Mit einem exklusiven Blick auf das 1986 havarierte Kernkraftwerk Tschernobyl hat in der nahe gelegenen und gleichnamigen Stadt nun ein Hostel für Touristen eröffnet. Wie die Hostelverwalterin Swetlana Grischtschenko der Deutschen Presse-Agentur (dpa) berichtete, haben bereits zahlreiche Touristen aus aller Welt in den 50 Ein- bis Dreibettzimmern übernachtet. Diese sind für umgerechnet sieben Euro - inklusive Dusche, Fernsehen und WLAN zu haben. Für die Verpflegung steht in der Sperrzone eine Kantine und ein Shop bereit. Geplant ist eine Erweiterung des Hostels auf 102 Zimmer.
Touristen, die das Kraftwerk sowie die Geisterstadt Prypjat beuchen wollen, benötigen eine spezielle Genehmigung. Zahlreiche Veranstalter bieten seit Jahren geführte Touren in die Sperrzone an. Tschernobyl und Prypjat gehören zum so genannten "Dark Tourism" - also Orte, die in gewisser Art und Weise alles andere versprechen, als Urlaubsidylle im herkömmlichen Sinn. Schlachtfelder, Konzentrationslager, Gefängnisse, Massengräber, Mord-, Spukhäuser und Orte, die man mit Unglücken und Katastrophen verbindet. Die Palette ist (fast) grenzenlos.
Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl ereignete sich am 26. April 1986 und gilt laut der Internationalen Bewertungsskala (INES) für nukleare Ereignisse neben der Nuklearkatastrophe von Fukushima als schlimmste Havarie in der Geschichte der Kernenergienutzung. Der Reaktor Block IV des Kernkraftwerks explodierte, es gelangten radioaktive Stoffe in die Erdatmosphäre, die infolge radioaktiven Niederschlags hauptsächlich die Region nordöstlich von Tschernobyl sowie viele Länder in Europa kontaminierten. Bis heute ist die Region unbewohnbar, Mensch und Natur kämpfen mit den Spätfolgen.