Früher war alles anders! Handys oder Smartphones gab es noch nicht. Wollte man unterwegs ein Telefongespräch führen, benötigte man Kleingeld in der Tasche oder später eine Telefonkarte - und schon konnte man mit der ganzen Welt über den Draht der Deutschen Bundespost oder der Telekom kommunizieren - zumindest theoretisch. Die erste Beziehung, private Verabredungen, Behördengespräche, Verabredungen oder die Bestellung von Taxis waren die häufigsten Gründe zur Nutzung dieser beengten Privatsphären. Ein kleines gelbes Häuschen, links oder rechts des Weges. Zu finden waren die sogenannten Telefonzellen - fachlich auch Telefonhäuschen genannt - an öffentlichen Plätzen und Straßen. Auf einem Quadratmeter, größtenteils von der Umwelt abgeschirmt, war im Inneren ein Telefonapparat angebracht, der entsprechend seiner Modernität Gesprächspartner miteinander verknüpfte.
Man unterschied die späteren gelben Konstrukte zu Zeiten der Deutschen Bundespost (DBP) zwischen Telefonhäuschen (TelH78) und - für Rollstuhlfahrer geeignet - Telefonhaube (TelHb82). Alles fing mit der Bezeichnung "Fernsprechkiosk" an, einer Telefonzelle, die am 12. Januar 1881 in Berlin in Betrieb genommen wurde. Diese Gesprächsstationen befanden sich damals nur in geschlossenen Gebäuden. Für ihren Betrieb benötigte man "Telephon-Billets", spezielle Fernsprechscheine, die als Vorläufer der Telefonkarten gelten und zur 5-minütigen Benutzung der öffentlichen Fernsprechstationen genutzt wurden. Erste Scheine wurden 1883 im Königreich Bayern und zuerst in München ausgestellt. Später waren Billets mit verschiedenen Wertzeichendrucken (10, 25, 50 Pfennig bzw. eine Mark; Anm. d. Red.) verfügbar. Fernsprechscheine galten als Gebührenquittungen. 1908 wurden diese Scheine außer Kurs gesetzt.
In den 1920er Jahren installierte man erste Münzfernsprecher. Bevor diese "Häuschen" ab 1946 in einheitlichem Gelb aufgestellt wurden, waren diese ab 1932 in Blau und Gelb, später (ab 1934) in Rot normiert. Mitte der 1990er Jahre stellte die Telekom die Zellen auf Weiß-grau-Magenta um. Bis zum Beginn des Mobilfunkzeitalters wurden die öffentlichen Telefonzellen nicht nur gut genutzt, sie galten auch als beliebte Treffpunkte. Über die Jahre wurden die Einrichtungen konsequent weiterentwickelt und modernisiert.
Erste bargeldlose, öffentliche Kartentelefone wurden 1983 zu Testzwecken in Frankfurt (Main) in Betrieb genommen, Ende der 1980er Jahre führte die Bundespost diese flächendeckend ein. Bis dahin gab es bundesweit 129.000 Münzfernsprecher. Die Kartentelefone lösten die Münztelefone ab. Lediglich Kombinationsgeräte, die sowohl Münzen als auch Telefonkarten akzeptierten, wurden an ihrem Platz belassen. In 25 Städten wurden damals zudem 300 Telefonzellen in reine Rückrufstationen umgewandelt. Ein Klebepiktogramm symbolisierte diese Zellen mit einem Glocken-Symbol. Versuchsweise installierte man ab 1984 in Hannover und Stuttgart rund 5.000 Telefonzellen für Hörgeschädigte, die mit Telefonhörern ausgestattet direkt auf das Hörgerät des Nutzers wirkten.
Mobilfunk löste Telefonzellen ab
Im Zuge des Mobilfunk-Wachstums wurden die Telefonzellen unwirtschaftlicher und sind heute nahezu aus dem Ortsbild verschwunden. Waren 2007 noch insgesamt 110.000 Zellen von der Telekom und den Mitbewerbern verfügbar, reduzierte sich die Zahl bis Mai 2017 auf rund 20.000 Geräte. Größtenteils stehen diese an stark frequentierten Plätzen oder an Flughäfen und Bahnhöfen. Ab den 1970er Jahren wurden zudem Notrufmelder (NRM) eingeführt, weil die Leitung eines Münzfernsprechers erst mit dem Einwurf einer Münze frei wurde. In den Zellen befand sich ein Hebel, der entsprechend des Notfalls nach links (Feuerwehr) oder nach rechts (Polizei) umgelegt werden konnte. Bei Betätigung war - selbst bei einem Stromausfall - der Standort der Zelle bekannt. Ansonsten hieß es: Kein Anschluss unter dieser Nummer.
Heute ist kein eigener Notrufmelder mehr nötig, denn die Notrufnummern können auch ohne Münzen oder Telefonkarten (wie beim Basistelefon oder Handy; Anm. d. Red.) betätigt werden. Dafür gibt es eine spezielle "SOS-Taste".
Kosten einer Telefonzelle
Die Kosten für eine Telefonzelle betrugen - aus heutiger Sicht - 7.500 Euro, ohne Wartungskosten. Im Vergleich dazu kostete ein Basistelefon 500 Euro. Das Basistelefon ersetzte - nach einem zweijährigen Test der Bundesnetzagentur - ab 2006 flächendeckend bestehende Telefonhäuschen (siehe "Einfluss des Vandalismus"). Diese Stationen wurden als vollwertige öffentliche Fernsprecheinrichtungen anerkannt. Basistelefone verfügten und verfügen über keinen Wetterschutz oder Beleuchtung.
Einfluss des Vandalismus
Überall wo Geld eingeworfen wird, werden Diebe und Vandalen magisch angezogen. Dies war schon immer so. Auch Telefonzellen wurden nicht verschont. Bis zur Einführung der Telefonkarte verzeichneten die Deutsche Bundespost und später die Deutsche Telekom gravierende Beschädigungen ihrer aufgestellten Zellen. Neben Glasschäden, gestohlenen Hörern und Münzbehältern sowie immensen Schäden an Wählscheiben und Halterungen und komplett demolierten Häuschen wurden die Telefonzellen durch Telestationen (Basistelefone) ersetzt. Für diese konnten weder Münzen noch Telefonkarten genutzt werden, sondern nur "Calling Cards" (Guthabenkarten für ein Telefongesprächs-Kontingent mit vorausbezahltem Guthaben; Anm. d. Red.) oder "0800 freecall-Rufnummern". Diese Geräte verfügten weder über einen Kartenschlitz noch über Anzeigeelemente.
Im 21. Jahrhundert muss man, will man den eine der urigen Telefonzellen bestaunen, die Augen weit offenhalten. Denn die gelben Häuschen sind größtenteils verschwunden. Die, die noch in den Regionen stationiert sind, sind meistens versteckt, zugewuchert oder stark beschädigt. Heute bietet die Telekom ihre öffentlichen Häuschen - also Basistelefone - mit Bildschirmen, Internetzugang und Fahrplanauskünften an. Man möchte Kunden gewinnen. Ob sich dieses Konzept in Zeiten von Smartphone und Co. durchsetzen wird, sei an dieser Stelle angezweifelt.