Potsdam (pm/aw). Anlässlich der Schenkung einer umfassenden Fotodokumentation der Mauer-Grenzanlagen des Berliner Fotografen Matthias Kupfernagel präsentiert das Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte bis zum 24. September 2023 die Ausstellung „Entlang der Mauer. Matthias Kupfernagel. Fotografie 89/90“ mit einer Auswahl dieses historisch bedeutenden Konvoluts. „Wir danken unserem Förderverein für die Vermittlung und ganz besonders Matthias Kupfernagel für die Schenkung seiner wichtigen dokumentarischen Arbeit an das Museum, der wir anlässlich des 62. Jahrestags des Mauerbaus eine Werkschau widmen“, sagt Hannes Wittenberg, kommissarischer Direktor des Potsdam Museums.
Matthias Kupfernagel erkannte nach dem 9. November 1989 die damals sich eröffnende und zugleich schon absehbar nur zeitlich begrenzte Möglichkeit, die intakten Grenzanlagen der Berliner Mauer mit all ihren Facetten vor ihrem Abriss dokumentarisch zu erfassen. Nach längeren Verhandlungen mit den DDR-Grenztruppen erhielt er die Genehmigung und konnte sein Vorhaben vom Dezember 1989 bis zum März 1990 realisieren.
Kupfernagels annähernd 2500 Aufnahmen umfassende Dokumentation erschließt bis auf wenige Ausnahmen die gesamte Mauerlänge von 156 km, unterirdische U- und S- Bahnhöfe Berlins sowie den Grenzverlauf in Gewässern, vor allem auch im Grenzgebiet zwischen Potsdam und Berlin-Zehlendorf. Eine Besonderheit stellt die vom Fotografen in mühevoller Kleinarbeit angefertigte Kartensammlung im Maßstab 1:5000 dar. Durch sie kann jeder Aufnahme der damalige Standort sowie die Blickrichtung entnommen werden.
In einer Auswahl von 97 Motiven gewährt die Ausstellung einen Einblick in den Todesstreifen und das Niemandsland in und um Berlin zu Zeiten der Mauer – mit all seinen Absurditäten und Schikanen für die Bevölkerung beider deutscher Staaten. Jedes Foto lässt sich eindeutig kartografisch zuordnen, wodurch vor allem die zum Teil starken Veränderungen des Berliner und Potsdamer Stadtraums in über 33 Jahren Deutscher Einheit deutlich werden.
Matthias Kupfernagel, geboren 1948 in Pfaffendorf (Sächsische Schweiz), studierte zunächst Technische Kybernetik an der TU Dresden und später Bühnenbild an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Als Bühnenbildner und Fotograf arbeitete er seit 1986 hauptsächlich freischaffend, zur Zeit des Mauerfalls 1989 am Berliner Ensemble, später unter anderem in München, Schwerin, Toronto, Weimar und Chemnitz. Seine Fotografien waren bereits u.a. in Berlin, Greifswald und Dresden ausgestellt. Er lebt und arbeitet heute in Berlin und im Havelland.