Berlin (aw). Die Berliner Hermann-Henselmann-Stiftungng lädt in Kooperation mit dem Helle Panke e.V. viermal sonntags zu Spaziergängen zur Geschichte des Wohnens und der Wohnpolitik in Berlin. Los geht es jeweils um 15 Uhr am 23. April 2017 mit der Großsiedlung Siemensstadt. Diese ist als Teil der Reformbewegung der Weimarer Zeit setzte den katastrophalen Wohnverhältnissen der Arbeiterschicht im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts Wohnräume mit Luft, Licht und Durchgrünung entgegen. In diesem Rundgang werden die Neuerungen dieser architektonisch wegweisenden Arbeitersiedlung als Antwort auf die sozialen Probleme der Jahrhundertwendezeit erläutert.
Am 21. Mai steht die Karl-Marx-Allee im Mittelpunkt. Anhand der stadtplanerischen Neugestaltung entlang der Frankfurter Allee nach 1945 lässt sich die baupolitische Entwicklung der DDR auch heute noch ablesen. Knüpfte man mit den Laubenganghäusern Scharouns noch an die Tradition des sozialen Wohnungsbaus der Vorkriegszeit an, musste schon bald ein neuer Stil her, der die Identität der sozialistischen Arbeiterschaft proklamieren sollte. Der aufwändige Baustil mit repräsentativen Fassaden und komfortablen Wohnungen entlang der Karl-Marx-Allee konnte jedoch nur als Paradebeispiel dienen. Bedingt durch ökonomische Zwänge gelangte man schließlich zu einem modularisierten Plattenbau, der sich eindrucksvoll am Bauabschnitt II der Straße zeigt. Der Spaziergang führt an den Highlights der architektonischen Achse Frankfurter Allee - Karl-Marx-Allee entlang und nimmt insbesondere die mit den jeweiligen Bauformen verbundenen Vorstellungen in den Blick.
Am 25. Juni findet der Spaziergang durch das Hansa-Viertel statt. Als Pendant zu den "Palästen für das Volk" auf der Karl-Marx-Allee entstand in West-Berlin im Hansa-Viertel im Rahmen der IBA 1957 ein Demonstrationsraum des internationalen Neuen Bauens. Eine Vielzahl von Architekten stellte einen großen Variantenreichtum von Baumaterialien und -konstruktionen sowie Grundrissen vor. Dieser Spaziergang wird das Hansa-Viertel nicht als einfachen Entwurf eines freiheitlich-westlichen Bauens erschließen, sondern vielmehr als Spielwiese einer Architektengeneration des nachkriegsmodernen Bauens.
Der vierte Spaziergang führt die Teilnehmer am 30. Juli in die Gartenstadt Lichterfelde Süd. Diese wurde mit ihrem historischen Bestand aus den 30er und 60er Jahren seit 2013 umfassend saniert. Hierbei mündet der architekturhistorische Bogen der vorangegangenen Rundgänge in die heutigen Anforderungen urbaner Wohnraumplanung. Insbesondere der Facettenreichtum der Schlaglichter zeitgenössischer Debatten vom ökologischen und altersgerechten Leben steht hier im Vordergrund. Dirk Lausch, Pressesprecher der besitzenden Wohnungsbaugesellschaft, erläutert auf diesem Spaziergang das umfassende Sanierungskonzept. Neben den sozialen Aspekten (altersgerechtes und sozialverträgliches Bauen) werden auch eine Vielzahl ökologischer Maßnahmen zu Energieversorgung und Einsparlösungen erläutert, die in diesem Projekt ergriffen worden sind.
Die Spaziergänge in der Übersicht
Sonntag 23. April 2017 · Ringsiedlung
Die Großsiedlung Siemensstadt
Referentin: Franziska Klemstein (Kunsthistorikerin)
Treffpunkt: U-Bahnhof Siemensdamm, Jungfernheideweg Ecke Mäckeritzstraße
Sonntag 21. Mai 2017 · Karl-Marx-Allee
Gebaute Politik Ost: Vom Zuckerbäckerstil zum funktionalen Bauen
Referentin: Lina Rehork (Kunsthistorikerin)
Treffpunkt: U 5 Weberwiese, südwestlicher U-Bahnausgang an der Karl-Marx-Allee 102-104 (Laubenganghäuser Scharoun)
Sonntag 25. Juni 2017 · Hansa-Viertel
Gebaute Politik West: Die Utopie der "Stadt von Morgen"
Referentin: Lina Rehork (Kunsthistorikerin)
Treffpunkt: S-Bahn Tiergarten am ehem. Berlin-Pavillon (heute Burger King), Straße des 17. Juni Ecke Klopstockstraße
Sonntag 30. Juli 2017 · Gartenstadt Lichterfelde Süd
Energieeffizient und generationengerecht: Wohnen heute
Referent: Dirk Lausch (Pressesprecher Märkische Scholle)
Treffpunkt: Vor dem Gebäude Ostpreußendamm 101, 12207 Berlin