Dortmund (aw). Rauchende Schlote, Menschen in Kittelschürze und Blaumann: Die Ausstellung „Gesichter der Arbeit – Fotografien aus Ostberliner Industriebetrieben von Günter Krawutschke“ holt sie nun in die DASA Arbeitswelt Ausstellung. Seit dem 23. Oktober 2020 bis zum 28. März 2021 gibt es in Dortmund Werke aus einer mittlerweile längst vergangenen Zeit zu sehen. Aktueller Anlass ist der 30. Jahrestag der Deutschen Einheit. Doch nicht nur das. Was in Berlins Arbeitsstätten los gewesen ist, lässt auch ans Ruhrgebiet in den 1970er und 1980er Jahren denken. Dadurch weckt die Foto-Ausstellung nicht zuletzt so manche Erinnerung an Orte, die auch hierzulande nicht mehr existieren.
50 ausgewählte Aufnahmen vermitteln ungeschönte und teils intime Einblicke in diese verschwundene Welt. Sie dokumentieren emotionale Momente und starke Charaktere vor dem nüchternen Hintergrund des harten Arbeitsalltags: Aufnahmen, die zu DDR-Zeiten zumeist nicht veröffentlicht werden konnten.
Diese Welt kennt Günter Krawutschke wie kaum ein anderer. Seit 1965 arbeitet er als Bildreporter, vornehmlich beim Berliner Verlag. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit sind die Industriebetriebe im Ostteil der Stadt. So ist er oft in Fabriken wie dem Kabelwerk Oberspree (KWO), den Metallhütten- und Halbzeugwerke (BMHW) oder der VEB Elektrokohle Lichtenberg (EKL). Dabei interessieren ihn weniger die Produktionsabläufe oder Wirtschaftszahlen. Er ist fasziniert von den Menschen, die hier arbeiten. Neben offiziellen Presseterminen nimmt er sich die Zeit, diese Welt zu studieren und mit seiner Kamera einzufangen.
Mit der politischen Wende 1989/90 folgt ein radikaler ökonomischer Umbruch. Heute sind in den Werkhallen, in denen er Arbeiterinnen und Arbeiter sowie Jugendbrigaden fotografiert hat, oftmals Asiamärkte oder Luxuslofts.
Der Fotograf
Günter Krawutschke (geb. 1940 in Staßfurt, Sachsen-Anhalt) hat als Fotograf für den Berliner Verlag Zugang zu nahezu allen Industriebetrieben in Ostberlin gehabt. Krawutschke nutzte die Aufenthalte in den Werken, um neben den offiziellen Auftragsbildern auch nicht gestellte Fotos vom Alltag der Menschen und ihren Arbeitsbedingungen vor Ort zu machen. Parallel zu seiner Berufstätigkeit absolvierte er eine Fotografenlehre und im Anschluss ein Diplomstudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Er war Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR. Neben einer Vielzahl journalistischer Veröffentlichungen wurden seine Fotos seit 1982 in rund einem Dutzend Ausstellungen sowie in mehreren Bildbänden gewürdigt.
Die Bilder der Ausstellung sind Teil eines umfassenden Fotoarchivs, das in den letzten beiden Jahrzehnten der DDR entstanden ist. Sie sind ein einzigartiges Dokument der ostdeutschen Industriearbeiterschaft vor dem Fall der Mauer. Das Deutsche Technikmuseum erwarb 2018 einen großen Teil dieses fotografischen Werks mit über 17.000 Negativen und vielen Originalabzügen.
Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 28.03.21 zu den Öffnungszeiten der DASA (Montag-Freitag 9-16 Uhr und Samstag-Sonntag 10-18 Uhr). Bis zum 30.12.20 ist der Eintritt frei. Zur Ausstellung ist ein Begleitband erschienen. Er ist zum Preis von 26 EUR an der DASA-Kasse und im Buchhandel erhältlich.
Hinweis: Um die Eindämmung des Corona-Virus zu unterstützen, bleibt die DASA ab dem 2.11.2020 bis voraussichtlich Ende November 2020 geschlossen! Sämtliche Veranstaltungen sind erstmal auf Eis gelegt. Für Rückfragen ist der DASA-Besucherservice unter der Nummer 0231 90712645 erreichbar.