Wandlitz (aw). Zwischen den Wandlitzer Ortsteilen Wandlitz, Prenden und Klosterfelde, etwa 15 Kilometer nördlich der Berliner Stadtgrenze, befindet sich der Bogensee. Ein See wie jeder andere, idyllisch gelegen und einladend zum Verweilen. Doch der Bogensee blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Bekannt wurde der See durch den hier errichteten Landsitz für Reichspropagandaminister Joseph Goebbels und dessen spätere Nutzung als Jugendhochschule der Freien Deutsche Jugend (FDJ).
Im Jahr 1936 schenkte die Stadt Berlin den Bogensee und 496,3 Hektar Land mit einem am Ostufer des Sees errichteten Blockhaus Reichspropagandaminister Goebbels zu dessen 39. Geburtstag auf Lebenszeit. Goebbels nutzte das Haus als „Liebesnest“. Außerdem lud er gern Prominente aus Künstlerkreisen und aus der Politik zum Bogensee ein. Da das Häuschen bald Goebbels' Ansprüchen nicht mehr genügte, ließ er nordwestlich des Sees in einiger Entfernung vom Ufer bis 1939 nach einem Entwurf von Heinrich Schweitzer unter Federführung des Architekten Hugo Constantin Bartels einen neuen Landsitz errichten. Doch bereits im Jahr 1942 verkaufte Goebbels das Anwesen am Bogensee an die Cautio Treuhand GmbH; an der Nutzung durch den Minister änderte sich aber dadurch nichts.
Das Hauptgebäude mit Walmdach und Natursteinsockel hatte 30 Zimmer mit einer Grundfläche von 1600 m². Dazu kamen ein Wirtschaftsgebäude und ein Gästehaus mit Besprechungszimmer, in dem auch SS-Wachmannschaften untergebracht waren. Im Jahr 1944 erhielt die Anlage wegen der zunehmenden Luftangriffe auf Berlin und die Umgebung einen Hausbunker. Das Landhaus war mit einem eigenen Wasser- und Klärwerk, einer kaum sichtbaren Klimaanlage, einem Kino, nach unten versenkbaren Fenstern und einem Zimmer mit zwei Kaminen ausgestattet. Die UFA trug 1,5 Millionen Reichsmark zum Bau bei. Im Landhaus trafen sich weiterhin Künstler und Schauspieler wie Zarah Leander, Emil Jannings oder Heinz Rühmann. Die Kinder der Familie besuchten die Schule im Dorf Wandlitz, wohin sie mit einer Kutsche gebracht wurden.
1951 markiert den Baubeginn für das außergewöhnliche Bauensemble der ehemaligen FDJ-Jugendhochschule am Bogensee. Bis 1955 entstehen die Neubauten für eine räumlich klar definierte Campusanlage im stalinistischen Stil. Ab Mitte der 1970er Jahre absolvierten auch Studenten aus kapitalistischen Ländern die Jugendhochschule. 1981 fand die Pressekonferenz des Bundeskanzlers Helmut Schmidt während seines Besuchs in der DDR in der Jugendhochschule am Bogensee statt. Zur Vorbereitung wurden für rund 70 Millionen DDR-Mark die gröbsten Bauschäden beseitigt, und das Haupthaus erhielt einen frischen Anstrich. Die Jugendhochschule wurde mit der Wende in der DDR von der Treuhandanstalt abgewickelt, und das gesamte Gelände fiel wieder an das Land Berlin als Eigentümer.