Von Steglitz ausgehend, begehen Ines Doleschal und Bram Braam den Stadtraum auf der Suche nach urbanen Strukturen, die über die Jahre unsichtbar, ja unliebsam geworden sind. Sie interessieren sich für abseitige Orte ebenso wie für megalomane Formen brutalistischer Architektur, die die Stadtviertel prägen und jenseits der belebten Boulevards, der glanzvollen Fassaden und hippen hotspots doch ignoriert werden. Die Künstler „relozieren“ ihre Beobachtungen aus einer bisweilen tristen Realexistenz in die ihnen eigene sperrige Ästhetik und schaffen so eine neue Wertigkeit unserer teils unmittelbaren, aber kaum wahrgenommenen Umgebung.
Die 1972 geborene Ines Doleschal hat in London, Münster und an der Universität der Künste Berlin studiert. Der Niederländer Bram Braam, 1980 geboren, hat in Boxtel und Den Bosch studiert. Im vorigen Jahr wurde ihm ein Arbeitsstipendium des Berliner Senats zuerkannt. Beide leben und arbeiten in Berlin.
Ines Doleschal sucht in den Großstädten Europas nach Beispielen „mutigen“ Bauens – Gebäude, die neben aller Repräsentation auch etwas wagen – und doch oft im urbanen und sozialen Kontext scheitern, wie die Betoncluster am Londoner Themseufer, die einmal als Inbegriff modernen Bauens galten oder Zaha Hadids Wohnensemble in Wien, das aufwändig zwischen Donaukanal und Stadtautobahn platziert wurde und trotz seiner einstigen Prestigefunktion heute verlassen wirkt. Serielles Arbeiten auf kleinem Format ermöglicht der Künstlerin das Herantasten an architektonische Form, die unser Stadtbild verändert hat, im Positiven wie Negativen.
Bram Braam beschäftigt sich mit Architekturgeschichte und -philosophie der Nachkriegsära und reflektiert in seinen Arbeiten jene Beispiele der Stadtentwicklung, die an der Frage einer Idealstruktur oder spätestens in ihrer Umsetzung gescheitert sind. Seine Installationen enthalten Elemente der Präzision wie der Dekonstruktion.
Ausstellung “relocating structures”
22. April bis 14. Juni 2015
Galerie Schwartzsche Villa
Grunewaldstraße 55
12165 Berlin
Telefon (030) 90299-2212
Eintritt frei