Schloss Reinhardsbrunn - Thüringens verlorenes Paradies

Schloss Reinhardsbrunn. Foto: MDR

Reinhardsbrunn - ein Schloss voller Geister der Vergangenheit, verlassen und trotzdem wunderschön. Die MDR-Reihe „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ geht mit der 30-minütigen Dokumentation „Schloss Reinhardsbrunn – Thüringens verlorenes Paradies“ einem spannenden Kapitel Thüringer und deutscher Geschichte nach – zu sehen am Dienstag, 13. November, um 20.45 Uhr im MDR-Fernsehen.

Reinhardsbrunn – nicht weit von Gotha, ist mehr als der Geburtsort Thüringens. Das Jagdschloss des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha, das eng verflochten ist mit dem englischen Königshaus, ist ebenso ein heiliger Ort des deutschen Mittelalters, ein legendenumwobener Fluchtort der Nazis, ein nobles Devisenhotel der DDR und ein trauriges Treuhandkapitel – kurzum: ein deutsches Geschichtslesebuch.

2018 werden die Eigentümer dieses denkmalgeschützten Schlosses, eine Firma aus Russland, durch den Freistaat Thüringen enteignet – nach 20 Jahren des Verfalls. Es ist das erste Mal, dass eine solche – völlig legale und trotzdem umstrittene – Entscheidung in Deutschland tatsächlich durchgesetzt wird. Mit dem Willen von „ganz oben“, forciert von Ministerpräsident Bodo Ramelow und unterstützt durch die breite Bevölkerung.

Warum sind die Thüringer Reinhardsbrunn so verfallen? Warum ist ihnen dieser Ort so wichtig, dass sie nichts unversucht lassen, um ihn wieder für sich zu gewinnen? Und warum kann man, wenn man einmal hier gelebt und gearbeitet hat, nicht mehr loslassen?

Der Film von Dirk Schneider begleitet Christoph von Berg, Vorsitzender des Fördervereins Schloss Reinhardsbrunn, durch das völlig verfallene Schloss am Fuß des Thüringer Waldes. Die Zuschauerinnen und Zuschauer werden mitgenommen auf eine Reise durch die Räume im Herrenhaus und balancieren über fast 200 Jahre alte Balken. Der Fördervereinsvorsitzende war übrigens der letzte Bewohner von Reinhardsbrunn. Anfang der 1990er wird der westdeutsche Manager nach Thüringen geschickt, um von dort aus für den Tchibo-Konzern den Osten zu erobern: „Wenn ich schon im Osten leben musste, dann sollte es schon ein Schloss sein ...“

Elisabeth Hügel erzählt im Film, wie sie hier – in den 1980er Jahren – am Empfang des Interhotels Reinhardsbrunn Gäste aus aller Welt begrüßte. 1993 schließt das Hotel wegen geplanter Sanierungsarbeiten. Doch seither verfällt dieser einmalige neogotische Bau, der umgeben ist von einer der immer noch schönsten Parkanlagen Ostdeutschlands. Auch Filmteams wissen diesen verwunschenen Ort zu schätzen – sei es als ideale Kulisse für Rapunzel und Luthers Ehefrau Katharina oder gar für einen Film über das Bernsteinzimmer.

Außerdem kommt Prinz Andreas von Sachsen-Coburg und Gotha in der Dokumentation wieder einmal nach Reinhardsbrunn. Sein berühmter Großvater Carl Eduard, der noch in England geboren wurde, versprach später als bekennender Nazi „seinem“ Führer Adolf Hitler das Schloss als Fluchtort.