Hanau (aw). Street-Art zu unterstützen hat für die Stadtwerke Hanau bereits Tradition. So führten heimische Graffiti-Künstler in den vergangenen Jahren junge Menschen bei Workshops auf dem Firmengelände sowie auf Bürgerfest-Aktionsständen des kommunalen Energiedienstleisters an diese Kunstform heran. Nun kommt eine weitere Variante hinzu: Der Hanauer Marcel Walldorf konnte dank dreier ausrangierter Kabel-Verteilerschränke seine Ideen für eine Ausstellung in Offenbach umsetzen, die dort noch bis zum 12. Oktober in der Kressmann-Halle zu sehen ist. Geschäftsführer Steffen Maiwald unterstreicht: „Den Stadtwerken Hanau liegen Kultur-Projekte am Herzen – ausnahmsweise auch in Offenbach. In Hanau ist uns eine lebendige und aktive Stadt schon seit langem wichtigen, außer in der Kultur auch in den Bereichen Sport, Bildung und Soziales.“
Hanauer Künstler Marcel Walldorf stellt in Offenbach aus
„Dass jemand wegen Verteilerschränken für eine Kunstinstallation anfragt, war für uns neu“, berichtet Maiwald. Die grauen Kästen standen mehr oder minder unscheinbar an Hanauer Straßen oder Plätzen und erfüllten jahrelang ihren Zweck. Nach dem Tausch gegen neue hatten sie eigentlich keine Verwendung mehr, weiß Andreas Broggini von der Stadtwerke-Tochter Hanau Netz GmbH, wo Walldorf die drei Exemplare im Sommer abholte.
Aus der Sicht des Künstlers freilich erweckte einer der drei Schränke hohen Aufmerksamkeitswert. Denn auf diesem befindet sich laut Walldorf ein original sogenanntes Banksy Stencil, nämlich eine mit Hilfe einer Schablone aufgesprühte schwarze Ratte. Früher zierte sie einen Ampelschrank in der Karl-Marx-Straße. Für Walldorf ist das ein „Juwel“. Das Stenciling als Schablonen-Kunstform entstammt der Punkkultur der späten 1970er Jahre.
Walldorf gestaltet mit Hilfe der Verteilerschränke eine Ausstellung in der Kressmann-Halle am Offenbacher Hafen mit. Zu seiner Reihe verknüpfter Installationen gehören die Verteilerkästen, ebenso rote Baustellenlampen, die den Raum beleuchten, eine Betonmischmaschine und ein Bauarbeiter. Die Kressmann-Halle ist ein neuer Ausstellungsort für zeitgenössische, junge Kunst. Das dortige Gelände soll in einigen Jahren den Neubau der Hochschule für Gestaltung (HfG) beherbergen. Bis die Bauarbeiten dort beginnen, kann die Halle für Ausstellungen genutzt werden (www.kressmann-halle.de).
Walldorf, 1983 in Friedberg geboren, studierte an der HfG und an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Die Offenbacher Ausstellung mit dem Titel „Goud Mourning. Happy Ending” zeigt er zusammen mit Sonja Yakovleva. Dabei geht es Walldorf zufolge um die „Gentrifizierung Frankfurts und Offenbachs“. Er entwickelt ein Gegenbild: Stromleitungen seien „Pulsgeber moderner mobiler Gesellschaften“ und Stromverteilerschränke „Knotenpunkte dieser Lebensadern, planmäßig über die Stadt verteilt“.
Walldorfs Ausstellung mit den Stadtwerke-Verteilerschränken ist in der Kressmann-Halle (am Hafen 13, Offenbach) bis zum 12. Oktober zu sehen. Sie ist geöffnet dienstags von 10 bis 15 Uhr und donnerstags von 15 bis 20 Uhr sowie nach individueller Vereinbarung unter info@yrd.works.