wohnungen sowie Grünflächen und im Norden Gewerbe entstehen sollten. Dabei sollten sich vor allem Firmen aus den Branchen Dienstleistung, Bildung und Medizin ansiedeln.
Im Mai 2015 wurde das Gelände in Dösen überraschend vom Bauunternehmen „GRK Holding“ aufgekauft. Die auf die Entwicklung und Sanierung denkmalgeschützter Gebäude spezialisierte Firma wollte das alte Klinikgelände zur „Parkresidenz“ ausbauen - einem eigenen kleinen Stadtteil mit Mini-Supermarkt. In einem BILD-Interview im September 2015 gab Co-Vorstand Andreas Rühle bekannt, dass man sich mitten in der Projektentwicklung befände. 2017 sollte die Sanierung losgehen. Auf eine Anfrage der Grünen aus dem gleichen Jahr gab die Stadtverwaltung allerdings bekannt, dass es aufgrund des Eigentümerwechsels zu Verzögerungen käme. Der neue Eigentümer war Mitte 2016 mit einer geänderten Entwicklungsstrategie auf die Stadt Leipzig zugekommen.
Der deutsche Projektentwickler für Wohnimmobilien „Instone Real Estate“, der Mitte 2017 aus der Fusion der Immobilienentwickler „Format“ und „GRK-Holding“ entstanden war, plante, auf die Etablierung von Gewerbe bzw. medizinischen Einrichtungen zu verzichten und das gesamte Areal zu einem Wohngebiet auszubauen. Dadurch erhöhte sich die Zahl der geplanten Wohnungen deutlich von vormals 180 auf nun rund 600, knapp 70 davon Mietpreis-gebunden.Das Konzept sah außerdem eine zentrale Tiefgarage, ein dreigeschossiges Parkdeck, einen Einkaufsmarkt und eine Kindertagesstätte mit 120 Kita- und Krippenplätze vor. Die denkmalgeschützte Bausubstanz sollte erhalten bleiben und durch Neubauten ergänzt werden. 2022 sollte alles fertig sein.
In einem Artikel der LVZ von Anfang April 2019 äußerte Vorstand Torsten Kracht den Wunsch, noch im selben Jahr mit den Arbeiten vor Ort zu starten. Der Entwurf des Bebauungsplanes wurde schließlich am 18.04.2019 vom Rat der Stadt Leipzig gebilligt. Allerdings riefen einige Aspekte des Konzeptes Umweltschützer auf den Plan.
Laut Stadtverwaltung müssten für das Bauvorhaben 286 Bäume gefällt werden, was einem Drittel des Bestandes entspräche. Viele von ihnen sind gesetzlich geschützte Biotopbäume. Zahlreiche Sträucher und Hecken würden abgeholzt, eine nach dem Sächsischen Naturschutzgesetz geschützte Streuobstwiese zerstört werden. Die meisten der rund 300 Bäume, deren Beseitigung vorgesehen war, sollten Neubauten und Autoparkplätzen weichen.
Der „Ökolöwe – Umweltbund Leipzig“ wies auf mögliche Verstöße gegen das Bundesnaturschutzgesetz hin, da Lebensräume von schützenswerten Arten wie Fledermäusen und Vögeln zerstört würden. Der Bebauungsplan forciere einen massiven Verlust von Lebensräumen, geschützten Biotopen und somit die Verringerung der Artenvielfalt.
Explizit aufgrund der Ignorierung und bereits erfolgten Zerstörung der Lebensräume der streng geschützten Zauneidechsen erstattete der „NABU Leipzig“im September 2019 Anzeige beim Amt für Umweltschutz der Stadt Leipzig. Der NABU forderte, für die Autoparkplätze eine andere bauliche Lösung zu suchen sowie die Zahl der Stellplätze insgesamt zu reduzieren, denn die geplante Anzahl sei für das Gebiet überdimensioniert. Zudem müsse auch die Zahl der Neubauten reduziert werden, um wertvolle Altbäume und Habitate zu erhalten, die das Wohnumfeld aufwerteten und auch wichtige Klimaschutzfunktionen hätten. Es wurde zudem die Schaffung von Ersatzlebensstätten für die geschützten Arten sowie eine fachgerechte Umsiedlung der Zauneidechsen gefordert, um die gesetzeswidrige Tötung dieser Tiere zu verhindern.
Tag24 berichtete Mitte November 2019 von einem erfolgten Treffen zwischen dem Investor, dem Planungsbüro sowie Vertretern des Stadtplanungsamtes mit den Umweltverbänden NABU, Ökolöwe und BUND. In der Folge ergriff Instone Real Estate einige Maßnahmen – wie den Verzicht auf zwei Tiefgaragen, die Verringerung der Autostellplätze von über 700 auf etwa 550 sowie das Anlegen einer zusätzlichen Streuobstwiese auf dem Areal.
Dennoch betonte NABU, die Anzeige nicht zurückgezogen zu haben. Für René Sievert, den Chef des Naturschutzbundes, war nach wie vor keine naturverträgliche Bauweise zu erkennen. Laut dem Sprecher der Ökolöwen, Jeremias Kempt, bestehe insbesondere bei den Themen Baumschutz, Artenschutz und der Reduzierung von Stellplätzen Nachholbedarf.
Anfang März 2020 berichtete die LVZ schließlich, die Umweltverbände BUND, NABU und Ökolöwe hätten mit dem Investor keine Einigung erzielen können. Sie hätten daraufhin Widerstand gegen den Bebauungsplan der derzeit bekannten Entwurfsfassung angekündigt. Alle drei Verbände kritisierten vor allem die unverhältnismäßig hohe Anzahl an geplanten PKW-Stellplätzen. „Für uns ist völlig inakzeptabel, dass 90 vitale Bäume für Parkplätze geopfert werden sollen“, so Elke Thiess vom BUND Leipzig. Sie sah noch eine Menge Klärungsbedarf, was den Erhalt und das Nachpflanzen des Baumbestandes betrifft.
Am 20. Mai 2020 beschloss die Mehrheit des Leipziger Stadtrats einen Antrag der Linken, der auch Anträge von Grünen und SPD aufgriff. Die Linksfraktion hatte die Reduzierung der Stellplätze zugunsten einer besseren ÖPNV-Anbindung gefordert, eine Erhöhung des sozialen Wohnungsbaus auf 30 Prozent, den freiwilligen Ausgleich aller zu fällenden Bäume auf Kosten des Investors sowie ein umfassendes Artenschutzkonzept. Zudem forderte der Beschluss unter anderem die öffentliche Zugänglichkeit des Geländes, eine Fassadenbegrünung für das „Parkdeck des Nahversorgers“ und weitere Neubauten. Seit der jüngsten Stadtratssitzung bleibt es nun wieder vorerst offen, wann die Bauarbeiten beginnen werden.