"Gladbach im Bild – Von der Momentaufnahme zur Geschichte"

Villa Heiming. Foto: Museum Schloss Rheydt/Stadtarchiv

Mönchengladbach (pmg/aw). Fotografien sind reich – reich an Erzählungen, die sich hinter den Motiven verbergen. Ob Personen, Bauten oder stadtgeschichtliche Ereignisse, festgehalten im Bild sind sie weitaus mehr als nur ein (Ab-)Bild. Genau hier setzt "Gladbach im Bild" an und fragt nicht nach Bildkompositionen, sondern interessiert sich für die Geschichte hinter dem Bild. Denn so vielfältig wie die beim Betrachten der Fotos ausgelösten Emotionen, so facettenreich und verblüffend sind ihre dahinter liegenden Erzählungen – mit teils überraschenden Wendungen. Deshalb ist nicht die fotografische Qualität, sondern der historische Kontext von Interesse. Der Prozess der Bildinszenierung wird umgekehrt, indem nach der Besonderheit der dargestellten Situation und ihrem Entstehungskontext gefragt wird.

Der Streifzug beginnt bei kulturellen Orten und Treffpunkten im Stadtraum wie der alten Künstlerkneipe "Im Kabuff". Von der Kunst und der Musik führt der Weg weiter zum Sport, zu bekannten Persönlichkeiten wie Pilates oder Borussias erstem Nationalspieler. Daneben gab es aber auch weitere, die Stadt prägende "Große" Persönlichkeiten. Entweder bekleideten sie entsprechende Ämter, traten durch ihr Äußeres in Erscheinung oder wurden in der Ferne kopiert. Kulinarischer Genuss ließ schließlich eine Heinemann-Kopie in Japan entstehen und greift das Thema Gladbacher in Japan auf.

Mit zeitlichem Abstand zu den Aufnahmen ändert sich gerade im Bereich des Fortschritts der Blickwinkel. Das erste Automatenrestaurant und das erste Reisebüro galten damals als spektakulär und besonders. Über die Automatenrestaurant, die Anfang des 20. Jahrhunderts als Inbegriff der gastronomischen Zukunft galten, ist man dagegen heutzutage eher verblüfft. So steht die Zeit auf den Momentfotografien in Wirklichkeit nicht still, sondern befindet sich im Fluss. Es ist lediglich der Fotograf der eine Sequenz einfängt und aus dem Kontext isoliert.

Auch manch unscheinbare Motive finden schließlich den Weg in die thematisch gegliederte Ausstellung: Frauen, die auf der Straße Kaffeebohnen sammeln verweisen einerseits auf die Kriegsfolgen, die Erfahrungen und auf die tragischen Schicksale der Kriegsgeneration. Andererseits waren es jene Ereignisse, die die Menschen in Bewegung setzten, sie zusammenführten und den Ausschlag für die Errichtung von Denkmälern gaben. Man denke an die Großplastik "Michael Hilf" von Walter Kniebe, die als Ehrendenkmal für die Kriegstoten des Ersten Weltkrieges errichtet wurde.

Daneben existierten aber auch andere Formen des Gedenkens, die durchaus religiöser Natur sein können: Tugendhaftes Leben und das Engagement der Gladbacherin Therese Wüllenweber führten schließlich zu ihrer Seligsprechung. Deshalb richtet sich der Blick auch auf die Verzahnung von Religion und Gesellschaft, von Kirche und Staat. Gemeinsam mit den anderen Fotografien ergeben sich auch hier übergreifende Sinngefüge und ermöglichen die Stadt aus einem neuen Blickwinkel kennenzulernen.

Rahmenprogramm

Das Veranstaltungsprogramm ermöglicht dem Besucher nicht nur einen aktuellen Blick auf die Fotografie im digitalen Zeitalter zu richten, sondern ebenfalls einzutauchen in den historischen Kontext von stadthistorischen Fotographien, bei denen weniger die fotografische Kunstfertigkeit, sondern vielmehr die Geschichte hinter dem Bild von Interesse ist. Der Medienwissenschaftler Dr. Ulrich Hägele von der Universität Tübingen richtet in seinem Fachvortrag am 17. Juni um 11:30 Uhr im Rittersaal einen Blick auf die private und professionelle digitale Bildherstellung.

Zugleich werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen dem analogen und digitalen Bild erörtert. Im Zentrum steht die Kernfrage, ob sich die Fotografien im digitalen Zeitalter verbessert haben. Die Exkursion mit dem Rad am 8. Juli um 15 Uhr nach Mönchengladbach lädt hingegen ein, mit der Projektleiterin Ricarda Hüpel, die Schauplätze, die in der Ausstellung als (Ab-) Bild vorhanden waren, vor Ort zu erkunden und zu untersuchen, ob noch etwas von den historischen Bauten und ihren spannungsvollen Geschichten existiert.

Ein spezieller Ferienkurs eröffnet Kindern die Möglichkeit, sich auf kreativer Weise dem Thema der Fotografie zu nähern. Darüber hinaus ermöglicht eine Kinderführung eine altersgerechte Vermittlung der Sonderausstellung – die wiederum mit einer Bastelaktion verbunden ist. Zur Ausstellung erscheint ein begleitendes Magazin.

Die Ausstellung am Museum Schloss Rheydt hat vor allem von dem Stadtarchiv Mönchengladbach Unterstützung erhalten, die uns mit Rat und Tat bei der Erarbeitung des Konzepts unterstützt haben. mit ihren. Gedankt sei ebenso den privaten Sammlern, Leihgebern und Autoren.

Städtisches Museum Schloss Rheydt
Schlossstraße 508, 41238 Mönchengladbach
6. Mai bis 5. August 2018