VEB Lederwerke Coswig

Heinrich Bierling errichtete 1906 sein zweites Lederwerk am heutigen Standort, einem insgesamt 5.696 Quadratmeter großen Gewerbeareal, da sein erstes Werk in Dresden durch ein Verbot von Erweiterungen und Neubau von Gerbereien nicht weiter ausgebaut werden durfte. Als seine Kapazitäten in Dresden ausgelastet waren, verlegte er seine Produktion komplett nach Brockwitz. Sein Umzug endete 1911 mit dem Bau und der Fertigstellung des Haupt- und Verwaltungsgebäudes. Für damalige Verhältnisse entstand eine hochmoderne Gerbereianlage, die durch den steigenden Warenbedarf 1919/1920 durch einen Erweiterungsbau ergänzt wurde. Firmiert wurde unter dem Namen "Lederwerke Bierling G.m.b.H., Coswig-Brockwitz".

Die Lederwerke dienten während den Zweiten Weltkriegs nicht als Rüstungsbetrieb, deshalb blieb eine Enteignung aus. Da später durch Absatzschwierigkeiten und Rohstoffmangel eine Liquidation drohte, gliederte man das Werk 1953 an die Lederfarik Freital an. 1955 folgte die Verstaatlichung, die Lederfabrik firmierte fortan als "VEB Lederwerke Coswig". Nach der Wende gründete man aufgrund sinkender Absatzzahlen ein gemeinsames Unternehmen mit dem Lederwerk Stadtilm unter dem Namen "Thüsa - Leder GmbH". Ein Jahr nach der Schließung des Werks (1991) gründeten Betriebsangehörige die "Coswiger Lederwerk GmbH", scheiterten jedoch. 1995 musste die Gesellschaft Konkurs anmelden. Heute steht das Hauptgebäude unter Denkmalschutz. Die Centurion-Immobilien Fonds ist seit 2003 Eigentümer des Areals.

Das Hauptgebäude ist ein wahrer, architektonischer Leckerbissen. Das unterkellerte, in moderner Skelettbauweise errichtete Gebäude mit Turm besteht aus saalartigen Produktions- und Lageretagen. Im Gebäude befinden sich ein Lastenaufzug, Fahrstuhl, Haupt- und zwei Nebentreppen und Etagen mit hoher Deckenbelastbarkeit.

Quelle: "Fabrik-Loft" Lederwerk Coswig, aavy.de

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Dokument erstellt am 30.07.2015
Letzte Änderung am 21.07.2016

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.