Bereits im Sommer 1877 war in Kummersdorf ein Schießplatz für die Preußische Artillerie-Prüfungs-Kommission in Betrieb genommen worden, der 1888 mit dem Schießplatz Jüterbog durch eine Kleinbahn verbunden wurde. Die neu erbaute Bahnstrecke Berlin-Dresden ersetzte diese ab 1897. Im Zuge der Erweiterung des Geländes des Truppenübungsplatzes ab 1906 bezog man Wünsdorf mit ein und siedelte die Bevölkerung von Zehrensdorf 1909 um. Ab 1910 entstanden in Wünsdorf zahlreiche Kasernenanlagen: 1912 das Fernsprech- und Telegrafenamt und 1913 die Infanterieschule. Durch den Ersten Weltkrieg forciert - Wünsdorf war Sitz des Hauptquartiers der Reichswehr - entstand die Kaiserlichen Turnanstalt, die von 1919 bis 1943 in die Heeresportschule überging (bekannt als "Haus der Offiziere"). Ihr erster Leiter war von 1919 bis 1924 Hans Surén. Es folgten weitere Kasernenbauten, ein Lazarett und Pferdeställe.
Nach dem Kriegsende 1918 wurden Vertriebene aus Elsaß-Lothringen und Polen in den Lagern untergebracht, das Kasernengelände von Januar 1919 bis April 1920 durch das Freikorps Lützow genutzt. In den 1920er Jahren, Wünsdorf hatte etwa 1300 Einwohner, folgten Soldaten für das Heer, in Zusammenhang mit dem Vertrag von Rapallo kam es für kurze Zeit zu einer Zusammenarbeit der Reichswehr mit der Roten Armee und zu dem Bau einer russisch-orthodoxen Kirche. Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 entwickelte sich Wünsdorf zu einem Zentrum in der Entwicklung der schnellen Truppen. Bereits 1931 war eine erste motorisierte Einheit der Reichswehr nach Wünsdorf verlegt worden, nun aber begann man, die Militäranlagen stark zu erweitern. 1933 wurde die Heereskraftfahrschule in den Ort verlegt, im März 1935 bezog das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) sein Hauptquartier. 1943 diensten die Gebäude zur Behandlung verwundeter Soldaten. Um die Arbeiter und Angestellten der Wehrmacht unterzubringen, begann man eine Waldsiedlung im Norden des Ortes zu bauen. Die bestehenden Militärsportanlagen wurden im Jahr 1936, im Vorfeld der Olympischen Spiele, für Trainingsmaßnahmen der deutschen Mannschaft genutzt. Zur gleichen Zeit entstand die Militär-Badeanstalt, die Mitte der 1950er von den sowjetischen Streitkräften umgebaut wurde.
Nach den ersten Bombardierungen 1945 erfolgte am 15. März 1945 der dritte und vermutlich schwerste Angriff auf Wünsdorf, 120 Menschen starben, zahlreiche Häuser wurden beschädigt oder zerstört. Am 20. April erfolgte nach Befehl von Marschall Schukow in der Schlacht um Berlin der Einmarsch sowjetischer Truppen, Wünsdorf wurde fast kampflos übergeben. Der militärische Führungsstab des sowjetischen Marschalls Schukow nahm sein Quartier in Wünsdorf. Wjunsdorf (Вюнсдорф), wie der Ort von den Sowjets genannt wurde, blieb somit militärisch und erhielt den Sitz des Oberkommandos der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) (ab Juni 1989 unter der Bezeichnung Westgruppe der Truppen). Es wurde der größte sowjetische Militärstandort außerhalb der Sowjetunion geschaffen und errichtet.
Besonderes Juwel in der Garnisonstadt war das "Haus der Offiziere". Herzstück des Gebäudes war und ist das schlossartige, symmetrisch angelegte Hauptgebäude mit seinen beiden imposanten Seitenflügelneine und einer Geschossfläche von 2.000 m². Auf vier Etagen besticht es durch eine klare Gliederung mit breiten Mittelfluren und beidseitig abzweigenden Räumen, wo großzügige Sprossenfenster für einen üppigen Lichteinfall sorgen und ein zentrales Treppenhaus die einzelnen Etagen verbindet. Hinzu kommen weitere 1.000 m² Geschossfläche im nördlichen und ca. 2.154 m² im südlichen Seitenflügel. Vor dem Gebäude blickt noch immer stolzen Hauptes Genosse Lenin in die Natur. Mittig liegt das denkmalgeschützte Diorama, ein Rundbau, der erst 1970 in den Komplex integriert wurde. Hier präsentierten die Sowjets ein Gemälde mit dem Titel "Erstürmung des Reichstages durch die Rote Armee".
Nördlich des Hauptgebäudes befindet sich das Offiziersspeisehaus, das von den sowjetischen Truppen als Pionierhaus umgenutzt wurde. Die Russen brachten dort ein Kasino und eine Bibliothek unter. Es ist mit seinem imposanten, rund 200 m² umfassenden Speisesaal, der sich mit großen Sprossenfenstern und einer Terrasse zum ehemaligen Offiziersgarten öffnet, eine Augenweide. Unmittelbar in greifbarer Nähe ist das Schwimmbad mit Kesselhaus platziert. Das eingeschossige Gebäude verfügt über ein Satteldach, vier Thermenfenster auf der Traufenseite sowie ein großes Bogenfenster in der östlichen Giebelwand versorgt den Baderaum mit entsprechendem Licht. Weiter finden sich im Gebäude viele liebevoll gestaltete Details. Verbunden ist das Bad über die seitlich liegenden Umkleidekabinen mit dem ehemaligen Kesselhaus. Eine Sauna befindet sich ebenfalls im Gebäude, von den Sowjets natürlich ausgiebig genutzt.
Als weiteres, noch heute prunkvolles Gebäude findet sich die ehemalige Turnhalle, die später als Konzerthaus umgebaut wurde, auf dem Gelände. In den 30er Jahren wurde der Eingangsbereich des Traktes mit einem Walmdach versehen und mit zurück gesetzten Türen so gestaltet, dass sie den Eindruck von Säulen vermitteln. Im Inneren befinden sich zwei Hallen mit nachträglich eingebauter Bühne und Nebenräumen, die noch heute einen mächtigen Eindruch vermitteln. Man kann sich bildlich vorstellen, was hier früher für rauschende Feste gefeiert wurden. Das ehemalige Kommandantenhaus bildet die geschlossene Einheit des Komplexes. Direkt im Eingangsbereich der ehemaligen Militärsportschule, in der Hauptallee und am östlichen Ende des Sportplatzes, befindet sich besagtes Haus, zu dem ein ehemaliger Pferdestall gehört. Das eingeschossige, kaiserliche Villengebäude wurde um 1910 erbaut, mit Gauben, Erker, Stuckdecken, Holzparkettböden und einer Terrasse.
Außer den etwa 2.700 Einwohnern lebten zu Spitzenzeiten 50.000 bis 75.000 sowjetische Männer, Frauen und Kinder in Wünsdorf. Für Bürger der DDR war das Areal Sperrgebiet. Innerhalb des umzäunten und ummauerten Geländes befanden sich bis 1994 zahlreiche sowjetische Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen und Geschäfte. Der Abzug der Truppen erfolgte 1994, sie hinterließen im September 1994 eine menschenleere Garnisonsstadt, ein Areal von 260 Hektar munitionsverdächtiger Fläche. 98.300 Stück Munition und 47.000 Stück sonstige Kampfmittel, 29,3 Tonnen Munitionsschrott und weitere Bomben- und Waffenteile wurden entsorgt. 45.000 Kubikmeter Haus- und Sperrmüll wurden abtransportiert; hinzu kamen tonnenweise Chemikalien, Altöle, Altfarben, Altreifen, Akkumulatoren sowie Asbestabfälle. Zu den lange gehüteten Geheimnissen gehörte auch, dass man Wünsdorf aus die gesamte Luftraumüberwachung und Luftverteidigung der DDR organisierte.
Derzeit (2012) gibt es Meldungen, demnach ein Investor aus Russland offenbar das "Haus der Offiziere" kaufen möchte. Name, Herkunft und Pläne des potenziellen Investors werden derzeit strikt geheim gehalten, jedoch könnte das Vorhaben - laut Bürgermeisterin - durchaus in das von der Stadt avisierte Entwicklungsziel "Bildung, Wellness, Freizeit" passen.
Quellen: Wikipedia, Märkische Allgemeine, LEG Brandenburg
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Dokument erstellt am 30.10.2012
Letzte Änderung am 03.07.2014