Papierfabrik Wilhelmstal

Wilhelmstal (Radevormwald) wurde ab 1856 maßgeblich von der großen Weberei und Tuchfabrik der Gebrüder Hilger geprägt. 1866 wurden fünf Dampfkessel und zwei Dampfmaschinen in Betrieb genommen, damit begann die industrielle Revolution im Oberbergischen Kreis. In den Folgejahren entstand zwischen den Gemeinden Fünfzehnhöfer und Lüttringhausen ein heftiger Rechtsstreit um die Steuereinnahmen. Beinahe 600 Menschen arbeiten zu dieser Zeit in der Fabrik. 1890 wurden Teile der Tuchfabrik bei einem Brand zerstört, das Hauptgebäude aber blieb verschont.

Dennoch ging das Unternehmen um 1890 in die Insolvenz. Etwa 330 Mitarbeiter verloren ihren Job. Zu den Gläubigern gehörte auch der Lenneper Baumeister Albert Schmidt. Ab 1892 produzierte August Bünger in den Räumen Korsettstangen, Taillenband und anderes Kleiderzubehör.

1898 wandelte Carl Cäsar die einstige Tuchfabrik in eine Papierfabrik für Fahrkartenkarton- und Tapetenpapier um. Zu der Betriebsausstattung gehörten zwei Rundsiebmaschinen, eine Längssiebmaschine und eine 650 PS starke Tandemdampfmaschine von der Firma MAN zum Antrieb der Papiermaschinen. Die Elektrifizierung der Fabrik erfolgte 1912. Ein Dampfturbinenaggregat erzeugte eignen Strom. 1927 geriet die Fabrik erneut in wirtschaftliche Schwierigkeiten, die Firma Ernst & Luh aus Achern übernahm das Unternehmen. Dessen Teilhaber Wilhelm Ernst hatte ein paar Jahre zuvor die Mittelbadische Papiermanufaktur gegründet.

Gemeinsam mit Maschinenbauern entwicklete man Prüf- und Fertigungsmaschinen für die Säcke, die im Zweiten Weltkrieg massenhaft für die rüstungstechnischen Baumaßnahmen benötigt wurden. Auch in der Nachkriegszeit war der Bedarf an Zementsäcken enorm, so dass die britischen Besatzer 1948 die Erlaubnis für die Wiederaufnahme der Produktion erteilten. 1952 ersetzte man die Dampfturbine durch eine neue hochmoderne der Firma AEG. In den 1959er Jahren arbeiteten 150 bis 200 Menschen in der Fabrik. Nach erneuten finanziellen Schwierigkeiten, bedingt durch fallende Absatzzahlen übernahm die schwedische Firma Korsnäs in den 1960er Jahren das Werk.

Am 30. November 1970 stellte man die Produktion ein, da man mit der Produktionskapazität am Standort nicht mehr konkurieren konnte. 135 Mitarbeiter wurden entlassen. Die Firma Körsnäs Wilhelmstal GmbH Papiersackfabriken produzierte auch danach noch mit Werken in Achern und Langenfeld (Rheinland). Seit 1997 haben sich kleinere Firmen auf dem Areal angesiedelt, die Hauptfabrik steht leer und verfällt zusehends.

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Dokument erstellt am 19.04.2016
Letzte Änderung am 19.04.2016