Am 2. November 1914 fiel der Beschluss, zwischen dem Dorf Möser und der Stadt Plaue auf der abgelegenen Halbinsel eine Pulverfabrik zu errichten. Das Gelände wurde abgesteckt, und am 9. November 1914 wurde der Grundstücksübergang, insgesamt 550 Hektar, im Katasteramt Genthin besiegelt. Die Königlich-Preußische Pulverfabrik bei Plaue Havel entstand in einem besonderen Bautempo. 400 Fabrikbauten und 172 Wohnungen wurden in etwa einem Jahr aus dem Boden gestampft. 1916 wurde der Wasserturm, 65 Meter hoch und bis heute Wahrzeichen Kirchmösers, fertig. 4000 Arbeiter und Beamte sowie zusätzlich 2000 Kriegsgefangene arbeiteten in der Fabrik.
1916 wurde auch der noch heute bestehende Bahnhof eingeweiht. Dies war mit einer Namensänderung für das Dorf verbunden. Denn bei Magdeburg gab es schon einen Bahnhof Möser. Daher erhielt das Haveldorf bei Plaue nun den Namen Kirchmöser. 918 wurde die Pulverproduktion eingestellt. Auf der Halbinsel Wusterau wurden die Sprengstoffvorräte der preußischen Pulverfabriken vernichtet.
Die Pulverfabrik Plaue wurde 1919 der Reichseisenbahnverwaltung übertragen und firmierte nun unter Eisenbahnwerk Brandenburg-West. Es wurde ein Werk für die Instandhaltung von Lokomotiven eingerichtet, das 1924 den Betrieb aufnahm. Darüber hinaus entstanden ein Instandhaltungswerk, eine Weichenwerkstatt, eine Chemische Versuchsanstalt und weitere Werkstätten auf dem weitläufigen Gelände. Am 1. November 1924 wurde das neue Rathaus in der Nähe des Bahnhofs eingeweiht. Ab 1926 hieß die Anlage Reichsbahnausbesserungswerk Brandenburg-West. 2.500 Mitarbeiter wurden hier beschäftigt. Lokomotiven und Waggons wurden hier nach modernsten Methoden, teilweise am Fließband, gewartet und instand gesetzt. Kirchmöser wurde selbstständiger Amtsbezirk. In den 1920er Jahren ließ die Reichsbahn viele Wohnungen in einem zeittypischen Eisenbahnstil als Gartenstadt in Kirchmöser-West und -Ost errichten.
1942 kam es zu wesentlichen Änderungen. Das Lokwerk wurde komplett demontiert und auf 276 Waggons Richtung Ukraine abtransportiert. Dort wurde es allerdings nie wieder aufgebaut. Die Brandenburger Eisenwerke GmbH übernahmen die verbliebenen Anlagen. Kriegsgefangene und Fremdarbeiter wurden hier zur Produktion von Panzerteilen und Panzern eingesetzt. Die Fertigungsanlagen des Panzerwerkes wurden sofort nach Kriegsende demontiert und in die UdSSR verbracht. Die sowjetische Besatzungsmacht richtete auf dem Gelände nun ein Panzerreparaturwerk ein.
Parallel dazu nahm die Reichsbahn in den Resten des ehemaligen Werkes die Arbeit wieder auf. Seit 1946 erreichte die Produktion im RAW Brandenburg-West wieder ein normales Niveau. In der Halle des Panzerwerkes der Sowjetarmee wurde das Walzwerk Willi Becker eingerichtet, das 1954 Teil des Stahl- und Walzwerks Brandenburg wurde. 1949 wurde Kirchmöser, bisher zum Landkreis Jerichow II gehörig, dem Landkreis Westhavelland und damit dem Land Brandenburg zugeordnet. Seit 1952 ist Kirchmöser ein Ortsteil der kreisfreien Stadt Brandenburg an der Havel.
1952 begann das Weichenwerk Kirchmöser mit der Herstellung von Weichen für Bahnen in aller Welt. 1957 wurde das ehemalige Verwaltungsgebäude der Pulverfabrik zu einer Klinik umgebaut. Die Augenklinik und die Orthopädie der Städtischen Klinik Brandenburg an der Havel waren bis 2003 hier ansässig. Seit 1965 hieß das RAW Werk für Gleisbaumechanik Brandenburg-Kirchmöser. Sämtliche Gleisbaumaschinen und Krane der Reichsbahn wurden hier gewartet. Recht schnell nach der Wende löst die Rote Armee das Panzerreparaturwerk auf. Die Deutsche Bahn organisierte viele Dinge neu und privatisierte in den Folgejahren das Werk für Gleisbaumechanik (wurde von Spezialtechnik Dresden übernommen) und das Weichenwerk (wurde von Butzbach übernommen). 1992 wurde das Walzwerk abgewickelt. In der Halle des Lok- bzw. Panzerwerks ist nun eine Feuerverzinkerei und eine Leitplankenproduktion angesiedelt.
Zum 1. Januar 2003 übernahm die Stadt Brandenburg an der Havel einen Großteil des Geländes, insgesamt rund 400 Hektar, mit dem Ziel der Revitalisierung des Industriestandortes. Zudem erfolgte im Jahre 2003/2004 die Übernahme von rund 10 Hektar ehemaliger NVA-Fläche durch die Stadt. Seitdem wird aufgeräumt, nicht mehr brauchbare Bauten werden abgerissen und neue Verkehrswege entstehen. Eine Mammutaufgabe ist die Beseitigung von Altlasten. Rund 285.000 Tonnen belastetes Erdreich sind zu beseitigen. Die noch in großer Anzahl vorhandenen brauchbaren Bauten werden renoviert und neuen Nutzungen zugeführt.
Die Anbindung an die Eisenbahnstrecke Magdeburg-Berlin macht den Standort besonders attraktiv für Produzenten von Eisenbahnmaterial. Einrichtungen der Deutschen Bahn, das Weichenwerk und die Gleisbaumechanik sind Kristallisationskerne für diesen Wirtschaftszweig.
Quelle: Wikipedia
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Dokument erstellt am 06.08.2014
Letzte Änderung am 06.08.2014