Aus U-Boot-Bunker "Martha" wurde hochmodernes Rechenzentrum

Deutscher U-Boot-Bunker Martha aus dem Zweiten Weltkrieg im Hafen von Marseille. Foto: Lu-xin/CC BY-SA 4.0

Marseille (aw). Der U-Boot-Bunker "Martha" war ein unvollendeter deutscher U-Boot-Bunker, der im Hafen von Marseille (Frankreich) errichtet wurde. Der Bunker liegt heute nicht mehr direkt am Wasser, da die Baugrube nach dem Krieg zugeschüttet wurde. Die Anlage wird heute zivil genutzt, dient seit Juli dieses Jahres einer Firma als Rechenzentrum. Von hier aus werden Datenverbindungen nach Afrika und Asien betrieben. 50 Rechenzentren in Europa, davon 15 in Deutschland, betreibt das Unternehmen derzeit.

Nachdem im November 1942 durch das Unternehmen Anton ganz Frankreich besetzt worden war, wurde der Bau von U-Boot-Bunkern an der Mittelmeerküste Frankreichs beschlossen. Im Dezember 1942 wurden mögliche Standorte geprüft und im Januar 1943 wurde Marseille als Standort bestimmt. Mit dem Bau wurde Wayss & Freytag beauftragt. Aufgrund der schlechten Bodenbeschaffenheit, die eine Bodenplatte als Fundament erforderte, wurde mit einer Bauzeit von mindestens zwei Jahren gerechnet.

Am 2. Dezember 1943 wurde die Baustelle durch 46 B-17 bombardiert, was zu weiteren Verzögerungen beim Bau führte, da unter anderem die Spundwände der Baugrube beschädigt wurden. Am 27. Mai 1944 griffen amerikanische Bomber die deutschen Militäranlagen in Marseille an.

Im August 1944 erfolgte während der Operation Dragoon die Landung der Alliierten an der Côte d’Azur. Die Bauarbeiten am Bunker wurden daraufhin eingestellt. Am 28. August kapitulierten die Wehrmachtseinheiten in Marseille. Im Jahr 2018 erwarb die Firma Interxion, ein Anbieter von Rechenzentrums-Dienstleistungen, den Bunker, um dort ihr drittes Datencenter in Marseille zu errichten. Die Kosten für das Projekt werden mit 140 Mio. Euro angegeben. Die Einweihung erfolgte am 11. Juli 2020.