Von André Winternitz
Es ist ein Denkmal des Größenwahns: Das "KDF-Bad" in Prora auf Rügen. Hier sollte die "Deutsche Volksgemeinschaft" entstehen: bedingungslose Gefolgschaft aus Dankbarkeit zu einem Führer, der seinem Volk einen herrlichen Urlaub ermöglichte. Hitler glaubte, nur mit erholten Arbeitern "kann man wahrhaft große Politik machen". Prora galt als kriegswichtiges Objekt - fertiggestellt wurde es nie. Mit Gründung der DDR begann die zweite, die unbekanntere, geheimnisvollere Geschichte Proras: der Ort verschwand von der Landkarte und wurde militärisches Sperrgebiet. Die Nationale Volksarmee zog ein. "Drei Worte genügen: nie wieder Rügen", so sagten die Soldaten.
In dem Film erzählen Zeitzeugen, was sie mit diesem Ort verbinden. Lutz Stiller wurde in Prora zum Fallschirmjäger und Einzelkämpfer ausgebildet. Auf einer geheimen Baustelle, zwanzig Meter unter dem Meeresspiegel, legte der Bausoldat Andreas Ilse die Fundamente für den Hafen Mukran. Und sein Kollege, der Bürgerrechtler Ralf Hirsch, gab Informationen über die Lebens- und Arbeitsbedingungen in Prora an die Illustrierte "Stern" weiter. Neben den Zeitzeugen greift die Dokumentation auf seltenes Archivmaterial zurück.
Heute ist der Koloss von Prora der Kern des Komplexes: Acht auf einer Länge von etwa 4,5 Kilometern entlang der Küste aneinandergereihte baugleiche Häuserblocks, die ursprünglich Gästehäuser werden sollten. Ungenutzte Teile des denkmalgeschützten Komplexes verfallen zusehends. In einem der Blöcke befindet sich eine Jugendherberge. Weitere Teile des gewaltigen Bauwerks sollen zu Ferienwohnungen ausgebaut werden.
Das Erste zeigt die Dokumentation von Jan N. Lorenzen am Montag, 17. Februar 2014 um 23.40 Uhr.