Von André Winternitz - 21. Oktober 2013
Auf dem Areal des ersten zivilen Flughafens Leipzigs ist seit langer Zeit nicht mehr viel zu sehen von Luftfahrtromantik. 1913 als Luftschiffhafen und Fliegerstation in Betrieb genommen, starteten und landeten bis zum Ersten Weltkrieg in Mockau jährlich einige hundert Zeppeline und Flugzeuge. Später in den 1920er Jahren eröffnete man den Flughafen als "Weltflughafen" erneut und erweiterte selbigen um zahlreiche Gebäude, darunter ein Verwaltungstrakt und eine Reparaturwerft. Während des Zweiten Weltkriegs diente der Hafen vorwiegend militärischen Interessen und wurde 1944 bei einem Bombenangriff der United States Army Air Forces schwer beschädigt. 1945 ging der Flughafen in die Hände der Roten Armee über. Nach Gründung der DDR übergab man selbigen an die DDR-Behörden, der Messeflugverkehr startete wieder, später auch erste Flugsportaktivitäten. Bis zur Schließung 1991 diente der Flughafen Mockau ausschließlich der zivilen Luftfahrt und wurde mehrfach erweitert und für Luftsportaktivitäten, Messeflug, Flugschauen und als Agrarflugstandort genutzt. Letzter Betreiber war die Interflug Gesellschaft für internationalen Flugverkehr mit beschränkter Haftung, eine staatliche Fluggesellschaft der Deutschen Demokratischen Republik. Dann folgte der Dornröschenschlaf ...
Jetzt, kurz nach dem 100-jährigen Bestehen "küsst" Jürgen Wilms von der Messeblick-Leipzig GmbH das alte Gelände wach, investiert rund 15 Millionen Euro für die denkmalgerechte Sanierung des markanten Flughafengebäudes, des Fliegerheims und für den Neubau eines 4-Sterne-Hotels mit mehr als 200 Zimmern. Ein echtes Mammutprojekt, das bereits Ende 2014 zu großen Teilen abgeschlossen sein soll. Dann werden hier Messegäste und Touristen das Flair eines historischen Geländes in neuem Glanz genießen und vor allem erleben können. Ob nach einem anstrengenden Messetag, Sightseeing oder Kongressmarathon findet der Gast dann hier eine harmonische Mischung aus Erholung, Wellness und Gastronomie - alles in unmittelbarer Nähe zum Flughafen, Messegelände und den Autobahnen.
Viel Arbeit gibt es beim ehemaligen Empfangsgebäude - der Abflughalle mit Tower. Die mächtigen, geschwungenen Fensterelemente sollen restauriert, Marmorelemente an den Säulen teilweise erneuert werden. Hier soll später die Gastronomie einziehen. Erstmals werden auch die Dachterrassen dafür genutzt. "Noch müssen wir verschiedenste Vorhaben prüfen und klären, wie beispielsweise die Positionierung des Fahrstuhls am Gebäude des Towers für die Barrierefreiheit", sagt Wilms, der extra einen Spezialisten für Denkmalschutz angeheuert hat. In der Haupthalle ist später ein felxibles Konzept möglich - von Seminaren, Kongressen bis zur Erlebnisgastronomie. Eine große Aufgabe wird auch die mögliche Sanierung des ehemaligen Fliegerheims, das früher als HO-Gaststätte und später als Mitropa-Flughafen-Restaurant diente. "Hier stellen wir uns einen Wellnessbereich vor", verrät Wilms.
Viel Arbeit also! Doch mit ähnlichen Projekten kennt sich der Chef der Messeblick-Leipzig GmbH aus. Bereits im letzten Jahr stellte er das Aviva-Hotel in Sichtweite des Flughafens Mockau fertig, ein Betreiber war schnell gefunden. Auch das Thema Altbautensanierung steht bereits mehrfach im Portfolio des Unternehmers. Die Leipziger jedenfalls freuen sich auf die neue Nutzung des Areals. Und wenn alle Pläne aufgehen, wird schon im nächsten Jahr nicht nur das Flughafengebäude im neuen Glanz erstrahlen, sondern auch endlich wieder Leben einkehren.