Panzersperren Westwall Hollerath (Eifel)

Über die Höhe am Hollerather Knie verlaufen Relikte von Panzersperren (Höckerlinien) der zum Westwall gehörenden „Vorstellung Aachen“. Rückwärtig finden sich zahlreiche gesprengte und übererdete Bunker. Im dichten Wald zeugen Feldstellungen und ein Panzergraben von den Kriegsereignissen im Herbst und Winter 1944/45 - der Ardennenoffensive. Die Höckerlinie ist ein eingetragenes Bodendenkmal. Die Ardennenoffensive war der letzte groß angelegte Versuch Nazi-Deutschlands, den westalliierten Militärs eine kriegswendende Niederlage zuzufügen. Ihren Ausgang nahm diese auf allen Seiten sehr verlustreiche Militäroperation am Westwall zwischen Monschau und Echternach.

Der Westwall, entlang der Westgrenze des Deutschen Reiches (bei den Alliierten auch unter dem Namen Siegfried-Linie bekannt), war ein über rund 630 km verteiltes militärisches Verteidigungssystem. Dieses System bestand aus über 18.000 Bunkern, Stollen sowie etwa 250 km Höckerlinien und 90 km Panzergräben. Er verlief von Kleve an der niederländischen Grenze in Richtung Süden bis nach Weil am Rhein an der Schweizer Grenze.

Ziel der Ardennenoffensive (deutscher Deckname Unternehmen „Wacht am Rhein“) war die Rückeroberung des Antwerper-Hafens, um den alliierten Nachschub zu unterbrechen. Gleichzeitig wollte man ein Keil zwischen die britischen und amerikanischen Truppen im Raum Aachen und Maastricht treiben, um die Briten nördlich einzuschließen und zu besiegen. Gelegt wurde das Vorhaben auf die Wintermonate, da die überlegenen, alliierten Luftstreitkräfte hier nicht eingreifen konnten. Die Wehrmacht war kurz vor Weihnachten 1944/45 bis auf neun Kilometer an die Maas vorgerückt, wurde jedoch durch die Alliierten bis zum Jahresende zum Rückzug gezwungen.

Am frühen Morgen des 16. Dezember griff die 277. Volksgrenadierdivision bei Hollerath nach Westen an. Die teilweise entwaffneten, ausgeplünderten und in tiefem Schnee liegenden Westwallbunker sorgten in den kommenden Wochen für große Probleme. Denn als Anfang Februar die 1. US-Infanteriedivision und die 82. Luftlandedivision nachrückte, wusste niemand mehr, wer in welchem Bunker anzutreffen war. Die Amerikaner beschossen die Sechsschartenkuppeln am Hollerather Knie mit Phosphorgranaten. Somit ergaben sich deutsche Bunkerbesatzungen, oder ließen sich einschließen, um später ausbrechen zu können. Hollerath wurde am 4. Februar vom US-Infanterieregiment 26 der 1. US-Infanteriedivision besetzt.

Noch heute zeugen im Wald von Hollerath zahlreiche Reste von Feldstellungen von den Kriegsereignissen im Herbst und Winter 1944/45. Hier findet sich auch eine teilweise vom Weg überlagerte vierzügige Panzersperre von 1938, auf die eine stärker ausgebaute fünfzügige Panzersperre von 1939 stößt. Die von Moos überwachsenden Stahlbetonhindernisse sollen auch zukünftig erinnern an eine blutige Schlacht, mit riesigen Verlusten - auf allen Seiten.

Quellen: Wikipedia, KuLaDig (LVR), privat

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Dokument erstellt am 23.06.2017
Letzte Änderung am 23.06.2017

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.