„Wunderkammer Piesberg“: Kohlebergbau und Steinindustrie „erfahren“

Am 7. August holen die Mitglieder des Vereins Feldbahn Piesberg Osnabrück e. V. ihre historischen Lokomotiven und Loren aus den Lokschuppen und bieten großen und kleinen Gästen spannende Einblicke in die Geschichte des Piesbergs. Foto: Stadt Osnabrück

Osnabrück (pm/aw). Die „Wunderkammer Piesberg“ öffnet am Sonntag, 7. August, zwischen 10 und 18 Uhr wieder ihre Türen. Im Mittelpunkt stehen an diesem Tag die Feldbahn und die Ruine des Stüveschachtes. Bei zwei Führungen erhalten die Gäste Einblicke in die Geschichte der ehemaligen Kohlezeche Piesberg und in die Entwicklung der Steinindustrie. Die Feldbahn verkehrt zwischen den Bahnhöfen Südstieg, Haseschacht und Stüveschacht. Am Bahnhof Haseschacht werden verschiedene Feldbahnlokomotiven präsentiert und am Stüveschacht gibt es einen Infostand. Auch am MIK, am Zechenbahnhof und am Piesberger Gesellschaftshaus erwartet die großen und kleinen Gäste wieder ein vielfältiges abwechslungsreiches Programm. Ein Besuch lohnt sich.

Der langjährige Abbau von hochwertiger Anthrazitkohle und hartem Karbonquarzit hat das heutige Landschaftsbild am Piesberg stark geprägt. Besonders beeindruckend ist der Blick in den riesigen Steinbruch. Aber auch die unter Denkmalschutz stehenden historischen Gebäude und Anlagen zeugen von der bewegten Geschichte des Piesbergs. Diese Geschichte machen die Vereine und Institutionen am Piesberg für ihre Gäste im wahrsten Sinne des Wortes „erfahrbar“. So bieten die kleinen Feldbahnzüge auf schmaler Spur des Vereins Feldbahn Piesberg Osnabrück e. V. ihren kleinen und großen Gästen Fahrvergnügen und Abkürzungen der Wanderwege am Piesberg. Zwischen 10 und 18 Uhr verkehren sie in halbstündlichem Takt zwischen den drei Bahnhöfen Südstieg, Haseschacht und Stüveschacht. Eine Hin- und Rückfahrt auf der gesamten Strecke kostet 5 Euro (Erwachsene) bzw. 2 Euro (Kinder 4 bis 14 Jahre). Eine Hin- und Rückfahrt für die Teilstrecken Nord oder Süd beträgt jeweils 3 Euro (Erwachsene) bzw. 1 Euro (Kinder). Fahrkarten sind am Bahnhof Haseschacht oberhalb des Fürstenauer Weges erhältlich.

Noch bis Anfang der 1960er Jahre waren die Feldbahnen am Piesberg reine Arbeitsbahnen, die auf einem Gleisnetz von ca. 110 Kilometern für den Transport der Steine aus dem Steinbruch sorgten. Als eine der Lokomotiven, die die beiden Züge mit den Fahrgästen zieht, wird eine Lok der Firma Deutz, Baujahr 1955, eingesetzt. Sie ist die einzige, die nach der Ablösung der Feldbahnen am Piesberg durch Lastkraftwagen der Verschrottung entgangen ist und über Umwege in anderen Betrieben vom Verein 2003 erworben werden konnte. Drei weitere historische Feldbahnlokomotiven werden auf den Abstellgleisen im Bereich des Bahnhofs am Haseschacht zu sehen sein. Außerdem verkehren auf der Nordstrecke abwechselnd zwei Züge mit Loren, die so einen kleinen Einblick in den ehemaligen Arbeitsbetrieb vermitteln.

In Kooperation mit Stadt-Land-Führungen Osnabrück und dem Förderverein Stüveschacht bietet der Feldbahnverein um 10 Uhr und um 14 Uhr zwei Führungen entlang der Nordstrecke in Richtung Stüveschacht an. Los geht es mit einer Fahrt ab dem Bahnhof am Haseschacht am Fürstenauer Weg 180 (nahe der Bushaltestelle Industriemuseum). Die Strecke verläuft stellenweise auf den alten Fahrtrassen, so dass während der Fahrt noch sichtbare Relikte des ehemaligen Feldbahnbetriebs entdeckt werden können. Außerdem erfahren die Gäste Wissenswertes zur Entwicklung der Steinindustrie und zum Abbau der Anthrazitkohle bis 1898. Ein Höhepunkt ist der Besuch der historischen Ruine am Stüveschacht. Der Förderverein Stüveschacht e.V. hat dieses beeindruckende Gebäude in den letzten Jahren mit viel Engagement saniert. Die Akteure informieren ganztags über die spannende und tragische Bergbaugeschichte dieses historischen Gebäudes, berichten über die umfassende Wiederherrichtung und halten Erfrischungen für Groß und Klein bereit. Ausgehend vom Stüveschacht geht die Führung zu Fuß zurück. Sie dauert rund 1,5 Stunden. Anmeldungen sind telefonisch unter 0541 2029972 möglich.

Familien können eine Feldbahnfahrt auch mit einer Fossilien-Expedition auf der Felsrippe verbinden. Das Piesberger Gesellschaftshaus an der Glückaufstraße verleiht hierfür zwischen 14 und 16 Uhr entsprechend ausgestattete Rucksäcke. Am Bahnhof Südstieg beginnt der Aufstieg auf die Piesberger Felsrippe über die steile Erdzeitaltertreppe. Oben angekommen werden alle mit einem gigantischen Ausblick über Osnabrück und einem atemberaubenden Einblick in den Steinbruch der Firma Papenburg belohnt. Die farbigen Gesteinsschichten an den Felswänden des Steinbruchs geben einen Einblick in eine 300 Millionen Jahre alte Erdgeschichte. Mit etwas Glück und einem Fernglas, lassen sich in den schwarzen Kohlebändern die Reste von freigelegten Holzständern aus der Zeit des untertägigen Kohleabbaus entdecken. Im Schatten der Windkraftanlage können die Kinder in einem Haufen von Piesberger Tonstein nach Fossilien suchen.

Wer tiefer in die Geschichte rund um Bergbau und Steinindustrie am Piesberg einsteigen möchte, dem sei die Dauerausstellung „Mensch, Natur, Wirtschaft“ im Haseschachtgebäude des MIK Museum Industriekultur am Fürstenauer Weg ans Herz gelegt. Nicht nur historische Objekte, sondern auch zahlreiche Mitmach-Stationen und eine eigene Kinderspur vermitteln das Leben und Arbeiten der Menschen vor 150 Jahren auf spannende, lebendige Weise. Mächtige Dampfmaschinen lassen den Boden beben und ein gläserner Fahrstuhl bringt die Besucherinnen und Besucher 30 Meter in die Tiefe in den begehbaren Hasestollen. An dessen Ende angekommen, gelangt man durch das Mundloch wieder ans Tageslicht. Hier, am zweiten Standort des MIK am Süberweg, begrüßen zwischen 10 und 13 Uhr die Old- und Youngtimer alle an historischen Fahrzeugen Interessierten. Kinder können bis 18 Uhr kostenfrei den historischen Tante-Emma-Laden im Pferdestall erkunden und in das Magazingebäude lockt die Sonderausstellung „Future Food. Essen für eine Welt von morgen“. Eine Führung durch diese Ausstellung beginnt um 14.30 Uhr.

Auch für das leibliche Wohl ist an diesem Tag gesorgt. Um 11 Uhr eröffnet das Café MIK zusätzlich zur Café-Terrasse eine neue Außengastronomie und bereichert damit das kulinarische Angebot am Piesberg. Der Betreiber Helge Weber weiht seine neue Küche ein und verwöhnt künftig immer sonntags die Gäste am Piesberg auch mit herzhaften Speisen. Ab 14 Uhr öffnetet zudem das Sonntagscafé im Kastaniengarten des Piesberger Gesellschaftshauses. Am Stüveschacht gibt der Förderverein an durstige Wanderer Getränke aus und hält süße Überraschungen für die Kinder bereit.

Auch an dem nahe des Stichkanals gelegenen Zechenbahnhof kommen die großen und kleinen Gäste voll auf ihre Kosten. So bieten die Osnabrücker Dampflokfreunde auf Wunsch Führungen durch die historische Fahrzeugsammlung an. Zwischen 11 und 17 Uhr fährt in der Nähe des Stellwerks die Piesberger 5-Zoll-Kleinbahn und lädt Gäste zur Mitfahrt rund um ein kleines Wäldchen ein. Ein weiterer Höhepunkt sind die Pendelfahrten zwischen dem Zechenbahnhof und dem Osnabrücker Hafen in historischen Wagen der 1920er und 1930er-Jahre. Los geht es ab dem Zechenbahnhof um 10.35 / 11.35 / 13.35 / 14.35 / 15.35 / 16.35 und um 17.35 Uhr. Die Fahrten ab dem Ost-Bahnhof im Osnabrücker Hafen (hinter Nettes Café) starten um 11 / 12 / 14 / 15 / 16 / 17 und um 18 Uhr. Eine Strecke dauert etwa 15 Minuten. Die Hin- und Rückfahrt kostet 5 Euro (Erwachsene), 3 Euro (Kinder) bzw. 13 Euro (Familienkarte). Diese Pendelfahrten lassen sich auch sehr gut mit einer Piesberg-Anreise per Fahrrad (zum Beispiel entlang des Haseuferweges oder des Kanalradweges) kombinieren.