Rarität „Feuriger Elias“ feiert 20-jähriges Jubiläum

Feuriger Elias an der Haltestelle Frankenstein. Foto: NearEMPTiness/CC BY-SA 4.0

Darmstadt (aw). Für viele Darmstädter ist der „Feurige Elias“ in den Sommermonaten ein vertrauter Anblick. Dass es sich bei der historischen Dampfstraßenbahn von 1919 um eine echte Rarität handelt, die es in dieser Form nur noch zweimal in Europa gibt, ist hierzulande eher unbekannt. Doch tatsächlich: mit Dampf auf Schienen mitten durch die Stadt, das gibt es zumindest in Deutschland nur in Darmstadt.

Seit 20 Jahren kümmert sich die Arbeitsgemeinschaft Historische HEAG-Fahrzeuge im Eisenbahnmuseum Darmstadt-Kranichstein e.V. mit großem Arbeitseinsatz und viel Herzblut um den Erhalt des seltenen Oldtimer-Zugs und organisiert seither zweimal im Jahr – im Frühsommer und im Herbst – Ausflugstouren. Von Beginn an, seit 1997, wird der Verein von Volker Feick, im Hauptberuf Fahrlehrer für die Straßenbahner der HEAG mobilo, geleitet. In den 20 Jahren hat sich sehr viel getan, lässt Feick die Zeit Revue passieren: „Selbst der Zug sieht nicht mehr so aus wie am Anfang, denn einige Wagen haben wir inzwischen getauscht. Nur die Lok ist immer noch die gleiche und auch der offene letzte Marktwagen mit der Nummer 301 ist immer noch dabei“, schildert Feick, der aus einer Eisenbahnerfamilie stammt.

War die Dampfstraßenbahn bei den Zeitgenossen wegen des Rußes und des Lärms eher unbeliebt, begeistert der Feurige Elias große und kleine Fahrgäste gleichermaßen. „Dass die Dampfstraßenbahn einmal ein solcher Erfolg werden sollte, haben wir uns 1997 nicht träumen lassen“, freut sich Feick heute.

Viel ehrenamtliches Engagement

Eine Dampflok zu betreiben, ist alles andere als leicht: Woher bekommt man geeignete Kohle und wer ist heute noch berechtigt, eine Dampflok zu führen? Was tut man, wenn der mehr als 100 Jahre alte Kessel instand gesetzt werden muss – wie vor einigen Jahren. Feick weiß dazu viele Geschichten zu erzählen und verweist dabei auf die vielen aktiven Vereinsmitglieder der Arge, die sich ehrenamtlich mit ihm um die Realisierung der Fahrten kümmern. Heute umfasst der Verein 43 aktive und 35 passive Mitglieder und wird von zahlreichen Sponsoren unterstützt – nicht zuletzt von der HEAG mobilo.

Befragt nach seinem Wunsch für die Zukunft, ist für Feick die Antwort klar: „Viele engagierte Helfer und ausreichend finanzielle Unterstützung, damit der Feurige Elias weiter fahren kann“. Die alljährlichen Ausflugstouren sind für den gesamten Verein das Highlight im Jahr. Die fröhlichen Gesichter der Fahrgäste in der Bahn und die winkenden Zuschauer am Straßenrand lassen die Mühe, die dahinter steckt, vergessen.

Dampfstraßenbahnzeit währte 36 Jahre

1886 ging erstmals ein kleines Straßenbahnnetz in Darmstadt in Betrieb. Die Dampflokomotive fuhr damals mit vier bis fünf Personenwagen von der Residenzstadt zum damaligen Truppenübungsplatz in Griesheim und zum beliebten Ausflugsziel nach Eberstadt, bis sie im Jahr 1922 aus dem Stadtbild verschwand. Neben der Dampflok stellt der Wagen 4 ein besonderes Schmuckstück dar. Der geschlossene Personenwagen bietet den Fahrgästen Ambiente von 1886 und Schutz bei schlechtem Wetter.

Am kommenden Wochenende, am 4. Juni, ist der Auftakt für die diesjährige Jubiläumssaison. Bis zum 25. Juni schnauft der „Feurige Elias“ an Sonn- und Feiertagen in beschaulichem Tempo in vier Fahrten von Darmstadt-Eberstadt an die schöne Bergstraße nach Alsbach. Die Tour beginnt jeweils in Darmstadt-Eberstadt an der Haltestelle „Frankenstein“ (Seeheimer Straße 70) und endet in Alsbach, einem beliebten Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen.

Betriebstage

4., 5., 11., 15., 18. und 25. Juni
Abfahrtzeiten
Darmstadt-Eberstadt, „Haltestelle Frankenstein“
Sonn- und feiertags
11.10 Uhr, 13.10 Uhr, 15.10 Uhr, 17.10 Uhr
Alsbach, Haltestelle „Am Hinkelstein“
Sonn- und feiertags
11.45 Uhr, 13.45 Uhr, 15.45 Uhr, 17.45 Uhr
Die Fahrtzeit beträgt jeweils zirka 25 Minuten.
Fahrpreise (einfache Fahrt)
Erwachsene 4,50 €
Kinder (4 -14 J.) 2,00 €.
Familien (2 Erw. + max. 3 Kinder) 9,00 €.

Der Zug verkehrt auf der genannten Strecke ohne Zwischenhalt. Fahrkarten gibt es direkt beim Schaffner. Gruppen ab zehn Personen werden gebeten, ihre Fahrtwünsche bei Herrn Volker Feick unter der Telefonnummer 0172 692 3991 anzumelden.

Aus Platzgründen ist die Mitnahme von Fahrrädern und schweren Traglasten nicht möglich. Wegen des leichten Rußflugs und der zum Teil offenen Anhänger empfiehlt es sich, bei der Fahrt wetterfeste und unempfindliche Kleidung zu tragen. Nach der Sommerpause geht's ab Ende August auf der Strecke nach Griesheim weiter. Mehr Informationen zur Arge Historische HEAG-Fahrzeuge finden Sie unter www.historische-heag-fahrzeuge.de.

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.