Kein Unternehmen im Kölner Stadtgebiet war so prägend wie der einstige Industriekomplex der Klöckner-Humboldt-Deutz AG (KHD), bzw. die spätere Deutz AG. Der rasante Aufstieg des Unternehmens prägte mit seinen revolutionären Neuheiten die ganze Region. 1860 widmete sich Nikolaus August Otto der Entwicklung von Gasmaschinen und parallel mit der Idee, einen handelsüblichen Motor damaliger Zeit durch einen Vergaser für kohlenwasserstoffhaltige Flüssigkeiten von der Gasanstalt unabhängig für kleinere Nutzfahrzeuge brauchbar zu machen. 1867 präsentierte das als "N.A. Otto & Cie." firmierende Unternehmen gemeinsam mit Eugen Langen im Rahmen der Pariser Weltausstellung den Ottomotor. Bedingt durch die Inklusion eines neuen Partners benannte man das Unternehmen 1869 in "Werk Langen, Otto & Roosen" um. Im selben Jahr zog man auf das Areal zwischen Deutz und Mülheim in direkter Rheinlage um.
Weil der Ottomotor konsequent weiterentwickelt wurde und auch eine rege Nachfrage erfuhr, erweiterte man nicht nur die Produktionsanlagen, sondern firmierte fortan unter dem Namen "Gasmotoren-Fabrik-Deutz-AG". Bis 1886 waren rund 20.000 Maschinen produziert worden. Um die Jahrhundertwende erweiterte das Unternehmen seine Produktpalette erneut. Ab sofort wurden auch Eismaschinen, Luftkühlanlagen und Dampfturbinen hergestellt. Die Maschinen fanden weltweit reißenden Absatz, so dass das Werksgelände erneut ausgebaut werden musste. 1912 stellte man den Dieselmotor mit direkter Einspritzung vor. Nach dem Ersten Weltkrieg fusionierte die Motoren-Fabrik Deutz AG mit der Motorenfabrik Oberursel AG. 1930 inkludierte man das Unternehmen mit der Maschinenbau-Anstalt Humboldt und firmierte fortan als "Humboldt-Deutzmotoren AG".
1938 entstand durch den Abschluss eines Interessengemeinschaftsvertrags mit der Klöckner-Werke AG Duisburg die Klöckner-Humboldt-Deutz AG (KHD). Ebenfalls 1938 entstand eine Interessengemeinschaft zwischen der Klöckner-Humboldt-Deutz AG und der Isselburger Hütte AG. Die Übernahme der Isselburger Hütte folgte 1939. Während des Zweiten Weltkriegs war ein Großteil der Produktion zwangsläufig für Rüstungsgüter der Wehrmacht reserviert, insbesondere für Motoren, Lastkraftwagen, Kettenfahrzeuge, Ersatzteile sowie u.a. Reparaturen von Panzern. Für den Antrieb des Kettenfahrzeugs Raupenschlepper Ost (RSO) kam 1944 erstmals ein neu entwickelter luftgekühlter Deutz-Dieselmotor zum Einsatz.
Während des Zweiten Weltkriegs musste die Produktion aufgrund des Rohstoffmangels nahezu eingestellt werden. Die Reichsverwaltung zog KHD zur Waffenproduktion und Motorenbau für U-Boote und Flugzeuge heran. Nach dem Krieg waren viele Werkshallen zerstört. Der Wiederaufbau ging zügig voran. Bis in die 1950er Jahre wurden im Unternehmen auch Kleinlokomotiven hergestellt. Nach der 1953 gebildeten Interessengemeinschaft mit den Vereinigten Westdeutsche Waggonfabriken AG (Westwaggon) und deren endgültigen Übernahme 1959 war KHD auch in der Lage große Drehgestell-Diesellokomotiven zu bauen.
1969 wurde eine Mehrheitsbeteiligung an der WEDAG übernommen, die 1972 in der kompletten Übernahme und Fusion mit dem Anlagenbau der ehemaligen Maschinenbauanstalt Humboldt unter dem Namen KHD Industrieanlagen gipfelte. Im Jahr 1979 wurde der Name der Firma dann in KHD Humboldt Wedag geändert. 1970 wurde mit der Kirloskar Group, einem indischen Maschinenbauunternehmen, eine Kooperation zur Herstellung von Traktoren gegründet. Diese nahm 1974 die Produktion von Traktoren der Serie D-06 auf.
KHD firmierte auch über Jahrzehnte in der Sparte Anlagenbau, hauptsächlich im Umfeld der Kohle- und Kokerei-Technik und der Zementherstellungstechnik. Namhaft waren die Unternehmensteile KHD Wedag in Bochum an der Herner Straße (Kokereitechnik) und der Zementanlagenbau in Köln. Späterer neuer Eigentümer wurde die "MFC Bancorp", die sich in "KHD Humboldt Wedag" umbenannte. Die Wedag in Bochum wurde als produzierendes Unternehmen Mitte/Ende der 1980er Jahre geschlossen und der Sitz der Aktivitäten in Köln zusammengefasst.
In den frühen 1990er Jahren machte "KHD Wedag" durch aufsehenerregende Anlagenbau-Geschäfte mit Zementanlagen von sich reden, als die damals offenen saudi-arabischen Tender-Verfahren sämtlich gegen scharfen Wettbewerb als Aufträge in Köln landeten. Später zeigten sich dramatische Fehlkalkulationen. Es erwies sich, dass bereits bei der Auftragsunterzeichnung eine langfristige Unterdeckung klar erkennbar gewesen war. KHD hatte den arabischen Kunden Preise offeriert, die in der Größenordnung von 30 % unter den Wettbewerber-Angeboten lagen. Den Unterzeichnern auf Seiten KHD war es offenkundig um ungewöhnlich hohe vereinbarte Anzahlungen der arabischen Kunden gegangen, die Löcher in der ständig notleidenden Motoren-Branche stopfen helfen sollten.
Unklar blieb in den späteren teils juristischen Aufarbeitungen dieses Skandals, bis wie weit herauf in der KHD-Firmenhierarchie das Wissen um die bewussten Verlust-Hereinnahmen gegangen war. Der Vorstandsvorsitzende zu dieser Zeit wurde nicht zur Verantwortung gezogen. Es konnte nicht nachgewiesen werden, dass er von den Manipulationen gewusst hatte. Jedoch wurden Manager auf Bereichsleiterebene teils zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
Die Deutz AG beschäftigte sich in der Vergangenheit neben der bestehenden Produktion von Ottomotoren sowie luft-, wasser- und ölgekühlten Dieselmotoren auch mit dem Bau von Lokomotiven, Kraftfahrzeugen, Nutzfahrzeugen (Lastkraftwagen und Omnibussen), Baumaschinen, Landmaschinen und dem Anlagenbau. Heute soll auf dem riesigen Areal ein neues Wohnquartier entstehen.
Quellen: Kölner Stadtanzeiger, kuladig.de, Wikipedia, privat
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Dokument erstellt am 13.06.2017
Letzte Änderung am 13.06.2017