Vortrag über das Bessemer-Stahlwerk der Henrichshütte

Das Bessemer-Stahlwerk der Henrichshütte Hattingen heute. Foto: LWL/Hudemann

Hattingen (lwl). Um das Bessemer-Stahlwerk der Henrichshütte geht es in einem Vortrag, zu dem der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Mittwoch (23.11.) um 18 Uhr in sein Hattinger Industriemuseum einlädt. Dr. Olaf Schmidt-Rutsch spricht im Rahmen der interdisziplinären Vortragsreihe "Wissenschaftsgeschichte des Ruhrgebiets" über Bauforschung und Digitalisierung.

Lange Zeit stand das ehemalige Bessemer-Stahlwerk der Henrichshütte eher unscheinbar im Schatten des Hochofens. Dass es sich bei dem Gebäude um ein Industriedenkmal europäischen Rangs handelt, haben erst kürzlich Untersuchungen. belegt. Danach führt die Geschichte des 1873 errichteten Bessemer-Stahlwerks zurück in die Anfänge des industriellen Stahlkochens.

Zu dieser Zeit investierte die 1854 gegründete Henrichshütte in moderne Großtechnologie: Ohne das von Henry Bessemer entwickelte Verfahren, bei dem über das Einblasen von Luft in eine "Birne" aus Roheisen Stahl gekocht wurde, wäre es kaum möglich gewesen, die enorme Nachfrage nach dem Werkstoff der Industriellen Revolution zu befriedigen. "Während sich das Verfahren in der Stahlindustrie bald durchsetzte, wurde es in Hattingen zum Flop", weiß Schmidt-Rusch. Nach nur einem Betriebsjahr entschied ein neuer Eigentümer, die Birnen nach Dortmund zu schaffen und dort weiter zu verwenden. Das Gebäude blieb ohne seine revolutionäre technische Einrichtung erhalten, seine ursprüngliche Funktion jedoch geriet weitgehend in Vergessenheit.

Das war Anlass für eine Spurensuche besonderer Art: Anhand digitaler Modelle überprüften die Fachleute des LWL-Industriemuseums Theorien und Fakten der Gebäudenutzung und rekonstruierten das ursprüngliche Aussehen des Stahlwerkes. Das Bessemer-Stahlwerk ist nur ein Beispiel für die Anwendung digitaler Modelle im Industriemuseum. So werden im Vortrag auch weitere Projekte wie die Rekonstruktion der Dortmunder Zeche Zollern I und die Digitalisierung der untertägigen Geschichte der Zeche Nachtigall in Witten dargestellt.

Der Vortrag ist Teil einer interdisziplinären Vortragsreihe, die von der Forschungsplattform "Wissenschaftsgeschichte des Ruhrgebiets" des Wissenschaftsforums Ruhr e.V. koordiniert wird. Der Eintritt ist frei. Da auch eine Begehung des Denkmals möglich ist, sind entsprechende wetterfeste Kleidung und festes Schuhwerk sinnvoll.

LWL-Industriemuseum Henrichshütte Hattingen
Werksstraße 31-33
45527 Hattingen