Chemnitz (aw/tuc). Unter dem Titel "30 Jahre Tschernobyl - 5 Jahre Fukushima“ spricht am 2. November 2016 PD Dr. Manfred Deicher, Experimentalphysiker an der Universität des Saarlandes, beim Physikalischen Kolloquium der Technischen Universität Chemnitz. Der öffentliche Vortrag beginnt um 16 Uhr im Raum N012 des Hörsaalgebäudes, Reichenhainer Straße 90. Deicher beschreibt den Ablauf der Reaktorkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima-Daiichi, ihre Auswirkungen auf Mensch und Umwelt und den heutigen Stand zur Sicherung und Entsorgung der zerstörten Anlagen, die eine enorme technische und finanzielle Herausforderung darstellen. Im zweiten Teil seines Vortrags wird die Frage der zukünftigen Nutzung der Kernenergie diskutiert. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.
Deutschland hat den Ausstieg bis spätestens 2022 beschlossen. Weltweit wurden nach Fukushima bisher nur acht Anlagen endgültig abgeschaltet, alle in Deutschland. Die Vorhersage für den Bau von Kernkraftwerken hat sich nach Fukushima praktisch nicht verändert. Aktuell sind weltweit 59 Reaktoren im Bau, 168 in Planung oder bestellt und 345 weitere sind vorgeschlagen. Werden diese Vorhersagen realisiert, wird sich die Zahl der heute im Betrieb befindlichen Kernkraftwerke (450) mehr als verdoppeln. Kernenergie wird demnach wahrscheinlich auch zukünftig eine Rolle in der Energieversorgung der Welt spielen.
Das Ausmaß und die Natur der Schäden, die durch einen Unfall in einer kerntechnischen Anlage entstehen können, unterscheiden sich von jeder anderen Technologie. Hinzu kommt, dass die Erzeugung und Entsorgung langlebiger (200.000 bis 1.000.000 Jahre) hochradioaktiver Abfälle Fragen für viele zukünftige Generationen aufwirft. Zum Vergleich: Die Spezies Mensch ist dabei nur 200.000 Jahre alt. Darüber hinaus beinhaltet Kerntechnologie für zivile Nutzung immer auch Aspekte, die zur Herstellung von Kernwaffen genutzt werden können.
Der öffentliche Vortrag findet am 2. November 2016 im Physikalischen Kolloquium der TU Chemnitz statt.