Der Pfälzer Johann Wilhelm Ludowici († 1983) war ein bekannter deutscher Industrieller und Erfinder. Im väterlichen Betrieb, den Ludowici Ziegelwerken, war er für eine Vielzahl von Innovationen im Bereich der Herstellung und Erzeugung von Falzziegeln verantwortlich. Als er später die Firma von seinem Vater übernahm, konnte er sie zu einer der bedeutungsvollsten in ganz Europa ausbauen. Ein dunkles Kapitel in seinem Lebenslauf war die langjährige Mitgliedschaft in der NSDAP. Für die Nationalsozialisten bekleidete er unter anderem das Amt des Stellvertreters für den NS-Chefideologen Alfred Rosenberg im Kampfbund für deutsche Kultur (KfdK).
Ab 1945 wandte er sich auch der Architektur zu. Weltweit Beachtung fand sein in den fünfziger Jahren entwickeltes Kugelhaus. Die Prototypen des Kugelhauses besaßen einen Durchmesser von bis zu 4,5 Metern und eine Außenhülle aus Stahl oder Beton. Im Innern fand sich alles Lebensnotwendige für einen Zweipersonenhaushalt: Küche, Bad und ein etwas größerer Wohn- bzw. Schlafraum. Der Gedanke hinter der ungewöhnlichen Konstruktion war günstige und stabile Unterkünfte für z. B. Wachpersonal oder Montagearbeiter zu schaffen. Ludowici konnte sich aber auch eine Verwendung für Kleinfamilien vorstellen. Die Kugeln sollten nach Wunsch des Erfinders später einmal in Serie gefertigt und per Lkw, Schiff oder sogar per Hubschrauber ausgeliefert werden.
Da Ludowicis Ideen des Kugelhauses aber seiner Zeit weit voraus oder schlichtweg zu abstrakt waren, um eine wirtschaftliche Serienfertigung zu ermöglichen, blieb es bei einigen Prototypen von denen heute nur noch wenige existieren. Ein restauriertes Kugelhaus findet sich in der pfälzischen Gemeinde Jockgrim, in der Nähe der ehemaligen Ludowici Ziegelwerke, welche seit 1996 als Museum besuchbar sind.