Die Geschichte des Unternehmens begann in Berlin-Mitte mit der Gründung einer kleinen Seidenfärberei durch Wilhelm Spindler am 1. Oktober 1832 in den Kellerräumen in der Burgstraße 3. 1841 erwarb er in der Nähe des Spittelmarktes in der Wallstraße 12 ein Grundstück für eine Färberei und Wäschereifabrik. Weitere Filialen wurden in der Folgezeit in der Poststraße 11, in der Friedrichstraße 153a und in der Leipziger Straße 36 eröffnet. Als erster in Deutschland führte Wilhelm Spindler 1854 die Chemische Reinigung ein. Bei diesem Verfahren wird die Kleidung mit Benzol bzw. Benzin (damalige Mittel) unter Ausschluss von Wasser (also „trocken“, daher auch Trockenreinigung) in einem Bad gesäubert. Dies ermöglichte eine schonende Behandlung der Kleidung und zugleich eine Massenreinigung, wodurch Spindlers Unternehmen kontinuierlich wachsen konnte.
Seine beiden Söhne William und Carl Spindler traten frühzeitig in die Fußstapfen des Vaters, wurden um 1870 Unternehmensteilhaber und beteiligten sich unter anderem an der Entwicklung neuer Färbetechniken und Waschverfahren. Die Grundstücke in Alt-Berlin erwiesen sich bald für die steigenden Anforderungen als zu klein. Spindler kaufte deshalb im Jahre 1871 ein etwa 50 Hektar großes Gelände auf der Köpenicker Feldmark, die der brandenburgischen Provinzialregierung gehörte. Er fasste nun seine verschiedenen Dienstleistungen als Großwäscherei, die Anstalt zur chemischen Reinigung, Wäscherei und Färberei, zusammen. Köpenick mit seiner unmittelbaren Lage am Wasser, bot sich als Standort der neuen Fabrik besonders gut an, da das Wäschereigewerbe in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hier bereits zu einem der Hauptwirtschaftsfaktoren geworden war; 200 kleine und mittlere Wäschereien gab es 1855 dort. Auch andere namhafte Berliner Unternehmen zogen zum Ende des 19. Jahrhunderts in das Berliner Umland, weil sich dort auf billigem Baugrund expandieren ließ und die zu leistenden Steuern geringer als in Berlin waren.
Die Anwohner nannten das bis dahin namenlose Gebiet gegenüber der Köpenicker Altstadt bald Spindlersfeld nach dem neuen Großunternehmen; die Bezeichnung war jedoch noch nicht offiziell. Vor der Übergabe des Gutsbezirks Köpenick von der brandenburgischen Provinzialregierung an die Stadt Köpenick legte sich diese im Frühjahr 1873 darauf fest, dass das Areal keinen gesonderten Namen tragen solle. Spindlers Söhne setzten sich jedoch dafür ein, dass der Name Spindlersfeld amtlich wird. Sie argumentierten damit, dass das Spindlersche Unternehmen zu dem Zeitpunkt als „W. Spindler - Wäscherei, Färberei und chemische Reinigung - Berlin C und Spindlersfeld bei Coepenick“ landesweit bekannt war und sich Spindlersfeld zu einem vollwertigen Stadtteil entwickle und deshalb auch einen eigenen Namen tragen solle. Am 29. Dezember 1873 bestätigte die brandenburgische Provinzialregierung den Namen Spindlersfeld als offiziell und dass dieser auch in Zukunft beibehalten werden soll.
Nordwestlich des Betriebsgeländes ließ sich Carl Spindler 1876 am Spreeufer im heutigen Eiselenweg 10 die Villa Spindler errichten, die, nachdem sie im Zweiten Weltkrieg durch einen Bombentreffer beschädigt wurde, in den 1950er Jahren zu einem Kinderheim umgebaut wurde und später Verwaltungsräume der Deutschen Reichsbahn beherbergte. 2002 wurde die Villa in ein Mehrfamilienhaus umgewandelt. In der heutigen Oberspreestraße 176 befindet sich ein von den Spindlers vor 1896 errichtetes mehrstöckiges Wohnhaus. Der erste Flügel des Hauptgebäudes wurde am 24. April 1873 eingeweiht und die Wollfärberei dorthin verlegt. Nachdem Wilhelm Spindler am 28. April 1873 verstorben war, führten seine beiden Söhne die Geschäfte weiter. Im Jahre 1896 waren in der Spindlersfelder Fabrik 1886 und in den weiteren Niederlassungen in Berlin und anderen Städten 281 Beamte und Arbeiter beschäftigt. Das Unternehmen besaß zum damaligen Zeitpunkt folgende Abteilungen (nach Berlin und seine Bauten) eineFärberei und Druckerei seidener Garne, eine Färberei und Druckerei wollener Garne, eine Färberei, Druckerei und Bleicherei baumwollener und Chinagras-Garne, eine Färberei und Appretur wollener, baumwollener und seidener Stückwaren und eine Zeugfärberei (Sammelname für die Abteilung, die sich mit dem Färben, Reinigen, Waschen, Auffrischen und der Appretur von Stoffen und Kleidungsstücken aller Art, sowie von Möbelstoffen, Gardinen, geflochtenem Stroh, Putzfedern und Daunen, Pelzwerk usw. beschäftigte).
Zum Betrieb der Anlage standen 35 Dampfkessel, 22 Dampfmaschinen und zehn Dampfpumpen zur Verfügung. Für die Beleuchtung gab es eine eigene Gasanstalt und neun Dynamomaschinen. (Die Gasanstalt lieferte auch gleichzeitig Gas für die umliegende Gegend in Spindlersfeld.) Die Räume wurden mit Dampf beheizt und die Belüftung der Räume erfolgte zum einen durch die reichlich vorhandenen Fenster und zum anderen durch die in fast sämtlichen Hauptpfeilern eingebauten Luftkanäle. Des Weiteren gab es eine genaue Aufteilung der Arbeiter in den Räumen, sodass sich nie mehr als 32 Personen in einem Raum mit 1000 Kubikmeter Rauminhalt aufhielten. Die chemische Reinigung erfolgte weitgehend in geschlossenen Systemen, wodurch man das Benzin wiedergewinnen konnte. In einer Fettdestillationsanlage wurden abgeschiedene Fette zu Seife verarbeitet.
Am 1. April 1892 fand die Eröffnung der von der Firma Spindler finanzierten und von der Görlitzer Bahn ausgehenden Nebenstrecke nach Spindlersfeld statt, wodurch die Lieferung von Verbrauchsmaterial und der Versand der bearbeiteten Textilien vereinfacht wurde. Spindlersfeld ist seitdem mit einem Personenbahnsteig an die Stadteisenbahn angeschlossen. Die S-Bahn Berlin betreibt auch heute noch die Strecke vom S-Bahnhof Schöneweide über S-Bahnhof Oberspree zur Endhaltestelle am S-Bahnhof Spindlersfeld. Vor der Bahnverbindung war die Spree der wichtigste Transportweg – jährlich wurden bis zu 8000 Tonnen Steinkohle herangeschafft.
Eine Betriebsfeuerwehr sorgte für den Brandschutz in der Fabrik und der umliegenden Gegend. Die Reinigung der Abwässer wurde 1907 als „mustergültig“ bezeichnet. Das Abwasser wurde in mehreren Stufen in einer eigenen Kläranlage aufbereitet und anschließend zum Bewässern der beiden Park- und Gartenanlagen verwendet. Im Zusammenhang mit dem Bau der Kanalisation im Jahre 1903 in Köpenick stellte das Unternehmen die Kläranlage für einen Versuch für die Stadt zur Verfügung.
1881 trat William Spindler aus dem Unternehmen aus und sein Bruder Carl wurde alleiniger Inhaber. 1893 wurden sämtliche noch vorhandenen Filialen in Berlin geschlossen und der komplette Betrieb in die Werke in Spindlersfeld verlegt. Nach dem Tod Carl Spindlers 1902 übernahmen drei seiner Söhne (Wilhelm, Ernst und Erich) das Unternehmen und führten es als offene Handelsgesellschaft weiter. Sie weiteten das Geschäft wieder aus und errichteten in Berlin 16 neue Filialen. Auch das Werk in Spindlersfeld wurde vergrößert. Bei den Arbeiterstreiks zwischen 1904 und 1906 war auch W. Spindler betroffen. 1922 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und zwischen 1922 und 1925 übernahm die Schering AG die Aktienmehrheit des Unternehmens. Der Spindlersfelder Standort wurde der zweite Standort Scherings in Berlin neben dem in der Müllerstraße in Wedding.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Ostberliner Schering-Betriebe 1946 unter Treuhandschaft gestellt und 1949 enteignet. Sie wurden Volkseigentum und aufgespalten. Der in Spindlersfeld liegende Wäscherei- und Reinigungsbetrieb firmierte ab 1953 als VEB Blütenweiß (im Volksmund auch VEB Edelgrau), nach Betriebsübernahmen ab 1961 als VEB Vereinigte Wäschereien Berlin Rewatex (kurz VEB Rewatex, abgeleitet von dem Spruch „reinigt und wäscht Textilien“) und ab 1. Juli 1981 als VEB Kombinat Rewatex Berlin. Anfangs waren 3000 und um 1989 rund 4500 Mitarbeiter bei Rewatex beschäftigt. Dazu kamen bis zu 600 weibliche Häftlinge aus der 1973 in Köpenick errichteten Strafvollzugseinrichtung, dem Ersatz für des Frauengefängnis Barnimstraße und einige Hundert Angestellte, die als Gastarbeiter aus Vietnam angeworben wurden. 1972 entstand in der Spindlersfelder Wäscherei der 24-minütige Dokumentarfilm Wäscherinnen – Über die Arbeit der Lehrlinge bei Rewatex unter der Regie von Jürgen Böttcher.
Nach der Wende wurde das Unternehmen in REWATEX AG umfirmiert und 1992 von der Kölner Larosé Hygiene-Service-GmbH übernommen. Diese setzte den Betrieb auf dem Gelände Spindlersfeld aber nur bis Mitte der 1990er Jahre fort, alle Aktivitäten wurden in den Betriebsteil Grünauer Straße verlagert. Im Jahr 2000 war die Imhoff-Industrieholding Eigentümer des Geländes. Die Anlagen in Spindlersfeld sind seit der Jahrtausendwende nur noch eine Industrieruine. Einige Hallen und Bauten wurden abgerissen, die übrigen unter Denkmalschutz gestellt. In der Ottomar-Geschke-Straße stehen noch die Gebäude am Haupteingang und der Kindergarten. Weiterhin erhalten sind das große Hauptgebäude (Ringbau), in der Ernst-Grube-Straße ein Verwaltungsgebäude von 1905 und ein hoher Schornstein sowie in der Färberstraße ein Doppelwohnhaus.
Im Jahr 2003 begann ein Programm zur Altlastensanierung des ehemaligen Firmengeländes, das mehrere Jahre andauerte. Es ist geplant, im Ringbau „wohnverträgliches Gewerbe unterzubringen“ und das übrige Gelände mit Wohnhäusern und Stadtvillen zu bebauen.
In der Nacht vom 29. auf den 30. September 2006 brannte es im Hauptgebäude. Der Schaden hielt sich in Grenzen - zerstört wurden die oberen beiden Geschosse mitsamt Dachstuhl des nördlichen an der Spree gelegenen Eckturms des Hauptgebäudes. Die Brandursache konnte nicht ermittelt werden.
Das 10 Hektar große Gelände wurde 2005 durch die Kanton Grundstücksentwicklungsgesellschaft erworben. Spindlersfeld wird zu einer riesigen Wasserstadt umgebaut. Im November 2011 starteten die Bauarbeiten. Es sollen insgesamt 850 Eigentumswohnungen, Parkanlagen und eine Kindertagesstätte entstehen. (350 Wohnungen in Denkmalen und 500 Wohnungen in Neubauten) Neben Lofts im denkmalgeschützten Altbestand, entstehen Townhäuser und Stadtvillen. Im Erdgeschoss des zentral gelegenen alten Wäschereigebäudes, soll es Läden geben. An der Spree entstehen Bootsanleger und eine Promenade, die Teil des Radwanderweges R 1 wird. Erste Sanierungsarbeiten an den denkmalgeschützten Gebäuden haben bereits begonnen. Fertigstellung soll 2016 sein.
Quelle: Wikipedia
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Dokument erstellt am 31.07.2014
Letzte Änderung am 31.07.2014