Von André Winternitz - 25. März 2013
Die zweite Runde ist eingeläutet - es geht wieder los. Nach der fulminanten Generalprobe im letzten Jahr in Jüterbog findet das Urbex Europe Meeting (UEM) in diesem Jahr am Grabowsee statt. Für die, die im letzten Jahr dabei waren, ist es heiß ersehnt, für die, die nicht dabei waren eine echte Möglichkeit und für die, die konsequent gegen dieses Treffen sind, und waren eine neue Möglichkeit, aus dem dunklen Kämmerlein heraus mal anders Wind zu machen, als von der Instant-Bohnensuppe. Gerade sind die Poster über Facebook geteilt oder auf Webseiten eingebunden, da liest man an einzelnen Ecken bereits wieder Kommentare, bei denen man verwunderlich mit den Achseln zucken muss. Lohnt es sich, dazu Stellung zu beziehen? Die Antwort mittlerweile ist klar: Nein! Alles, was geschrieben werden musste im letzten Jahr, wurde geschrieben. Fakt ist nur, dass man sich, bevor man Stellung zu einem Thema bezieht, sich mit diesem auch auseinandergesetzt haben sollte. Sonst wird es schnell peinlich!
Wir lassen das Vergangene ruhen, einige haben sich für ihr nicht zu rechtfertigendes Handeln im letzten Jahr entschuldigt und andere meinen noch heute, sie wären die wahren Samariter unter der Sonne und würden nach König Artus Manier gegen die Kommerzialisierung und den Massenhype der Szene kämpfen - ob man nun von Hype sprechen kann oder nicht. Ein Gruppentreffen zu ignorieren und diesem fern zu bleiben und/oder sich dagegen auszusprechen ist die eine Sache und völlig in Ordnung, es aber bewusst zu boykottieren oder gar zu sabotieren eine völlig andere. Konstruktive Kritik oder ehrliche Meinungen sind - solange sie oberhalb der Gürtellinie und jenseits der koprolalen Ausdruckweise bleiben - ein gutes Recht und auch in jedem Fall verständlich. Aber jene Dinge waren im letzten Jahr - nun haben wir ein neues. All denen jedoch, die im letzten Jahr aus welchen Gründen auch immer fern geblieben sind, spreche ich eine herzliche Einladung aus - eine Einladung, sich selbst ein Bild von einer gelebten Gemeinschaft zu machen und mit unbegründeten Vorurteilen Schluss zu machen.
Eingangs erwähnt startet das UEM am 21. und 22. September 2013 am malerischen Grabowsee (Brandenburg). Unweit des Ufers fällt der Blick auf die Ruinen der ehemaligen Heilstätte Grabowsee. Die Lungenheilanstalt (1896 erbaut) hat noch heute ihren ganz besonderen Charme und gilt neben Beelitz als eine der schönsten Objekte in Deutschland. Unzählige Reportagen und Berichte gab es in den vergangenen Jahren über das rund 35 ha große Gelände mit seinen ehemals rund 30 Gebäuden, Fotografen aus dem In- und Ausland sowie Touristen (welcher Art auch immer) zieht es magisch dort hin. Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Sowjetischen Streitkräften das Gelände und die Gebäude bis 1995 als Militärkrankenhaus nutzten, ging es mit der Heilstätte konsequent bergab. Heute regieren Verfall und Natur. Ein Betreten des Geländes und/oder eine Fototour ohne Genehmigung ist strengstens untersagt und auch nicht zu empfehlen.
Dank der Unterstützung von Bernhard Hanke und seinem Verein "Kids Globe" ist es dem Organisationsteam des UEM gelungen, das diesjährige Treffen dort offiziell und genehmigt stattfinden zu lassen. Doch was geschieht dort? Fallen jetzt Horden von Urbexfotografen oder von vielen die so betitelte "Elite" dort und im Umland ein? Die Antwort ist hier ebenfalls klar: Nein! Dies war im letzten Jahr nicht so und wird auch in diesem Jahr nicht so sein. Das UEM ist eine Möglichkeit, Gleichgesinnte zu treffen und zwei Tage in und vor einer malerischen Kulisse zu verbringen. Gemeinsamer Erfahrungsaustausch, Fachsimpelei, Lightpainting-Vorführung (ohne Gewähr) und das gemütliche Ausklingen lassen des Tages stehen auf der Tagesordnung - selbstverständlich auch das ausführliche Fotografieren auf dem Gelände, ohne Zeitdruck und rechtliche Probleme. Wer sonst mit einer Fotoerlaubnis auf das Gelände möchte, zahlt 30 Euro. Beim UEM zahlen Teilnehmer für beide Tage lediglich 45 Euro. Alle Informationen hierzu gibt es auf www.urbexeuropa.eu.
Wer also ethische und/oder moralische Beweggründe hat, dem Meeting beizuwohnen oder zumindest positiver dem gegenüber eingestellt zu sein, dem sei geholfen. Man stelle sich vor, man löse ein Ticket bei einem Berliner Unternehmen um einen so genannten "geheimnisvollen Ort" zu erkunden - mit mehreren Gruppenteilnehmern logischerweise. Nach vier Stunden ist dann Schluss und die Kamera wird wieder frustriert eingepackt. Beim UEM ist das in jedem Jahr anders. Ein entspanntes Wochenende auf einem Gelände zu verbringen, zeitunabhängig und offiziell der Fotoleidenschaft nachzugehen, Gespräche zu führen und vor allem wunderbare Menschen kennenzulernen und wiederzutreffen ist dabei der Grundgedanke und wird auch so ausgelebt. Denn diese Zusammenkünfte fördern nicht nur die Gemeinschaft, sie zeigen die Gesichter hinter den Profilen. Und diese sind alles andere als arrogant, egoistisch und elitär!