Auf der Insel North Brother Island im East River, zwischen den New Yorker Stadtteilen Queens und der Bronx, befinden sich die Ruinen des einstigen Riverside Hospitals, das in den Jahren 1885 bis 1963 unter anderem als Quarantänekrankenhaus diente. Weltbekannt wurde die Einrichtung aber nicht durch seine Erfolge aufgrund der Behandlungsstrategien, sondern durch Mary Mallon, eine 1883 aus Irland in die Staaten eingewanderte, mit Typhus infizierte Patientin, die im Riverside Hospital bis zu ihrem Tod unter Quarantäne gestellt war. Schlagzeilen machte aber auch eine der schlimmsten Schiffskatastrophen der Menschheit.
1871 kaufte die Siedlung Morrisania (heute in der Bronx gelegen) die Insel und betrieb mit einigen Pflegeschwestern ein kleines Tuberkulosekrankenhaus. Dieses musste 1885 wieder schließen, da die Stadt New York die Insel erworben hatte, um hier ein neues Quarantänekrankenhaus zu bauen. Und dieses Krankenhaus wurde dringend benötigt, da ansteckende Krankheiten wie Pocken, Typhus oder Tuberkulose erhöht aufkamen und so spezielle Behandlungen und Quarantänebereiche erforderten. Die isolierte Lage der Insel eignete sich also besonders für einen solchen Standort.
Nach der Fertigstellung der Gebäude wurden die ersten Patienten auf North Brother Island einquartiert, von denen die meisten vom Renwick Smallpox Hospital auf Roosevelt Island kamen. Die Insel blieb lange von der Außenwelt abgeschnitten, erst 1894 installierte man eine Telegrafenleitung. Patienten, Personal, Bedarfsmaterialien und Lebensmittel kamen per Schiff. Über die Jahre und um die Jahrhundertwende wuchs die Anzahl an infizierten Patienten, durch die ständige Überbelegung wurde der Klinikalltag massiv gestört. Hinzu kamen die unzureichenden medizinischen Geräte, die zwischen den Einsätzen nicht ordentlich sterilisiert werden konnten. Für die Patienten, die aufgrund der Überfüllung der Gebäude keinen Platz fanden, errichtete man Zelte. Während der schlimmen Typhus-Epedemie im Jahr 1892 beherbergte das Riverside Hospital rund 1.300 Patienten.
1904 havarierte der Raddampfer "General Slocum" der New Yorker „Knickerbocker Steamship Company“ mit 1.388 Passagieren an Bord auf dem East River vor North Brother Island. An Bord des Dampfers befanden sich überwiegend Deutschamerikaner, die an diesem Tag das Ende des Sonntagsschuljahres feiern wollten. Da dieser Tag auf einen Mittwoch fiel - ein Arbeitstag also - waren vor allem Frauen und Kinder an Bord. In einem mit Farbstoffen, Öl und weiteren Betriebsstoffen gefüllten Laderaum entdeckten Matrosen ein Feuer, das vermutlich durch ein unachtsam fortgeworfenes Streichholz ausgebrochen war. Alle Löschversuche scheiterten, da die vernachlässigten und porösen Wasserschläuche unter dem Wasserdruck platzten.
Noch schlimmer wurde die Katastrophe, da der Kapitän erst zehn Minuten nach Ausbruch des Feuers informiert wurde. Zu dieser Zeit befand sich der Dampfer an einer der schwierigsten zu befahrenden Stelle des East Rivers - im Hell Gate. Aufgrund der Strudel und Strömungen sowie den Öltanklagern an den nächstgelegenen Anegestellen wählte der [Anderes Wort für Kapitän] North Brother Island. Unter Volldampf fahrend entfachte sich das Feuer durch den herrschenden Gegenwind noch weiter. Als sich die Meldung verbreitete, dass sich der Kork der Schwimmwesten auflösen würde, brach Panik unter den Passagier aus. Rettungsboote konnten nicht zu Wasergelassen werden, da sie mit Farbe am Schiffsrumpf festklebten und aufgrund der Geschwindigkeit der "General Slocum" auch nicht hätten gewässert werden können. Die verwendete Farbe bot den Flammen noch mehr Nahrung.
Vor North Brother Island angekommen, brannte die "General Slocum" in voller Länge. Viele Passagiere sprangen ins Wasser und ertranken, da nur wenige schwimmen konnten. Bedingt durch den regen Schiffsverkehr beteiligten sich viele Schiffe an dem Rettungseinsatz. Trotzdem ließen offiziell 1.021 Menschen ihr Leben. Da aber für die Mitnahme von Kindern unter einem Jahr keine Fahrscheine benötigt wurden, schätzen Experten die Opferzahl viel höher. Infolge des Unglücks wurde der Kapitän angeklagt und zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach drei Jahren wurde dieser entlassen. Die eigentlichen Verantwortlichen der Schifffahrtsgesellschaft wurden lediglich zu geringen Geldstrafen verurteilt oder gingen straffrei aus. Und dies, obwohl Vernachlässigungen und Manipulationen eindeutig belegt werden konnten.
1943 baute man auf North Brother Island einen Tuberkulosepavillon, nutzte diesen aber aufgrund von Personalmangel nicht als solchen. Der Staat pachtete diesen und quartierte dort Studenten ein, da Universitäten selbige nicht mehr unterbringen konnte. Transportiert wurden die Studenten mit zwei Fähren, die hin und her pendelten. 1952 richtete die Stadt New York nach einem vorherigen Kauf eine Suchtklinik für Jugendliche ein. Hier wurden ebenfalls beide Fähren eingesetzt. Mit dieser Klinik wollte man die jungen süchtigen von den überfüllten Gefängnissen und Kliniken fernhalten. 50 Mädchen und 100 Jungen fanden im umgebauten Pavillon Platz. Neuankömmlinge wurden zuerst auf Drogen untersucht und dann gebadet. Dann konnte der kontrollierte Entzug beginnen.
Zu Zeiten des Riverside Hospitals galt Mary Mallon als bekannteste Patientin. Die als Typhus-Mary benannte Patientin erkrankte selber zwar nie an der Infektionskrankheit, verbreitete als so genannte "Dauerausscheiderin" bei verschiedenen Arbeitgebern den Erreger und infizierte ihr Umfeld. Das Gesundheitsamt verwies Mallon aus diesem Grund in die Quarantäne auf North Brother Island. Nachdem sie nach ihrer Entlassung erneut mehrere Personen ansteckte, stellte man sie im Riverside Hospital auf Lebenszeit unter Quarantäne. Hier starb sie 1938 an einer Lungenentzündung.
1963 schloss man die spätere Suchtklinik, seitdem ist die Insel verlassen. Flora und Fauna überwuchern die Klinik bis heute. Das Betreten der Insel ist verboten.