Alle Jahre wieder, von März bis Oktober, ist Zeckenzeit. Die bis zu vier Millimeter großen Tiere, die zur Gattung der Spinnen gehören, sitzen im Gebüsch, auf Gräsern, im Unterholz der Wälder und in Hecken, maximal auf eineinhalb Meter Höhe. Hier werden sie von ihren Opfern beim Vorbeigehen abgestreift. Der Mythos, dass sich die Tiere gezielt von den Bäumen fallen lassen, ist falsch. Doch so lästig ein umgangssprachlicher Biss (korrekt ist "Stich") auch ist, im schlimmsten Fall können die Tiere schlimme Krankheiten übertragen, wie die Gehirnhautentzündung namens Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), Borreliose, Babesiose, Ehrlichiose, Rickettsiosen oder Neoehrlichiose. Weltweit sind etwa 900 Zeckenarten bekannt, davon leben rund 20 in Deutschland.
Zecken lieben beim Menschen dünne und warme Hautstellen - also Arme, Achseln, Kniekehlen, Kopf, Haaransatz und Hals - deshalb ist entsprechende Kleidung in jedem Fall empfehlenswert. Auch im Sommer sind beim Betreten typischer Gebiete festes Schuhwerk, lange Hosen und Oberteile von Vorteil. So können "Zugangsmöglichkeiten" für die Spinnentiere, z.B. durch das Stecken der Hose in die Socken, von vorneherein verschlossen werden. In jedem Fall sollte nach einem Gang durch Gras oder Unterholz aber trotzdem der Körper kontrolliert werden.
Hat man sich erst mal eine Zecke eingefangen, ist rasches Handeln notwendig. Am besten kann man die lästigen Spinnentiere mit einer Zeckenzange entfernen, die es im Handel oder der Apotheke gibt. Eine Pinzette erfüllt diesen Dienst allerdings auch. Die Zecke nah an der Haut greifen und vorsichtig von der Einstichstelle abziehen. Hierbei ist zu beachten, dass man die Zecke nicht herausdreht, da dabei der Kopf abreißen kann. Ist das Tier entfernt, desinfiziert man die Stelle mit Alkohol oder Jod. Auf gar keinen Fall sollte man die Zecken mit Öl oder Klebstoff einreiben, denn dadurch erhöht die dabei sterbende Zecke das Infektionsrisiko. Vorsorglich sollte man die Zecke eine Zeit aufbewahren und der Zeitpunkt sowie Befallsort notiert werden.
In Deutschland und Europa gibt es behördlich ausgewiesene „Risiko“- oder Endemiegebiete. Der Nachweis einer Infektion eines Menschen mit dem FSME-Erreger ist in Deutschland (seitens des Labors), Österreich und der Schweiz meldepflichtig. Eine reguläre FSME-Impfung empfiehlt die Ständige Impfkommission nur für die Landkreise der vom Robert-Koch-Instituts (RKI) herausgegebenen FSME-Karte. Besonders ausgeprägt ist das Risiko in Russland, Tschechien und europaweit am höchsten in den baltischen Staaten Litauen, Estland und Lettland. Eine nicht unerhebliche Bedeutung besitzt die FSME neben Deutschland, Österreich und der Schweiz vor allem in Polen, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Schweden, Finnland und der Slowakei. Nur selten wird ein Vorkommen in Frankreich, Italien, Dänemark und Griechenland beobachtet, überhaupt keines im Vereinigten Königreich, den Benelux-Ländern und auf der iberischen Halbinsel.
Wer sich impfen möchte, bekommt im Abstand von ein bis drei Monaten die ersten beiden Spritzen, dir dritte Impfung nach neun bis zwölf Monaten. Gespritzt werden abgetötete Viren, gegen die der Körper schützende Antikörper bildet. Ale drei Jahre sollte diese Impfung aufgefrischt werden (Booster). Laut dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI), dem Bundesinstitut für Impfstoffe und biochemische Arzneimittel, sind nur geringe und harmlose Nebenwirkungen bekannt. (aw)