Sternburg Brauerei

Der Ursprung von Sternburg reicht bis in das Jahr 1278 zurück, in dem eine Brauerei im Rittergut zwischen Elster und Mühlteich erstmals urkundlich erwähnt wurde. Nachdem das Rittergut sowie die gutsherrliche Brauerei 1405 von Wilhelm von Mechfritz erworben wurden, ging das Rittergut 1822 in den Besitz von Maximillian Speck über, der es erworben hatte, um dort Schafe zu züchten. Als Maximillian Speck geadelt wurde, bat er, sich Sternburg nennen zu dürfen. Zunächst durfte aber das Bier in Leipzig nicht verkauft werden, und so erwarb Speck den Leipziger Burgkeller und erhielt im April 1823 die Ausschankgenehmigung vom Leipziger Stadtrat. Damals wurden etwa 30.000 Hektoliter Bier pro Jahr verkauft. Jahre später schloß dieser die alte Gutsbrauerei und ließ in den Jahren 1836/37 am Standort eine neue Brauerei und Mälzerei errichten - nach den Plänen des Braumeisters des Augustinerbräu in MÜnchen. Speck ließ im selben Jahr Tausende Stangen Hopfenplanzen ziehen und erweiterte deren Zucht konsequent. Pläne, für die Wärmeversorgung verwertbare Braunkohle im Jahr 1842 selbst zu fördern, schlugen fehl. So entschied man sich für den Import von Steinkohle aus England. Der gestiegene Bierabsatz erforderte 1846/47 den Aus- und Neubau dreier Lagerkeller.

Nach dem Tod Maximillians übernahm Sohn Alexander 1856 das Gut und die Brauerei. Er erweiterte sein Gewerbe 1876/77 um einen neuen Dampfkessel, eine Dampfmaschine, baute das Sudhaus aus und errichtete eine neue Darre. 1888/89 kamen ein Dampfkessel, Eis- und Kühlmaschinen zur Produktionssteigerung dazu. 1890 wurde die Betriebsleitung an den Braumeister Oswald Winde übertragen. Bis in das Jahr 1906 wurden der Flaschenkeller und das Kühlhaus erweitert und derGutshof aus- sowie umgebaut. 1910 war der Neubau des Kesselhauses abgeschlossen und 1911 wurde das Anschlußgleis in Betrieb genommen. 1912/13 änderten sich die Eigentumsverhältnisse, als die Brauerei vom übrigen Gutsbesitz getrennt und in eine GmbH umgewandelt wurde. Prokurist Curt von Funcke wurde tätig. Bis zum Beginn des ersten Weltkrieges wuchs die Brauerei konsequent. So wurden nach Kriegsende 1918 15 Einfamilienhäuser gekauft und bevorzugt an Mitarbeiter vermietet. In den 1928/29 gebauten Wohnhäusern an der Bahnstraße befanden sich die Dienstwohnungen für leitende Angestellte. Ebenfalls nach dem Krieg wurden ein weiterer Lagerkeller und eine Autohalle gebaut. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg baute man das Sudhaus und das Werkstattgebäude mit Uhrturm - beide sind heute denkmalgeschützt. Die jährliche Bierproduktion betrug 250.000 Hektoliter.

1945 rückten amerikanische Truppen nach Leipzig vor und in der Brauerei wurde ein antifaschistischer Betriebsrat gegründet, der sich um die Fortführung der Brauerei unter den neuen Bedingungen bemühte. Im Juli 1945 lösten sowjetische Truppen die amerikansichen ab und setzten die Brauerei auf die Liste C (1946) - nahmen diese in ihre Verwaltung. Erst auf der Grundlage des Befehls Nr. 64 der SMAD (Sowjetische Militär-Administration Deutschland) wurde die Brauerei im Juli 1947 in deutsche Hände zurückgegeben und firmierte fortan als VEB (Volkseigener Betrieb). 1959 schloss man die Sternburg Brauerei Lützschena, die Sternen-Brauerei Schkeuditz und und die Malzfabrik Schkeuditz zu dem VEB Brau- und Malzkombinat Sternburg zusammen. In Lützschena beschritt man 1973 bis 1980 neue Wege in der Brautechnologie, durch die Aufstellung von acht 23 m hohen Gär- und Reifereaktoren und der Inbetriebnahme eines neuen Flaschenkellers 1976 - errichtet als Stahlskelettbau. Bis 1978 konnte die Bierproduktion auf jährlich 400.000 Hektoliter gesteigert werden. Die Umstellung der Feuerung von Rohbraunkohle auf Heizöl machte man wieder rückgängig, da wegen fehlender Devisen die Beschaffung von Erdöl durch die Deutsche Demokratische Republik (DDR) nur für ausgewählte Verwendungen erfolgte.

Produzierte man im Jahre 1989 noch rund 500.000 Hektoliter Bier, kam mit dem Ende der DDR auch das Ende für Sternburg in Lützschena. Die Brauerei "Stuttgarter Hofbräu" stellte sich direkt nach der Maueröffnung helfend zur Seite und Äußerte Kaufabsichten - nutzte das Vertriebsnetz von Sternburg um die eigenen Biere zügig auf den ostdeutschen Markt zu bringen. Nach Bekanntwerden des von der Treuhand geforderten Kaufpreises, trat man den Rückzug an. Als potenter Käufer trat die "Brau und Brunnen AG" aus Dortmund ins Rampenlicht, die letztlich den Betrieb unter Einschaltung des früheren Stammbetriebs des volkseigenen Getränkekombinat Leipzig, zu dem die Sternburg-Brauerei gehörte, und der späteren Sachsenbräu AG in Leipzig-Reudnitz für 5,6 Millionen DM erwarb. Zu dem Brauereigelände gehörten auch Liegenschaften in der Nähe von Lützschena (4,6 Hektar), darunter eine Fläche von ca. 70.000 Quadratmetern in der Nähe des Flughafens Leipzig-Halle.

Am 15. Mai 1991 braute man in Lützschna letztmalig Bier, füllte anschließend nur noch ab und liferte aus. Am 31. August des selben Jahres wurde die Brauerei trotz Besetzung durch die Belegschaft und Einsprüchen durch den Gemeinderat sowie der evangelischen Kirchgemeinde endgültig geschlossen. Bis zu diesem Tag wurde die gesamte Ausstattung der Brauerei nach Reudnitz geschafft oder verkauft, alles übrige verkauft oder verschrottet. Das Kesselhaus und die Ölbehälter riss man ab, mit dem Abbruch des Flaschenkellers wurde begonnen und der Schlot am 16. Februar 1995 gesprengt.

2004 stellte ein neuer Investor dem Ortschaftsrat und der Presse Pläne für eine Neunutzung des Areals vor. Es war von einer Einkaufsmeile die Rede, kombiniert mit Sport- und Wellnessbereichen, Tiefgaragen und Hotel. Doch bei den Planungen blieb es auch. 2008 kam es zu einem Brand im Verwaltungsgebäude, Dachstuhl und mehrere Räume wurde dabei zerstört. 35 Kameraden der Berufsfeuerwehr sowie aus Lützschena, Lindenthal und Wiederitzsch benötigen gut eineinhalb Stunden, um die Flammen zu löschen. Die Restgebäude - einige davon wie o.g. unter Denkmalschutz stehend - leiden immer mehr unter dem Vandalismus und dem Verfall - die denkmalgeschützten Gebäude sehen trostlos aus. Eine schnelle Lösung oder Nachnutzung wären wünschenswert.

Im Dezember 2013 kam es zu einem Dachstuhlbrand beim Werkstattgebäude mit Uhrturm auf dem Gelände. Die anrückende Feuerwehr schloss ihre Schläuche zuerst an einem nicht Wasser führenden Hydranten an, sodass sich das Löschen um Minuten verzögerte, da das Gerät versetzt werden musste. Da sich im Gebäude keine Personen befanden, bzw. seit Jahren Selbiges leerstand, konnten die Wehrleute den Brand in Ruhe unter Kontrolle bringen und entschied sich nur für den Außeneinsatz. Gut eine Stunde lang kämpften die Einsatzkräfte gegen die Flammen, am nächsten Morgen wurden noch Glutnester gelöscht. Von Brandstiftung kann man ausgehen.

Quellen: Wikipedia, AHGZ, Lützschena-Stahmeln/Horst Pawlitzky

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Dokument erstellt am 14.04.2012
Letzte Änderung am 18.12.2013

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.