Bocholt (lwl/aw). Männer, die beim Schützenfest mit Holzknüppeln werfen statt mit einer Armbrust zu schießen? Davon zeugen die seltenen Alltagsszenen auf den Nachkriegsbildern des Fotografen Johannes Weber, als das alliierte Waffenverbot bestand. Zu einem Vortrag über den fotografischen Nachlass der "Sammlung Weber", lädt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Donnerstag (21.6.) um 19 Uhr in die Spinnerei seines Industriemuseums Textilwerk in Bocholt ein. Stephan Sagurna vom LWL-Medienzentrum bietet in seinem Bildervortrag einen umfangreichen Einblick in das fotografische Erbe der Region und das Nottulner Dorfleben der Nachkriegszeit.
Johannes Weber, der nach dem Zweiten Weltkrieg als Handelsvertreter der Strickerei Gebr. Rhode aus Hamburg an den Stammsitz der Firma nach Nottuln zog, wurde als versierter Amateurfotograf nicht nur zum Fotografen der Unternehmerfamilie sondern auch zum Dorfchronisten. Seine Bilder erzählen von einer vergessenen Welt, die bis vor einem halben Jahrhundert in vielen Dörfern und Kleinstädten Westfalens Alltag war, und zeugen von der "Lust auf Leben!" in der entbehrungsreichen Nachkriegszeit.
Als Begleitveranstaltung der Sonderausstellungen im Textilwerk "Lust auf Leben! Fotos von Johannes Weber aus seinem Dorf, 1946-1955" und "Maschen - Mode - Macher. Deutsche Strumpfdynastien" verknüpft der Vortrag beide Ausstellungsthemen. Webers Fotografien zeigen die Entwicklung des Strumpfherstellers, des damals einzigen Industriebetriebes vor Ort, sowie die herausgehobene Position der Fabrikantenfamilie. "Besonders dieser Spannungsbogen zwischen dem Alltag der Unternehmer und dem münsterländischen Dorfleben macht einen großen Reiz der Weberschen Fotografien aus", betont Sagurna, der für das gemeinsame Ausstellungsprojekt des LWL-Medienzentrums und des Textilwerks mitverantwortlich ist.
LWL-Industriemuseum Textilwerk Bocholt, Spinnerei
Industriestraße 5, 46395 Bocholt
Datum: Donnerstag (21.6.)
Zeit: 19 Uhr
Kosten: Nur Eintritt